Galaxy Book Go: Günstiges Windows-Notebook mit ARM-Prozessor Snapdragon 7c

Samsungs 450-Euro-Notebook Galaxy Book Go kommt mit integriertem LTE-Modem daher.

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(Bild: Samsung)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Florian Müssig

Es hat lange gedauert, aber nun wird Qualcomms Versprechen von günstigen Windows-Notebooks mit Mobilfunkmodem Realität: Samsungs Galaxy Book Go mit Snapdragon 7c soll ab dem 10. Juni hierzulande für 450 Euro in die Läden kommen. Beim Snapdragon 7c handelt es sich um einen ARM-Prozessor mit zwei Performance- und sechs Effizienzkernen sowie der integrierten Grafikeinheit Adreno 618. Samsung verwendet ihn in der überarbeiteten Gen-2-Variante mit etwas höheren Taktraten. Dennoch sollte er ohne aktive Kühlung auskommen und das Galaxy Book Go somit durchgängig lautlos arbeiten.

Die einzige vorgesehene Ausstattungsvariante des knapp 1,4 Kilogramm schweren 14-Zoll-Notebooks mit Full-HD-Bildschirm bietet enge 128 GByte eMMC-Speicherplatz und magere 4 GByte Arbeitsspeicher, aber eben auch ein LTE-Modem. Zur Laufzeit macht Samsung keine Angaben. Es gibt drei USB-Buchsen, von denen zwei im Typ-C-Format daherkommen. USB-3.0-Geschwindigkeit schafft laut Datenblatt aber nur eine davon; die beiden anderen USB-Buchsen sprechen nur lahmes USB 2.0. Das WLAN-Modul funkt mit zwei Wi-Fi-5-Streams (IEEE 802.11ac).

Weil der Snapdragon-Prozessor den ARM- statt des in der Windowswelt üblichen x86-Befehlssatz verwendet, laufen viele bestehende Windows-Anwendungen nur in einer Emulationsschicht, die viel Performance frisst. Eigene Benchmarks mit Snapdragon 7c konnten wir noch nicht durchführen, doch selbst der laut Datenblatt flottere große Bruder Snapdragon 8cx konnte sich diesbezüglich nicht mit Ruhm bekleckern.

Bislang läuft zudem nur ältere 32-Bit-x86-Software: Microsoft hat Ende 2020 zwar eine Erweiterung der Emulationsschicht um 64-Bit-Software in Aussicht gestellt, stellt diese Funktion bislang aber lediglich im Rahmen des Betaprogramms Windows Insider zur Verfügung. Auf Produktivsystemen laufen solche Anwendungen deshalb gar nicht.

Angesichts dieses Showstoppers führen Windows-on-ARM-Geräte Qualcomm-Prozessoren weiterhin ein Nischendasein, das hierzulande maßgeblich von Samsung bestimmt wird: Außer dem neuen Galaxy Book Go mit Snapdragon 7c verkaufen die Koreaner seit Mitte 2020 auch das Galaxy Book S mit Snapdragon 8cx. Letztere CPU kommt auch im Yoga 5G zum Einsatz, doch Lenovo verkauft dieses Gerät nicht in Europa. Im Surface Pro X stecken 8cx-Derivate, die Microsoft allerdings unter den eigenen Bezeichnungen SQ1 und SQ2 vermarktet.

Mit Snapdragon 7c gab es bislang wiederum nur das Acer Chromebook Spin 513, bei dem andere Rahmenbedingungen herrschen: ChromeOS setzt stark auf Webanwendungen und hat keine Legacy-Anwendungen – da hat die Prozessorarchitektur eine viel geringere Relevanz.

Derzeit ist offen, wie es mit Windows on ARM (WoA) weitergehen wird. Microsoft und Qualcomm bekennen sich zwar zu der Plattform, doch außer der oben erwähnten noch fehlenden 64-Bit-Emulation stockt auch der Prozessornachschub: Der Snapdragon 8cx wurde bereits Ende 2018 angekündigt und der Snapdragon 7c Ende 2019 – ohne dass Qualcomm bislang Nachfolger präsentiert hätte.

Ein potenzieller Lichtblick ist die Tatsache, dass Qualcomm das vielversprechende Startup Nuvia übernommen hat. In konkreten Prozessoren wird sich das hinzugewonnene Know-how aber erst spät manifestieren: Muster sollen in der zweiten Jahreshälfte 2022 ausgeliefert werden; im Handel werden damit bestückte Produkte wohl erst 2023 auftauchen. Und ARMs jüngst angekündigte Cortex-X2-Kerne mit ARMv9-Innenleben sind wahrscheinlich ebenfalls zu frisch, als dass sie schon 2022 größere Verbreitung finden könnten.

Microsoft unterstützt interessierte Entwickler ab Sommer 2021 wiederum mit einem kürzlich angekündigten Hardware-Devkit, damit mehr native ARM-Software für Windows erscheint. Dieser Schritt ist zweifellos zu begrüßen, um dem Henne-Ei-Dilemma zu entfliehen. Er kommt allerdings sehr spät: Die ersten Windows-on-ARM-Geräte wurden bereits anno 2017 vorgestellt; alle aktuell erhältlichen Geräte mit 7c oder 8cx gehören schon zur dritten WoA-Generation... (mue)