"GTA 6": Kulturwandel bei Rockstar Games verzögert Entwicklung

Rockstar Games bemüht sich laut Bloomberg um die Verbesserung seines Arbeitsklimas. "GTA 6" braucht deswegen länger – und bekommt erstmals eine Protagonistin.

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Screenshot aus "GTA 5"

(Bild: Rockstar Games)

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In den vergangenen Jahren wurde viel diskutiert in der Spielebranche: über Sexismus, über Crunch und über Gehälter. Rockstar Games, das wohl wichtigste Entwicklerstudio der Welt, stand dabei wiederholt im Zentrum der Kritik. Einem Bericht von Bloomberg zufolge war das Management zuletzt aber bemüht, die Missstände zu beheben. Das soll sich in einem positiveren Betriebsklima niederschlagen – aber auch zu Verzögerungen bei der Entwicklung von "GTA 6" sorgen.

Laut dem Bloomberg-Bericht, für den der gut vernetzte Spielejournalist Jason Schreier 20 Rockstar-Angestellte befragt hat, soll Rockstar unter anderem den Crunch verringert haben. So werden in der Branche Überstunden bezeichnet, die sich vor allem vor Release anhäufen können. Rockstar soll Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern versprochen haben, für "GTA 6" keine massiven Überstunden anhäufen zu müssen – und falls sie doch anfallen, soll man sie bei nächster Gelegenheit abbauen können.

Weitere Veränderungen sollen das Betriebsklima professionalisieren: Viele Leiharbeiter haben laut Bloomberg Festanstellungen bekommen, für die psychische Gesundheit der Angestellten sollen Zusatzleistungen eingeführt. Außerdem sollen mehrere Führungskräfte, deren Verhalten von Angestellten beanstandet wurde, entlassen worden sein. Die Pay Gap zwischen Männern und Frauen soll reduziert worden sein, transphobische Scherze wurden aus dem Next-Gen-Release von "GTA 5" entfernt. Ein Angestellter soll Rockstar als einen "Jungs-Club" beschrieben haben, der sich nun zu einer "richtigen Firma" entwickelt habe.

Dieser interne Sinneswandel soll sich bereits auf die notorisch zynischen Spiele von Rockstar Games auswirken, berichtet Bloomberg. Ein geplanter Spielmodus namens "Cops ‘n’ Crooks" für "GTA Online", bei dem Spielerinnen und Spieler in zwei Teams als Polizisten und Verbrecher gegeneinander antreten, sei wegen der Debatten über Polizeigewalt in den USA bereits eingestellt worden.

Beim kommenden "GTA 6" könne der satirische Grundton, für den die Serie bekannt ist, eingedämmt werden, sagten die Rockstar-Angestellten im Gespräch mit Bloomberg. So soll es etwa weniger Witzeleien auf Kosten von Minderheiten geben. Außerdem soll das kommende Actionspiel als erster Ableger der Reihe eine Protagonistin bekommen. Laut Bloomberg hat sie einen lateinamerikanischen Hintergrund und wird als eine von zwei Figuren spielbar sein.

Wegen der neuen Strukturen soll sich auch die Entwicklung an sich verzögert haben: Intern seien Mitarbeiter überrascht über den langsamen Fortschritt. Laut Bloomberg befindet sich "GTA 6" bereits seit 2014 in Entwicklung, auch intern soll es keinen festen Release-Zeitraum geben.

Das Spielkonzept soll sich seit dem Entwicklungsbeginn 2014 geändert haben: Ursprünglich sei eine viel größere Spielwelt mit großen Teilen von Nord- und Südamerika geplant gewesen. Mittlerweile habe man sich stattdessen dafür entschieden, eine fiktionale Version von Miami und dessen Umgebung darzustellen. Überdies soll das Spiel nach dem Release regelmäßig mit neuen Missionen und sogar Städten ergänzt werden. Das soll den Entwicklungsaufwand zum Release entschärfen.

Rockstar Games machte nach dem Release seines jüngsten Spiels "Red Dead Redemption 2" vor allem mit Kontroversen in den Schlagzeilen: Rockstar-Mitgründer Dan Houser hatte etwa in einem Interview erzählt, dass mehrere Mitarbeiter aus der Story-Abteilung regelmäßig Wochen mit über hundert Stunden arbeiteteten. Ihm wurde Verharmlosung der Folgen des in der Branche weitverbreiteten Crunch vorgeworfen. 2020 verließ Houser das Spieleunternehmen.

(dahe)