Füllstand der Gasspeicher: Viele Deutsche glauben, dass Gasknappheit kommt

Einer Umfrage zufolge glauben viele Menschen in Deutschland, dass es in diesem oder dem kommenden Winter zu einer Gasknappheit kommen kann.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 270 Kommentare lesen
Gasrohre

(Bild: noomcpk / Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
Inhaltsverzeichnis

Eine große Mehrheit der Deutschen rechnet damit, dass das Gas in diesem oder im nächsten Winter 2023/24 knapp wird. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sagten 29 Prozent, sie erwarteten schon für diesen Winter eine Gasknappheit. 26 Prozent rechnen erst 2023/24 damit. Nur 29 Prozent glauben, dass die Gasversorgung über beide Winter hinweg gesichert ist.

Mit den milden Temperaturen der vergangenen Tage entspannt sich die Lage in der Gasversorgung. Der Kälteeinbruch Anfang Dezember war allerdings ein Stresstest für das Spar- und Einspeicherziel. Aus den unterirdischen Speichern musste angesichts der steigenden Temperaturen in den vergangenen Tagen nur noch wenig entnommen werden – einige speicherten sogar wieder ein. Der Füllstand lag am Freitag bei 87,31 Prozent. Allerdings wird aufgrund neuer vorliegender Daten aus der Kältephase im Dezember auch deutlich, in welchem Maße Winterwetterlagen eine Belastung für die Sparziele darstellen.

Im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wurden die Gaslieferungen aus Russland, die vor dem Krieg 55 Prozent des deutschen Verbrauchs deckten, komplett gestoppt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat mehrfach erklärt, dass die Gasversorgung für den Winter 2022/23 trotzdem gesichert sei. Vor wenigen Tagen sagte er das in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" erstmals auch für den Winter 2023/24 – allerdings mit der Einschränkung: "wenn nichts Unvorhergesehenes passiert".

Das Vertrauen in diese Vorhersage ist aber selbst bei den Wählern der Koalitionsparteien nicht besonders groß. Von den SPD-Anhängern rechnen 58 Prozent mit Gasknappheit in diesem oder im nächsten Winter. Von den Wählern der Grünen sind es 56 Prozent und von denen der FDP 57 Prozent. Am skeptischsten blicken die AfD-Anhänger auf die Gasversorgung. Von ihnen rechnen 69 Prozent mit einer Knappheit. Von den Wählern der CDU/CSU sind es 57 Prozent, und im Lager der Linken 59 Prozent.

Zur Absicherung der Gasversorgung in Deutschland wurde in den vergangenen Monaten die Infrastruktur an LNG-Terminals im Norden der Bundesrepublik ausgebaut. Neben Wilhelmshaven sind hier vor allem Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sowie Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern im Blick. Den aktuellen Stand zum Ausbau haben wir hier zusammengefasst.

Der Chef des Energiekonzerns EnBW rechnet damit, dass die Energiepreise mittelfristig wieder sinken werden. "Wann und wie schnell, das können wir aber beim besten Willen nicht sagen", sagte Andreas Schell der "Schwäbischen Zeitung" (Samstag). Vermutlich sinken die Preise aus seiner Sicht aber nicht auf das Vorkrisenniveau. Bei EnBW selbst gebe es aktuell keine Planungen, die Preise noch einmal zu erhöhen. "Generell ist die Situation aber sehr volatil, das muss man berücksichtigen", sagte Schell.

Die Energiepreisbremsen der Bundesregierung dürften jedoch nicht dauerhaft implementiert werden, sagte der EnBW-Chef weiter. "Der Staat musste in der aktuellen Krisensituation Schritte unternehmen, um Härtefälle zu vermeiden." Einen dauerhaften Eingriff hält Schell jedoch nicht für sinnvoll: "Die Preismechanismen haben bis zur Krise ja gut funktioniert."

Mit den Preisbremsen für Strom und Gas sollen die Folgen der stark gestiegenen Preise für Verbraucher und Unternehmen abgefedert werden. Für private Haushalte sowie kleine und mittlere Firmen sollen die Bremsen ab März gelten, für Januar und Februar ist eine rückwirkende Entlastung geplant.

(tkn)