Fünf Jahre Nemax

Frohsinn dürfte sich bei den Jubilaren nicht recht einstellen, denn der Nemax dümpelt derzeit vor sich hin.

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Der Neue Markt an der Deutschen Börse vollendet heute sein fünftes Lebensjahr. Frohsinn dürfte sich bei den Jubilaren nicht recht einstellen, denn der Nemax All Share sank 2001 auf einen Tiefststand von 688 Punkten und kam in den vergangenen Wochen kaum über 1000 Punkte hinaus. Bemerkenswert wenig im Vergleich zum Höchststand vor zwei Jahren, als der Nemax auf 8.583 Punkte kletterte. Die Anleger sind spätestens seit der Flaute des vergangenen Jahres misstrauisch, auch wenn das Technologieparkett zum Beispiel im Dezember 2001 ein kleines Zwischenhoch erlebte.

Zurzeit sind 319 Unternehmen am Neuen Markt notiert. Im Jahr 2000 registrierte das Segment 126 Neuanmeldungen, während im vergangenen Jahr nur noch 11 Unternehmen diesen Schritt wagten. In jüngster Zeit prägen vielmehr Insolvenzen und Konkursanträge das Geschehen am Neuen Markt. Beispiele: Der insolvente Softwarehersteller Biodata soll zerschlagen werden, der einstige Börsenstar Brokat wird abgewickelt und der Telecom-Ausrüster Carrier1 hat im Februar einen Antrag auf Einleitung eines Konkursverfahrens angemeldet. Mit Mobilcom gerät derzeit ein weiteres prominentes Mitglied durch den Zwist mit Großaktionär France Telecom in Bedrängnis. 30 Unternehmen verschwanden 2001 vom Neuen Markt, während sich im Jahr 2000 lediglich zwei Firmen verabschiedeten.

Die Deutsche Börse versucht denn auch, ihren Technologie-Index aufzupolieren. Seit Oktober 2001 gelten Ausschlussregeln für den Neuen Markt, nach denen die "Penny Stocks" aus dem Index fliegen, wenn die Aktie an 30 aufeinander folgenden Börsentagen im Tagesdurchschnittskurs unter einem Euro liegt und die Marktkapitalisierung gleichzeitig unter 20 Millionen Euro sackt. Einige Unternehmen wehrten sich dagegen und hatten zumindest einen Aufschub erreicht.

Zuletzt kursierten Gerüchte, die Deutsche Börse wolle den Neuen Markt in einen Qualitäts- und einen Risikosegment aufspalten. Im ersten Bereich sollten kapitalisierte, liquide Aktien gehandelt werden, deren Unternehmen harten Regeln unterliegen; in dem "Startup-Segment" sollten alle Unternehmen landen, deren Risikokapitalcharakter klar zu erkennen sei, hieß es in Medienberichten. Börsensprecher Frank Hartmann dementierte diese Spekulationen. Es werde allgemein überlegt, wie amtlicher Handel, geregelter Handel, Neuer Markt und Freiverkehr weiter entwickelt werden könnten. Genaueres konnte Hartmann noch nicht sagen.

Trotz aller Krisenerscheinungen lässt sich der Chef des Neuen Marktes, Rainer Riess, seinen Optimismus nicht nehmen. Er rechnet langfristig mit einer besseren Zukunft: "Wir werden in fünf Jahren wesentlich mehr gute Unternehmen am Neuen Markt haben", sagte er dem Handelsblatt am Mittwoch. (anw)