Fusion AOL/Time Warner weiter auf der Kippe

Über die Bedingungen, unter denen die US-Regulierungsbehörden die Fusion von AOL und Time Warner genehmigen wollen, ist ein heftiger Streit entbrannt.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Christian Rabanus

Ob die Megafusion von AOL, weltgrößtem Online-Dienst, und Time Warner, dem größten Medienkonzern der Welt, zustande kommt oder nicht, ist weiterhin unklar. Die US-Regulierungsbehörde Federal Trade Commission (FTC) verlangt dem Vernehmen nach immer weitreichendere und vor allem sehr konkrete Zugeständnisse.

Knackpunkt für die FTC ist das Kabelgeschäft von Time Warner. Nach AT&T ist der Medienkonzern der zweitgrößte Anbieter von Breitbandkabelzugängen in den USA. Die Regulierer befürchten, dass Time Warner sein Kabelnetz für Internet-Zugänge exklusiv AOL zur Verfügung stellt und dadurch eine enorme Wettbewerbsverzerrung erzeugen würde. Wie das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Kreise schreibt, verlangt die FTC von Time Warner deshalb, dass der Konzern mindestens drei weiteren Internet-Providern sein Kabelnetz öffnet.

Aber nicht nur das: Nicht AOL, sondern einer seiner Konkurrenten müsste als erstes einen Internet-Zugang über das Kabelnetz anbieten. Dann erst dürfte auch AOL sein Angebot einspeisen. Innerhalb von 90 Tagen müssten dann zwei weitere Provider über Time Warners Kabel erreichbar sein. Um sicherzustellen, dass die Verträge tatsächlich zu "nicht diskriminierenden" Konditionen zustande kommen, will sich die FTC ein Vetorecht für den Abschluss entsprechender Verträge vorbehalten.

Das US-Blatt berichtet weiter, dass über diese Forderungen ein heftiger Streit zwischen den fusionswilligen Unternehmen und den Regulierern entbrannt sei. Eine Einigung auf einem für heute nachmittag anberaumten Treffen erscheine daher unwahrscheinlich; mindestens eine Verzögerung der Einigung sei daher zu erwarten. Sowieso gebe es in der FTC eine Reihe von Stimmen, die sich für eine Ablehnung der Fusion aussprächen.

Als weiteres Hindernis für das Gelingen der Fusion könnte sich die Beteiligung von AT&T an Time Warner Entertainment (TWE) herausstellen. Unter dem Dach von TWE sind viele Kabelgesellschaften von Time Warner zusammengefasst. AT&T hält seit dem Kauf des Kabelunternehmens MediaOne einen Anteil von 25,5 Prozent an dieser Gesellschaft. Dieser Kauf wurde von der Federal Communications Commission (FCC) nur mit der Auflage genehmigt, dass AT&T bis Mai 2001 nicht mehr als 30 Prozent Marktanteil im US-Kabelgeschäft hat. Alternativ zum Verkauf des Anteils an TWE müsste AT&T Anteile an Programm-Anstalten oder eine bestimmte Zahl Kabelkunden verkaufen.

AT&T und Time Warner stehen auch bereits in Verhandlungen über den Anteil von AT&T an TWE, konnten sich allerdings bislang nicht über die Bewertung der Anteile einigen. Time Warner ist offensichtlich nicht bereit, die von AT&T geforderten 20 Milliarden US-Dollar zu zahlen. AT&T verlangt daher von der FCC, dass diese Behörde der Fusion von Time Warner und AOL nur zustimmt, wenn Time Warner einwilligt, die 25,5 Prozent von TWE von AT&T zurückzukaufen. Auch solle die FCC darauf achten, dass Time Warner einen fairen Preis zahlt. Ein Verkauf des Anteils an TWE an Dritte oder einen Verkauf an der Börse sei nicht bis Mai 2001 zu schaffen, weil Time Warner wichtige Informationen über TWE zurückhalte, begründete AT&T weiterhin die Forderung eines Einschreitens der FCC. (chr)