Fujitsu: Neue BS2000-Server kombinieren den Mainframe mit Intel-Xeon-CPUs
Zwei neue Mainframe-Systeme bringt Fujitsu auf den Markt: Das Mittelklasse-Modell SE 330 und den High-End-Server SE 730.
- Berthold Wesseler
Der japanische IT-Konzern Fujitsu bringt zwei neue Mainframes für sein Betriebssystem BS2000 und die Systemsoftware in der Version SE V6.5 nun auch auf den europäischen Markt. Die beiden neuen Server-Modelle SE730 und SE330 und ihre Systemsoftware sind seit Kurzem freigeben, die ersten Kundenauslieferungen waren bereits für August terminiert.
Mainframes mit BS2000 oder Virtualisierungen betreiben
Die beiden Vertreter der neuen Mainfame-Generation der SE-Serie sind Weiterentwicklungen der im Oktober 2019 lancierten Modelle SE710 und SE310. Das neue Topmodell SE730 kommt mit einer Server-Unit (SU) in IBMs S/390-Technologie, das kleinere Modell SE330 mit einer x86-SU – beide unter BS2000, aber auch mit der Möglichkeit für Virtualisierungen. Beide Boxen verfügen über eine entsprechende Management-Unit (MU), die auch als zentraler Ablaufträger für additive Software dient, Application-Units (AU) für Windows- oder Linux-Betriebssysteme (Native/Hypervisor) und x86-Anwendungen, eine Net-Unit (NU) für die Vernetzung sowie eine Peripherie-Unit für die performante und sichere Integration von Speichersystemen.
Das Modell SE730 fasst ein oder zwei System-Boards mit je acht BS2000-CPUs, zwei I/O-Prozessoren, 64 oder 128 GByte Hauptspeicher und unterstĂĽtzt bis zu 256 Application-Units. Das neue Einsteiger-Modell SE330 verfĂĽgt ĂĽber ein System-Board mit vier Xeon-6328H-Prozessoren von Intel und kann bis zu 16 BS2000-Prozessoren unterstĂĽtzen.
Die Monoprozessor-Performance des Modells SE330 wird mit 300 RPF (Relative Performance Factor) beziffert, die maximale Performance mit circa 2.500 RPF. Zum Vergleich: Die SE730-Performance reicht von 360 bis 6.000. Das Modell C40-F von Ende der 1980er-Jahre bildet mit dem RPF-Wert 1 die Grundlage fĂĽr diese Art der Performance-Messung. Das entspricht dem MIPS-Wert 1,2 in der IBM-Welt.
Application-Units ermöglichen x86-Software
Eine der wichtigsten Funktionen der SE-Infrastruktur ist die Virtualisierung – nicht nur für BS2000, sondern durch die Nutzung der Application-Units (AU) für x86-Anwendungen unter Linux oder Windows, virtualisiert mit VMware ESXi. Wesentlich verbessert hat Fujitsu auch die Net-Unit, die auf Basis von Cisco-Switchen eine redundante Verbindung der SE-Units untereinander und ins Unternehmensnetz ermöglicht. Realisieren lassen sich zum Beispiel physikalisch getrennte Daten- und Administrationsnetze, 10 Gbit/s Datenverbindungen (SE-intern und zum Firmennetz) und tagged VLANs für logisch getrennte Netze. Als Bestandteil der SE-Infrastruktur werden aktuell die Cisco-Switche Nexus 93180YC-FX und 9348GC-FXP unterstützt, beide mit dem NX-OS-Betriebssystem.
Diese jüngsten Ankündigungen folgen auf die Entscheidung im Februar 2022, den Verkauf der Global-Server-Mainframes im Jahr 2030 zu beenden – und deren Support im Jahr 2035. Nicht direkt betroffen von dieser Entscheidung ist das von Siemens übernommene Mainframe-Betriebssystem BS2000. Es soll noch solange weiter entwickelt werden, wie es einen Bedarf auf dem Markt gibt – und der geht nach firmeneigener Einschätzung „weit über das Jahr 2030“ hinaus.
(jvo)