Funkamateure planen WLAN für Katastrophengebiete

Funkamateure sollen in Katastrophengebieten leistungsfähige WLAN-Netze aufbauen, über die Betroffene Nachrichten verschicken und Informationen abrufen können.

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(Bild: Gerd Altmann, Pixabay)

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Von
  • Tim Gerber

Die im gemeinnützigen Deutschen Amateur Radio Club (DARC) zusammengeschlossenen deutschen Funkamateure haben ein neues Notfunkkonzept entwickelt. Bei der Hochwasserkatastrophe im Ahrtal kamen sie kaum zum Zuge, da die Rettungskräfte mit dem neuen digitalen Behördenfunk eine leistungsfähige Kommunikationsinfrastruktur besitzen und die Funkbrücken, die Amateure aufbauen könnten, kaum zu integrieren sind.

Das Referat Not- und Katastrophenfunk im DARC analysierte nach eigenen Angaben schon seit Längerem, wie sich die Anforderungen an den Notfunk durch den technischen Wandel verändert haben. Der Verein stellte nun ein von Grund auf neues Konzept vor, an dem externe Helfer aus Hilfsorganisationen, Politik, Wirtschaft und Bundeswehr mitgewirkt haben. Künftig sollen deutsche Funkamateure in Katastrophengebieten nicht mehr wie bisher nur Nachrichten aufnehmen und weiterleiten, sondern leistungsfähige WLAN-Netze aufbauen, über die Betroffene einen Zugriff aufs Internet bekommen und selbst per Smartphone oder Notebook Nachrichten verschicken und Informationen abrufen können.

Derzeit beschafft der gemeinnützige Verein einen ersten Prototyp für ein solches System, das in einem Kfz-Anhänger transportiert werden kann und unabhängig vom Stromnetz arbeitet. Bewährt sich das Konzept, sollen solche Notfallsysteme künftig in ganz Deutschland bereitstehen, damit die ehrenamtlichen Helfer des Vereins sie bei Bedarf schnell vor Ort bringen können. Die Systeme umfassen nicht nur die WLAN-Komponenten, sondern beispielsweise auch eine netzunabhängige Stromversorgung und Stromtankstellen für die Bevölkerung zum Laden mobiler Geräte.

Die Kosten für den Prototyp übernimmt der DARC; die Kosten für einen breiten Rollout mit mehreren über Deutschland verteilten Notfunk-Gruppen, die ein solches Notfunknetz mit eigenem Material in Betrieb nehmen können, kann er jedoch nicht aus den Mitgliedsbeiträgen stemmen. Pro Gruppe rechnet der Verein mit Kosten von rund 1 Million Euro für die Anschaffung des auf mehrere Anhänger verteilten Materials, sowie dessen Instandhaltung und Lagerung in den ersten Jahren. Notfunk-Referent Oliver Schlag (Amateurfunkrufzeichen DL7TNY) hofft deshalb auf Hilfen aus Wirtschaft und Politik. Wie leistungsfähig eine solche Notfunklösung sein kann, will der Verein ab April mit dem Prototyp praktisch demonstrieren.

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(tig)