Fruchtbarkeits-Startup Ovascience wechselt erneut CEO aus und orientiert sich um
Mit Hilfe von selbst entdeckten "Eivorläuferzellen" wollte das US-Unternehmen künstliche Befruchtungen bei älteren Frauen ermöglichen. Doch das Unternehmen steckt in Schwierigkeiten.

- Sascha Mattke
Das Startup Ovascience könnte die einst hochfliegenden Erwartungen von Anlegern zu enttäuschen. Das Unternehmen, das eine neuartige Therapie zur Steigerung der Erfolgsquote bei künstlichen Befruchtungen entwickelt, berief Ende 2016 zum zweiten Mal im selben Jahr einen neuen CEO und kündigte an, klinische Studien zu diesem Produkt auszusetzen. Zuvor hatte ein Artikel in der US-Printausgabe von Technology Review Zweifel an der von Ovascience eingesetzten Technologie geweckt, wie Technology Review online in "Ovascience in Schwierigkeiten" berichtet.
Gegründet wurde Ovascience vor sechs Jahren von einem aktuell an der Boston University tätigen Wissenschaftler auf der Grundlage einer Entdeckung, die alte Lehren in Frage stellte: Der Forscher wollte "Eivorläuferzellen" in menschlichen Eizellen gefunden haben, über die ältere Frauen neue, junge Eier hervorbringen und so ihre Reproduktionsfähigkeit verlängern könnten. Dank dieses revolutionären Versprechens wurde Ovascience an der Börse zeitweise mit 1,8 Milliarden Dollar bewertet. Zum Jahresende 2016 aber war das Unternehmen nach einem langen Kursverfall der Aktie nur noch 47 Millionen Dollar wert.
Bei seinem Augment genannten Hauptprodukt werden aus Vorläuferzellen energieerzeugende Strukturen namens Mitochondrien entnommen und dann zusammen mit Spermazellen in die Eier von Frauen injiziert, die eine künstliche Befruchtung vornehmen lassen; dies soll die Chance auf eine Schwangerschaft erhöhen. Angeboten wurde die Therapie in zehn Kliniken in Japan, Kanada und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Der Erfolg blieb allerdings mäßig. Ovascience hatte einst 1000 Augment-Behandlungen pro Jahr prognostiziert, kam aber in den ersten neun Monaten 2016 nach eigenen Angaben aber nur auf 91 davon, mit einem Umsatz von nur 532.000 Dollar.
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(sma)