Fusion von T-Online und Telekom wird sich über Monate hinziehen

Aus dem Provider und der Festnetzsparte soll in den nächsten Monaten die "neue T-Com" entstehen. Mit Triple-Play-Angeboten will der Konzern den Abwanderungstrend von derzeit 160.000 Festnetzkunden pro Monat stoppen.

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  • dpa

Die Deutsche Telekom sieht sich durch die Anfang der Woche im Handelregister besiegelte Eingliederung ihrer Tochterfirma T-Online besser für den Wettbewerb auf dem Breitbandmarkt gerüstet. Der Konzern könne nun wie einige Wettbewerber Produkte aus einer Hand anbieten, sagte Vorstandschef Kai-Uwe Ricke am Donnerstag. Bislang vertrieb der Konzern DSL-Anschlüsse vor allem indirekt über T-Online und sah sich damit im Nachteil gegenüber der Konkurrenz.

Einige Konkurrenten wie HanseNet bieten bereits Bündelanschlüsse von Telefon, Internet und Unterhaltungsangebote an und nehmen dem Bonner Konzern Marktanteile ab. Derzeit verliert die Telekom 160.000 Kunden pro Monat an die Konkurrenz. Mit der Integration ihrer Internettochter will die Telekom den Trend stoppen. Es gehe bei der Eingliederung von T-Online im Wesentlichen darum, zusätzliche Umsätze zu generieren und Telefonanschlüsse zu halten, sagte Ricke. Zudem soll die Position auf dem DSL-Markt gestärkt werden.

Die Rückführung von T-Online in den Mutterkonzern wird sich über Monate hinziehen. "In den nächsten drei bis vier Monaten werden wir beginnen, den Integrationsfahrplan umzusetzen", sagte der Chef der Festnetzsparte T-Com, Walter Raizner. Aus juristischen Gründen sei dies zuvor nicht möglich gewesen. Erste gemeinsame Produkte will die "neue T-Com" im vierten Quartal auf den Markt bringen. Geplant sind Bündelangebote von Telefonie, Internet und Medieninhalten ("Triple Play). Zu Details machte Raizner keine Angaben.

Durch den Zusammenschluss verspricht sich die Telekom Synergieeffekte in Höhe von rund einer Milliarde Euro. Nach der Übernahme sei kein Stellenabbau geplant, sicherte T-Com-Chef Raizner auf einer Mitarbeiterveranstaltung in Darmstadt zu. Auch sollten beide Standorte Bonn und Darmstadt erhalten bleiben.

Die Telekom hatte die vollständige Übernahme vor anderthalb Jahren verkündet, die Transaktion wurde allerdings durch Klagen von T-Online-Aktionären verzögert. Erst ein Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) machte vor wenigen Tagen den Weg frei für den Erwerb der noch ausstehenden 10 Prozent an T-Online. Im Vorstand von T-Com sollen künftig mit Andreas Kindt (IT) und Burkhard Graßmann (Marketing) zwei frühere Vorstände der T-Online International AG vertreten sein.

Die Telekom will für die geplante Komplettübernahme ihrer Internettochter eigene Aktien aufkaufen, um die Anzahl der T-Aktien stabil zu halten. "Dies wird in Zukunft geschehen", sagte Ricke. Das Unternehmen kontrolliert bereits 90,1 Prozent von T-Online und will nun den Rest in T-Aktien tauschen. Pro 25 Anteilsscheine von T-Online sollen die Aktionäre 13 Telekom-Titel erhalten. Der Tausch soll in den kommenden sechs Wochen umgesetzt werden. Zu diesem Zweck muss die Telekom knapp 60 Millionen eigener Aktien erwerben. In dieser Woche sind die Aktien im TecDAX notierte T-Online International AG endgültig vom Kurszettel verschwunden. Statt ihrer werden nun unter derselben Wertpapierkennnummer noch für einige Wochen Umtauschansprüche auf Telekom-Aktien gehandelt. (dpa) / (ssu)