GVU stellte im vergangenen Jahr 2170 Strafanzeigen

In ihrem Jahresbereicht 2005 verweist die GVU routinemäßig auf ihre Erfolgszahlen. Nicht erwähnt ist, dass der Verein wegen zweifelhafter Ermittlungsmethoden selbst im Visier von Strafverfolgern steht.

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Von
  • Holger Bleich

Die Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) hat ihre Erfolge im Kampf gegen Raubkopierer im Jahr 2005 bilanziert. Getragen von der Film- und Entertainmentsoftware-Industrie fahndet der Verein nach Urheberrechtsverstößen. Dem Jahresbericht zufolge stellte die GVU im vergangenen Jahr 2170 Strafanzeigen. 860 davon hatten Bezug zum Internet, davon betreffen rund 43 Prozent die Verbreitung von Raubkopien in elektronischer Form.

Als besonderen Schwerpunkt nennt die GVU in ihrem Bericht das "Projekt Quelle": Dabei gehe es um Ermittlungen, "die sich im Rahmen der Bekämpfung der Piraterie aktueller Kinofilme schwerpunktmäßig gegen so genannte Release-. FTP-, FXP- und Payserver sowie deren Betreiber und die Beschaffer des Ausgangsmaterials richten". Als Erfolg stellt der Verein Schläge gegen die Releasegruppe FTL und in deren Folge gegen verschiedene andere Gruppen heraus. Daneben habe der Schwerpunkt der Tätigkeit in der "vorbereitenden Ermittlung im Zusammenwirken mit den Strafverfolgungsbehörden" für die Operation "Boxenstopp" gelegen.

Nach Informationen von c't ist den Erfolgzahlen der GVU jedoch mit einiger Skepsis zu begegnen. c't hatte in Zusammenarbeit mit dem News-Portal Onlinekosten.de aufgedeckt, dass Privatfahnder der Organisation in erheblichem Umfang die Infrastruktur von Raubkopierern finanziell unterstützt und damit die Verbreitung von Film- und Software-Kopien in mehreren Fällen befördert hat. Die Strafverfolgungsbehörden wussten nach eigenen Angaben von dieser Praxis nichts, so beispielsweise die Staatsanwaltschaft Frankfurt. Sie stellte mittlerweile einen Teil durch die GVU eingeleiteten Ermittlungen wieder ein, unter anderem deshalb, weil bisher noch nicht abschließend geklärt ist, wie die GVU zu ihren Informationen kam.

Nicht im Bericht steht außerdem, dass bei der "Operation Boxenstopp" auch die GVU selbst ins Visier der Ermittler geriet. Beamte des LKA Baden-Württemberg durchsuchten die Hamburger GVU-Geschäftsräume sowie die Wohnung eines GVU-Mitarbeiters und stellten dabei umfangreiches Material sicher. Mangels örtlicher Zuständigkeit leitete die Staatsanwaltschaft Ellwangen die Ergebnisse dieser Aktion nach Hamburg weiter. Die dortige Staatsanwaltschaft jedoch sah keine ausreichenden Anhaltspunkte für die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen die GVU und gab das Material nach Ellwangen zurück, was dort dem Vernehmen nach für Befremden sorgte.

Bewenden lassen will es die Staatsanwaltschaft Ellwangen damit aber nicht. Sie hat die Akte unterdessen an die Staatsanwaltschaft Frankfurt abgegeben. Da in der hessischen Metropole die von der GVU mitfinanzierten Raubkopierer-Server standen, bestehe auch dort eine örtliche Zuständigkeit, erklärte der Sprecher Oliver Knopp gegenüber heise online. Der zuständige Staatsanwalt in Frankfurt habe in Vorgesprächen signalisiert, die Ergebnisse der Vorermittlungen eingehend prüfen zu wollen. (hob)