Ineffizienz und "Eigensabotage": VR-Berater John Carmack wirft bei Meta hin

VR-Pionier John Carmack wirft bei Meta hin. Er will kein Berater für Virtual Reality mehr sein – die Firma arbeite ineffizient und sabotiere sich selbst.

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John Carmacks VR-Avatar im Metaverse (das Carmack kritisiert) hält eine Rede bei der Connect-Hausmesse und kritisiert das teure VR-Headset Meta Quest Pro.

(Bild: Meta)

Lesezeit: 3 Min.

VR-Pionier und Gaming-Urgestein John Carmack gibt seinen Posten als leitender Berater der Virtual-Reality-Sparte bei Meta auf. Seine Kritik: die mangelhafte Effizienz im Unternehmen und die daraus resultierende Sabotage der eigenen Vorhaben. Meta verfüge zwar über eine Unmenge an Personal und Ressourcen, aber laut Carmack sabotiere man sich ständig selbst und vergeude die eigenen Kräfte. Die Firma arbeite gerade einmal halb so effizient, wie er es sich wünschen würde.

In einer zugespitzten Formulierung schreibt Carmack sogar, das Unternehmen kenne bislang nur Ineffizienz und sei daher nicht auf den unausweichlichen Konkurrenzkampf und das damit verbundene "Straffen des Gürtels" vorbereitet. Für ihn sei es, als laufe die Produktion der VR-Produkte wie eine nur zu 5 Prozent ausgelastete GPU, und das schmerze ihn und beleidige ihn persönlich. Diesen Vergleich entschärfte er durch eine Ergänzung: Er arbeite sein Leben lang hart an Systemoptimierung, weshalb ihm Ineffizienz wehtue; der Vergleich zwischen einer Systemauslastung und einer Organisation sei womöglich übertrieben gewesen.

Carmack hatte sich in einem internen Rundschreiben an die Meta-Mitarbeiter gewandt; der Text wurde an die Presse durchgestochen, woraufhin zuerst Business Insider und danach die New York Times darüber berichteten und daraus zitierten. Weil er die Darstellungen dort unvollständig fand, veröffentliche er selbst den kompletten Text auf seinem Facebook-Konto.

Für ihn sei es ein Kampf gewesen, schreibt er dort. Obwohl er in den höchsten Kreisen des VR-Unternehmens Oculus Gehör gehabt habe, habe er die Dinge nicht in seinem Sinne bewegen können und sei wohl nicht überzeugend genug aufgetreten. Dass er nicht die treibende Kraft gewesen sei, habe er schließlich selbst verschuldet, weil er nach der Übernahme von Oculus durch Meta nicht in dessen Zentrale umgezogen sei, um auf die dortigen Führungskräfte einzuwirken. Er vermutet, er wäre darin ohnehin schlecht gewesen, und habe sich lieber ums Programmieren gekümmert.

Carmack ist einer der Mitbegründer des Spieleunternehmens id Software (etwa mit den legendären Spielereihen "Doom" und "Quake"). Er verließ die Firma 2013 und wechselte zum VR-Brillenhersteller Oculus, wo er bis 2019 als Chief Technology Officer (CTO) tätig war und sich in der VR-Szene einen Ruf als Koryphäe erwarb. Er blieb Oculus aber weiterhin in beratender Funktion verbunden. Bereits 2014 kaufte der damals noch Facebook genannte Meta-Konzern Oculus. Carmack kommentierte die Entwicklungen unter der Leitung des Meta-Konzerns kritisch, etwa das seiner Meinung nach aus dem Boden gestampfte Metaverse.

Und ein Zerwürfnis deutete sich zuletzt schon an, als er im Oktober dieses Jahres die VR-Brille Meta Quest Pro für ihren hohen Preis kritisierte (1500 US-Dollar, in Europa für 1800 Euro zu kaufen). Er empfahl Meta, stattdessen lieber preisgünstige VR-Headset für einen Massenmarkt herzustellen. Carmack schreibt in seinem Abschiedstext, er werde sich künftig seinem Start-up-Unternehmen widmen und darüber das Thema VR vorantreiben. Er glaube weiterhin, dass VR-Brillen allen Menschen einen Nutzen bringen können – und er halte Meta weiterhin für die dafür geeignetste Firma.

(tiw)