Furcht vor Rache der Taliban in Afghanistan: US-Behörden säubern eigene Websites

Nicht nur in Afghanistan herrscht Furcht, dass die Taliban für Kooperation mit den USA und deren Partnern Rache üben. Deshalb werden online Spuren entfernt.

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(Bild: Stock_Good/Shutterstock.com)

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Mehrere US-Behörden sind seit Tagen damit beschäftigt, auf ihren Websites und in sozialen Netzen Artikel sowie Fotos zu löschen, die Zivilisten und Zivilistinnen angesichts der Machtübernahme der Taliban gefährden könnten. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf einen Sprecher des Außenministeriums. Die Kampagne hat demnach erst Ende der vergangenen Woche begonnen, als absehbar geworden war, dass der Vormarsch der Terrorgruppe viel schneller verlaufen ist und sie bald auch die Hauptstadt kontrollieren würden. Das Personal sei angewiesen worden, in sozialen Medien und den eigenen Seiten gezielt nach Inhalten zu suchen und das zu entfernen.

Bei den Inhalten geht es demnach um solche, die für die Taliban als Beweis für eine Zusammenarbeit mit den US-amerikanischen Truppen oder zivilen Einrichtungen etwa zur Entwicklungshilfe gesehen werden könnten, heißt es weiter. Andere würden dagegen harmloser aussehen, schreibt die Nachrichtenagentur, etwa ein Artikel über einen US-Bauern, der landwirtschaftliche Produkte nach Afghanistan geschickt hat. In einem weiteren inzwischen gesperrten Eintrag sei es dagegen um eine Veranstaltung nahe Kabul gegangen, an der Hunderte Bauern teilgenommen hätten. Schon in dem Artikel hat es demnach geheißen, dass die Teilnahme angesichts drohender Rachemaßnahmen für sie gefährlich sei. Erst jetzt ist die Gefahr aber offenbar so groß, dass die weitere öffentliche Einsehbarkeit des Artikels zu riskant erscheint.

Der Umgang mit den Online-Inhalten beleuchtet einmal mehr, wie die aktuelle erneute Machtübernahme der Taliban in Afghanistan unter anderen Vorzeichen geschieht, als die letzte vor einem Vierteljahrhundert. Für Aufsehen sorgten zuletzt etwa Berichte, dass die Terrorgruppe wohl Gerätschaften des US-Militärs zur biometrischen Personenidentifizierung erbeutet haben und sogar Zugriff auf die damit verknüpften Datenbanken haben könnten. Damit könnten sie gezielt nach Menschen suchen, die mit dem US-Militär kooperiert haben. Außerdem stellt die Machtübernahme soziale Netzwerke wie Facebook vor neue Herausforderungen. Während die Taliban unter anderem Whatsapp nutzen und Facebook reagieren muss, werfen die neuen Herrscher Afghanistans dem US-Konzern eine Begrenzung ihres Rechts auf freie Meinungsäußerung vor.

(mho)