Fujifilm X-S10 im Test: Spiegellose Mittelklassekamera mit gehobener Ausstattung

Seite 2: Messwerte und Bildkritik

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Die im Labor ermittelten Werte für die Auflösung der X-S10 liegen Fujifilm-typisch auf sehr hohem Niveau. Bis ISO 400 nutzt die Kamera die gesamte Sensorauflösung, um zu höheren Empfindlichkeitswerten etwas nachzulassen. Selbst bei ISO 12.600 bietet sie noch 1840 Linienpaare pro Bildhöher (Lp/Bh), das entspricht knapp 90 Prozent der möglichen Auflösung. Die Grafik zeigt, dass die direkte APS-C-Konkurrenz wie die Canon EOS M5, Nikons Z50 und die Sony A6400 dieses hohe Niveau nicht ganz erzielt.

Im Vergleich zeigt die Fujifilm X-S10 ein hohe Auflösung, allerdings bietet auch ihr Sensor mit 26,2 Megapixeln eine etwas höhere Auflösung.

Beim Dynamikumfang drehen sich die Verhältnisse etwas um. Hier kratzt die X-S10 an der 10er-Marke, während die Modelle der anderen drei Hersteller hier etwas darüber liegen. Insgesamt ist das Niveau in dieser Klasse selbst bei höheren ISO-Werten ansehnlich. Lediglich die betuchte EOS M5 (von 2017) schwächelt bei hohen ISO-Werten.

Um das wahrnehmbare Rauschen zu bestimmen nutzen wir für die Auswertung das Visual Noise (VN). Werte unter 0,8 stehen für Rauschfreiheit, bis zwei ist das Rauschen kaum wahrnehmbar, bei Werten bis drei wird es als mäßig störend empfunden. Erst bei Werten über drei fällt das Rauschen deutlich auf. Wie die Grafik zeigt, starten die ausgewählten APC-Modelle bei ISO**100 mit einem niedrigen VN zwischen 0,9 und 1,1, rauschen also kaum merkbar. Die vier konkurrierenden Modelle schaffen es außerdem, das Rauschen noch bis ISO**6400 auf akzeptablem Niveau und damit unterhalb der Grenze von VN 3 zu halten. Die X-S10 schafft das selbst bei ISO**12.800 – unsere Messungen ergaben ein VN von 2,2.

Die spiegellosen APS-C-Kameras rauschen bis ISO 800 mit Maßen, ab ISO 3200 trennt sich die Spreu vom Weizen, und darüber hinaus bietet nur noch die Fujifilm X-S10 ansehnliche Ergebnisse.

Ermittelt haben wir zusätzlich die Auslöseverzögerung. Sie hängt nicht nur von der Leistungsfähigkeit des Autofokussystems ab, sondern auch maßgeblich vom verwendeten Objektiv. Hier schwächelt die X-S10 mit 0,4 Sekunden (Objektiv XF 18-55mm) etwas. Aber auch die zum Vergleich herangezogenen Modelle sind nicht schneller.

Vergleicht man die unter gleichbleibenden Studiobedingungen aufgenommen Bilder der c't Testszene, so fällt zunächst die unterschiedliche Philosophie bei der JPEG-Entwicklung der einzelnen Modelle beziehungsweise der Hersteller auf. Sony und Nikon setzen tendenziell auf mehr Schärfe und Mikrokontraste, Canon und Fujifilm hingegen eher auf natürlicheres Aussehen, wobei die Fujifilm X-S10 etwa bei der Holzpalette schon bei ISO**100 noch geringfügig weicher zeichnet. Die meisten Details gibt es bei der X-S10 zu sehen, wohl auch, weil ihre Auflösung geringfügig höher ist. Schlusslicht sind die Nikon Z50 -- sie bietet die geringste Auflösung in diesem Feld -- sowie die EOS M5 als "Oldie".

Die c't Testszene bei ISO 100: Die APS-C-Kameras zeigen eine ähnliche Detailfreudigkeit, jedoch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Bei Nikons Z50 und Sonys A6400 gibt es eine Tendenz, schon bei geringen ISO-Werten nachzuschärfen. Die Holzmaserung der Canon EOS M5 wirkt natürlich, die der X-S10 leicht weichgezeichnet.

Werte von ISO 6400 stellen für die APS-C-Modelle eine große Herausforderung dar. Neben stärkerem Rauschen neigen auch einige Modelle dazu, Strukturen teils zu verwischen. Sonys A6400 zeigt zudem farbiges Rauschen. Die meisten Strukturen lässt die Aufnahme mit der X-S10 erkennen.

Mit zunehmenden ISO-Werten beginnen alle Kameras, zu rauschen – manche mehr, andere weniger. Das fällt in den Aufnahmen der Nikon Z50 und von Sonys A6400, die bei der Entwicklung deutlicher geschärft wurden, stärker auf als bei den Modellen von Canon und Fujifilm. Bei ISO**1600 liefern die meisten Kameras noch nahezu tadellose Ergebnisse. Lediglich die Nikon Z50 rauscht schon merklich und das Rauschen von Sonys A6400 fällt dadurch auf, dass es nicht nur körnig, sondern auch bunt ist. Bei ISO**6400 trennt sich die Spreu vom Weizen noch deutlicher. Die Canon EOS M5 produziert nun ebenfalls stärkeres Rauschen. Hinzu kommt, dass Details wie im Sieb zunehmend Auflösungserscheinungen aufweisen, in der Maserung der Holzpalette entstehen leichte Artefakte. Am besten meistert in diesem Vergleich die Fujifilm X-S10 diese Herausforderung.

Die Praxisbilder der Fujifilm X-S10 zeigen ein hohes Niveau. In den Raw-Bildern steckt sehr viel Potenzial für eine ausgefeilte Entwicklung. Das Rauschen lässt sich auf ein angenehmes Maß reduzieren. Die Belichtungen geben sehr viel Spielraum, einen individuellen Look umzusetzen, ob mit viel oder wenig Kontrast, mit mehr oder weniger Dynamik, mit stärkeren oder schwächeren Mikrokontrasten. Schön ist es auch immer wieder bereits bei der Aufnahme mit den Fujifilm-typischen Filmlooks zu experimentieren.

Fujifilm X-S10 Praxisbilder (18 Bilder)

Christrose im Gegenlicht, bei der Raw-Entwicklung lässt sich die Zeichnung der durchleuchteten Blätter herausarbeiten.
Fujifilm X-S10 mit XF 23mm 1:2.0 | ISO 160 | f/5.6 | 1/90 s

(Bild: Peter Nonhoff-Arps)

Die Fujifilm X-S10 ist eine ausgereifte Mittelkasse-APS-C-Kamera, die technisch durchaus mit den höherpreisigen Modellen mithalten kann. Im direkten Umfeld kann sie die Konkurrenz vor allem bei höheren ISO-Werten abhängen. Wer auf einen zweiten Kartenschacht, einen höher auflösenden Sucher und ein besonders abgedichtetes Gehäuse verzichten kann, liegt mit der Fujifilm X-S10 in der Preisklasse um 1000 Euro genau richtig.

(pen)