Fünf Jahre Microsoft-Forschung in Europa

Professor Roger Needham, Leiter der europäischen Forschungsstätte von Microsoft, betonte, dass sich die Forschung von Microsoft sehen lassen kann.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit einem Festbankett im altehrwürdigen Kings College zu Cambridge feierte Microsoft das fünfjährige Bestehen des Microsoft Research Centre (MSR). Professor Roger Needham, Leiter der europäischen Forschungsstätte von Microsoft, betonte, dass sich die Forschung von Microsoft sehen lassen kann. Mit 225 in akademischen Fachzeitschriften veröffentlichten Aufsätzen, 93 Präsentationen auf wissenschaftlichen Konferenzen und 47 Patenten sei das Microsoft Research Centre überaus erfolgreich. Das im "Silicon Fen" von Cambridge in einem Neubau angesiedelte Institut habe sich von obskuren Anfängen mit privat finanzierten PCs und einem angemieteten Büroraum über einer Kneipe zu einer international renommierten Institution entwickelt, an der Forscher gerne arbeiten, betonte Needham.

Während andere Forschungseinrichtungen wie die englischen AT&T Labs in Cambridge schließen müssen, kann das Microsoft Research Centre die Forschung steigern. Gegenwärtig arbeiten 65 Forscher aus 13 Ländern am MSR. Zu den erfolgreich in Microsoft-Software intergrierten Forschungen des MSR zählt die CLR-Implementierung von .NET (Common Language Runtime), Codename Haskel, die Suchfunktionen des Sharepoint-Servers und MS PictureIt. Auf der Hardware-Seite steht der Tablet PC als Produktstudie sowie der zusammen mit Analog Devices entwickelte Sensorchip ADXL202. Der 6 mm x 6 mm große Chip wird in Handhelds wie den Compaq iPaq eingebaut und gestattet es in Verbund mit der Microsoft-Software HoloSim, dreidimensionale Objekte durch Drehen und Kippen des Handheld am Bildschirm aus allen Blickwinkeln zu betrachten.

Weitere Produkte aus der Forschung, die am MS Research Day gezeigt wurden, waren vor allem Verbesserungen von Suchmaschinen -- etwa Koala, ein Suchsystem, bei dem der Anwender die Resultate beurteilen muss, der NewsHarvester, der beim Cut & Paste von Texten intern die Fundstelle notiert und der WebScout, der mit Google-Resultaten arbeitet und zu den Ergebnissen der Suche Thumbnails der Website liefert. Ob die Software in kommerziellen Programmen Eingang findet, ist ungewiss. Anders sieht es mit Mobile IPv6 aus, das in Zusammenarbeit mit der Universität Lancaster für den Einsatz in CE.NET (Codename Jameson) entwickelt wurde und den nahtlosen Wechsel zwischen drahtlosen Datennetzen und GSM-Funknetzen gestattet.

In den nächsten fünf Jahren soll das MSR vor allem Grundlagenforschung für Peer-to-Peer-Netze und für das Imaging betreiben. Forschungsleiter Andrew Herbert bezeichnete die P2P-Technologie als kommenden Riesenmarkt, in dem Overlay Networks eine wichtige Rolle spielen. Sie besorgen das Routing zum nächsten Peer, registrieren fortlaufend neu hinzugekommene oder wegfallende Peers und setzen eine Art Multicast-Technik ein, wenn nah beisammenliegende Peers mit denselben Informationen versorgt werden sollen. Die Technik, die Microsoft unter dem Codenamen Pastry entwickelt und den einschlägigen Gremien zum Standard vorlegen will, setzt auf ein zusätzliches ID-Nummernsystem aller Nodes, das in lokalen Routing-Tabellen ständig aktualisiert wird. Ein Skribe genanntes System setzt auf Pastry auf und gestattet die Veröffentlichung von Inhalten in dem Peer-Netzwerk, wobei die Inhalte mit einer Topic-ID versehen und verteilt werden. Als dritte Komponente tritt Squirrel an, ein Cache-System für Peer-Netze. Nach Einschätzung von Herbert werden in fünf Jahren bis zu 80 Prozent aller Computer oder Informationsterminals (UMTS-Telefone, Handhelds) in Peer-to-Peer-Netzen eingebettet sein. (Detlef Borchers) / (jk)