Freelancer-Studie​: IT-Freiberufler fühlen sich wohl und verdienen viel​

Die Corona-Lockdowns sorgten noch bei manchem IT-Freiberufler für Sorgenfalten. Doch laut einer aktuellen Studie laufen die Geschäfte nun wieder bestens.

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(Bild: fizkes/Shutterstock.com)

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Von
  • Peter Ilg
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IT-Freiberufler sind maximal ausgelastet, bei ihrer Altersvorsorge setzen sie auf traditionelle Formen und ihr Stundensatz liegt auf Rekordniveau. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer Freiberuflerstudie der Jobplattform Freelancermap. Die seit 2016 durchgeführte Marktstudie beschränkt sich auf den deutschsprachigen Raum. Für die diesjährige Untersuchung wurden die Umfrageergebnisse von 2.112 Freiberuflern analysiert.

"Die Einschätzung und Finanzlage der Studienteilnehmer zeigt, dass eine positive Stimmung auf dem Projektmarkt für Freiberufler herrscht", sagt Thomas Maas, CEO von Freelancermap. Freiberufler würden sich in ihrer Rolle als freie Experten aktuell wohlfühlen und ihre wirtschaftliche Lage als stabil einschätzen. Die Datenerhebung fand von Februar bis Mai dieses Jahres auf verschiedenen Kanälen statt: der Website des Jobportals, via Social Media und per E-Mail.

Aktuell verrechnen Freiberufler einen Stundensatz von durchschnittlich 96 Euro, das sind zwei Euro mehr als im vergangenen Jahr. Zwischen den beiden Coronajahren stagnierte der Zuwachs bei den Stundensätzen, jetzt liegt er auf dem Höchststand seit der ersten Studie vor sieben Jahren. Damals bekamen Freiberufler 14 Euro weniger.

(Bild: Freelancermap)

„Die Belastung durch die Pandemie scheint das Geschäft nunmehr kaum noch zu beeinflussen“, sagt Maas. Aufgrund maximaler Kapazitätsauslastung bearbeiten Freiberufler im Schnitt jährlich neun von 94 angebotenen Projekten. In diesen zahlreichen Anfragen zeigt sich der IT-Fachkräftemangel deutlich. Der Auftragsmarkt für Freiberufler entspricht dem Arbeitsmarkt von Angestellten: Die Nachfrage ist größer als das Angebot. Freiberufler können sich ihre Projekte aussuchen.

Mit 109 Euro bekommen Manager den höchsten Stundensatz, gefolgt von Beratern (106 Euro) und Projektleitern (103 Euro). Projektmitarbeiter liegen mit 81 Euro am Ende des Stundensatzrankings. Freelancer mit Universitätsabschluss haben den höchsten Stundensatz (98 Euro), Fachhochschüler liegen zwei Euro darunter. Ohne Studium beträgt der Stundensatz 91 Euro.

74 Prozent der Freiberufler haben einen akademischen Abschluss. Die Luft- und Raumfahrtindustrie zahlt mit durchschnittlich 109 Euro am besten, Medien mit 70 Euro am schlechtesten. SAP-Experten bekommen mit 116 Euro pro Stunde am meisten Geld. Das sind 11 Euro mehr als im vergangenen Jahr. Dieser Anstieg zeigt, wie gefragt das Fachgebiet SAP ist. Grafik, Content, Medien liegen mit 66 Euro weit abgeschlagen auf dem letzten Platz der Fachgebiete.

Im Vergleich der drei DACH-Länder liegt Deutschland mit 95 Euro hinten, Österreich mit 98 Euro in der Mitte und die Schweiz mit 132 Euro weit vorne. In Deutschland führen die Bundesländer Hamburg und das Saarland mit jeweils 102 Euro das Ranking an, Bremen ist mit 67 Euro weit abgeschlagen. Der Stundensatz von Männern liegt mit 97 Euro um 9 Euro über dem von Frauen. Im Vergleich zu ihren fest angestellten Kollegen geben 63 Prozent der Selbstständigen an, mehr als diese zu verdienen.

6.178 Euro netto verdienen IT-Freiberufler monatlich durch ihre Projektarbeit. Damit sind 72 Prozent zufrieden. Beim Beginn ihrer Selbständigkeit hatten Freelancer ein Startkapital von 10.000 Euro. Neueinsteigern raten sie zu 15.000 Euro. Bei der Auswahl der Projekte ist die Höhe des Stundensatzes entscheidend: Drei von vier würden einen Auftrag ablehnen, wenn der gebotene Satz zu niedrig ausfällt.

Insgesamt sind mehr als 90 Prozent der Freelancer sehr zufrieden oder zufrieden mit ihrer freiberuflichen Tätigkeit. „Deshalb möchte nur ein geringer Teil von 6 Prozent in eine Festanstellung wechseln“, sagt Maas. Das Homeoffice ist mit knapp 60 Prozent Zustimmung der mit Abstand beliebteste Arbeitsort von Freiberuflern.

Jeweils ein Viertel arbeitet als Entwickler oder Berater. Diese beiden Projektrollen sind somit die dominierenden Aufgaben für Freiberufler. Die Mehrzahl (68 Prozent) der Freelancer sind gleich vollständig Freiberufler geworden, ohne diesen Status vorher nebenberuflich auszuprobieren. 78 Prozent geben als Grund für ihren Schritt in die Freiberuflichkeit Unabhängigkeit an, gefolgt von besseren Verdienstmöglichkeiten (48 Prozent). 13 Jahre Berufserfahrung sammeln Freelancer vor dem Beginn ihrer Selbständigkeit, dann sind sie 38 Jahre.

Für die meisten (58 Prozent) ist die Akquise von Projekten die größte Herausforderung. 90 Prozent begründen ihren Erfolg mit Fachwissen und 83 Prozent mit ihrer Arbeitserfahrung. Kommunikationsfähigkeit, Problemlösungskompetenz und Eigenmotivation werden als die wichtigsten Softskills genannt, die Freelancer haben müssen. Zu Beginn ihrer Selbständigkeit haben 60 Prozent den Fehler gemacht, zu niedrige Stundensätze zu berechnen. Freiberufler arbeiten 42 Stunden pro Woche und geben sich 27 Tage Urlaub im Jahr. Das ist ähnlich wie bei Festangestellten.

(Bild: Freelancermap)

Im Durchschnitt werden pro Monat 1.097 Euro in den Ruhestand investiert. Mit jeweils 58 Prozent liegen die gesetzliche Rentenversicherung und Wertpapiere gleichauf. 54 Prozent bauen bei ihrer Altersvorsorge auf Immobilien und 43 Prozent auf private Rentenversicherung. Das Renteneintrittsalter liegt bei 64 Jahren.

Zwei Drittel bewerten die aktuelle Auftragslage als gut bis sehr gut und 7 Prozent als schlecht bis sehr schlecht. Die Hälfte geht davon aus, dass sich die Auftragslage nicht ändern wird, ein gutes Drittel geht sogar von einer noch besseren Auftragslage aus. 92 Prozent würden sich wieder selbstständig machen. "Dieser hohe Wert kann potenziellen Freiberuflern die Angst vor diesem Schritt nehmen", sagt Maas. Die scheinen derzeit auch unbegründet bei dem guten Einkommen, der hohen Nachfrage und der rosigen Zukunft.

(axk)