Gaia-X: Große US-Hyperscaler wollen in EU-Cloud kräftig mitmischen

Seite 3: Unumstößliche Prinzipien

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Insgesamt haben mit den 22 Gründungspartnern inzwischen über 150 Firmen und Organisationen aus der EU, den USA, Japan und weiteren Ländern bekundet, bei Gaia-X mitwirken zu wollen. Der Digitalbeauftragte des Bundeswirtschaftsministeriums, Thomas Jarzombek, erklärte, alle in dieser "europäischen und internationalen Gemeinschaft" wirkten daran mit, bestehende Cloud-Strukturen zu verbinden und die Datenverfügbarkeit zu erhöhen. Die vereinbarten Prinzipien seien dabei unumstößlich. Das Prestigeprojekt werde so die Basis der geplanten EU-Cloud-Föderation bilden.

Auf der Liste der Mitglieder in spe stehen laut dem Handelsblatt aber auch Namen, "die nicht so recht zur Rhetorik von den europäischen Werten passen": Dazu zählten etwa die Big-Data-Firma Palantir aus dem Silicon Valley, die eng mit Geheimdiensten wie der CIA und dem US-Militär kooperiert, sowie der chinesische Netzausrüster Huawei. Entscheiden muss nun der allein europäisch besetzte Verwaltungsrat der Gaia-X-Dachgesellschaft in Brüssel, die gerade gegründet wird.

Während die Formalien erledigt werden, kommt es für Jarzombek darauf an, "schnell Investitionen zu tätigen". Deutschland wolle aus dem Corona-Konjunkturprogramm zunächst 200 Millionen Euro in den Aufbau eines Nutzer-Hubs stecken. Einen offenen Standard für Datenräume entwickelt im Rahmen von Gaia-X die Vereinigung International Data Spaces.

Je mehr Unternehmen dabei seien, desto besser, meinte der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire. Nationale Hubs seien etwa auch in Frankreich fürs Firmennetzwerk Cigref, in Belgien, Italien und den Niederlanden geplant. Als Schlüsselprojekt werde die französische Regierung eine Plattform zum Teilen von Daten finanzieren. Die Bemühungen um souveräne Technik müssten insgesamt auf die europäische Ebene gehoben werden. Binnenmarkt-Kommissar Thierry Breton versicherte, dass die EU-Cloud-Föderation voll kompatibel zu Gaia-X sein werde.

Für die Gaia-X-Mitglieder sei es ausschlaggebend, "wie dieses Cloud-Ökosystem innovative Anwendungen befördert, die Hoheit über die eigenen Daten wahrt und damit das Ziel der Datensouveränität erreicht", unterstrich Susanne Dehmel vom IT-Verband Bitkom. Nötig sei auch ein einfacherer Zugang zu Daten der Verwaltung und essenzieller Betreiber etwa im Mobilitätsbereich, forderte Achim Wambach vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Nur so könne Gaia-X zur gemeinsamen Sprache und Infrastruktur digitaler Ökosysteme werden.

(anw)