Freispruch für DVD-Hacker
Das Gericht in Oslo befindet Jon Johansen, der für seine Mitarbeit an dem DVD-Hacker-Tool angeklagt ist, für unschuldig in allen Anklagepunkten.
Im Prozess um den Norweger Jon Johansen ist das Urteil gefallen. Das Gericht in Oslo befindet den 19-Jährigen für nicht schuldig. Damit geht ein Prozess zu Ende, der vor fast genau einem Jahr begann. Die Staatsanwälte hatten den Tüftler seinerzeit für seine Mitarbeit an der Herstellung des DVD-Hacker-Tools DeCSS und wegen der Verbreitung des Codes im Internet angeklagt. Die Richterin Irene Sogn sprach Johansen nun in allen Punkten frei, berichtet die norwegische Zeitung Aftenposten. Johansen drohten bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe, Geldbußen und Schadensersatzzahlungen wegen illegaler Umgehung einer Sicherheitsvorkehrung.
Insbesondere die US-amerikanische Filmindustrie (MPAA) hatte großes Interesse an einer Verurteilung, heißt es. Sie sowie die Ankläger waren weniger an einer Strafe für Johansen persönlich interessiert, sondern eher daran, ein Grundsatzurteil zu erlangen. Dieses Vorhaben ist gründlich misslungen. Die Richter waren der Meinung, Johansen habe rechtens gehandelt, weil er den Kopierschutz zu privaten Zwecken aushebeln wollte. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass er illegal gehandelt habe, meint die Richterin in ihrer Urteilsbegründung.
Johansen hatte im Alter von 16 Jahren mit Entwicklern aus Deutschland, Russland, Großbritannien, den Niederlanden und USA zusammengearbeitet, um DeCSS zu entwickeln und zu verbreiten, hieß es laut Anklage. Der junge Norweger argumentierte, er habe an DeCSS gearbeitet, damit er mit dem Content Scrambling System (CSS) geschützte DVDs auf seinem Linux-System abspielen könne. Das Tool war im Herbst 1999 vom Hacker-Trio MoRE veröffentlicht worden, deren einziges namentlich bekanntes Mitglied der damals 16-jährige Jon Johansen war. DeCSS hebelt die Verschlüsselung einer DVD aus und schreibt den Inhalt auf die Festplatte; dadurch wird der Schutz vor von der Medienindustrie nicht autorisiertem Abspielen umgangen. Das Programm bedient sich dazu eines Authentifizierungs-Schlüssels, den das Hackertrio aus einem Software-DVD-Decoder der Firma Xing extrahierte. (anw)