Gamechanger 6 GHz? | FritzBox 5690 Pro im Test
AVM bringt 6-GHz-WLAN ins Heimnetz: Macht das wirklich einen Unterschied? c't 3003 hat die neue Fritzbox 5690 Pro im Labor und in einer Stadt-Wohnung getestet.
Empfohlener redaktioneller Inhalt
Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.
Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.
- Jan-Keno Janssen
Die neue Fritzbox 5690 Pro von AVM unterstützt das 6-GHz-WLAN-Spektrum und Wi-Fi 7 – aber bringt das in der Praxis wirklich was? Unser Test zeigt: Unter optimalen Bedingungen bringt der Router beeindruckende Geschwindigkeiten von bis zu 2 Gbit/s. Anders sieht es aus, wenn Wände und fremde Funksignale den Empfang stören. Wir haben den Router in einer typischen Wohnumgebung getestet und waren von den Ergebnissen überrascht.
- c't-Test der AVM Fritzbox 5690 Pro (heise+, Paywall)
Transkript des Videos
(Hinweis: Dieses Transkript ist für Menschen gedacht, die das Video oben nicht schauen können oder wollen. Der Text gibt nicht alle Informationen der Bildspur wieder.)
Guckt mal hier, so viel Funksalat habe ich bei mir zu Hause: Über 30 WLANs funken mir hier so rein, und klar, die kommen sich häufig mit meinem WLAN ins Gehege und stören meine Übertragung. Finde ich natürlich doof, schließlich sind meine Daten am wichtigsten. Nee, Scherz, aber natürlich will ich, dass meine Daten flutschen, und das Ding ist, dass es dafür ja gerade das noch ziemlich neue 6-Gigahertz-Spektrum gibt. Also ein Frequenzbereich, der erst seit einiger Zeit für WLAN benutzt werden darf, und seit ich das erste Mal davon gehört habe, denke ich: Das will ich, ein Frequenzbereich, der zumindest jetzt in der Anfangsphase nur von uns Early Adopters benutzt wird. Ja, also freie Datenbahn für freie Nerds. Ja, und nun gibt es den ersten Router mit eingebautem Modem, der diese 6 Gigahertz unterstützt, und zwar die Fritzbox 5690 Pro von AVM. Die habe ich mir zu Hause installiert und gucke mir das jetzt mal genau an, was das jetzt konkret bringt mit diesem neuen Frequenzbereich und natürlich vor allem, ob das in der Praxis jetzt wirklich so einen Unterschied macht. Ja, gut, und Wi-Fi 7 hat das Ding natürlich auch im Gepäck, und ganz ehrlich, und das ist jetzt kein Bait, das Ergebnis hat mich überrascht. Bleibt dran.
Liebe Hackerin, liebe Internetsurfer! Herzlich willkommen hier bei …
Ja, ich kann mich da noch genau dran erinnern. Anfang 2021 habe ich den Videopodcast c’t uplink moderiert. Empfehlung übrigens. Da gibt es jeden Freitag ein neues Video hier auf YouTube. Und da ging es um die Öffnung des 6-Gigahertz-Frequenzspektrums für WLAN, das als „6 GHz“ bezeichnet wird. Bislang gab es nur zwei Frequenzbereiche für WLAN, nämlich 2,4 und 5 GHz. Ja, und damals hatte ich mir auf jeden Fall fest vorgenommen: Mega geil, will ich unbedingt haben, sobald es das gibt. Das Problem war nur, dass in den Jahren danach halt kein einziger Router mit einem eingebauten Modem rauskam, der diesen neuen sogenannten Wi-Fi-6E-Standard unterstützt. Also es gab zwar Router mit der Technik, aber da hätte ich dann noch ein separates Modem anschließen müssen. Und ja, das kostet halt extra Energie, und das will ich nicht. Man kann nämlich grob sagen: So ein separates Modem, egal ob Kabel, DSL oder Glasfaser, saugt so zwischen 5 und 8 Watt. Und das permanent. Also bei 30 Cent pro Kilowattstunde kosten 8 Watt schon über 20 Euro im Jahr.
Ja, also 8 Watt, das ist fast so viel wie ein ganzer WLAN-Router. Nämlich zum Vergleich: Die Fritzbox 5690 Pro, die ich hier im Video teste, die genehmigt sich mit ausgeschaltetem internem Modem 13,9 Watt. Schaltet man dann das DSL-Modem ein, werden das nur 0,9 Watt mehr, beim Glasfasermodem 1,6 Watt mehr. Also deshalb für mich ganz klar: Wenn möglich, einen Router nutzen, der ein eingebautes Modem hat. Ja, sonst verbraucht man halt ziemlich viel extra Energie. Aber jetzt ist es ja auch endlich so weit. Der erste Router mit 6 GHz und eingebautem Modem oder sogar Modems plural, eben die Fritzbox 5690 Pro. Und da habe ich ja gerade schon gesagt, da stecken ein Glasfaser- und ein DSL-Modem drin. Leider kein Kabelmodem, was ich hier in meinem Haushalt bräuchte. Aber ja, gut, meine Neugier war natürlich höher, sodass ich das Ding natürlich trotzdem getestet habe.
Also erstmal ganz kurz, was das Ding überhaupt kann: Die 5690 Pro ist eine von drei Wi-Fi-7-kompatiblen Fritzboxen von AVM, aber die Einzige, die das 6-GHz-Band unterstützt. Und es ist auch die erste und bislang einzige Fritzbox mit zwei Modems. Offenbar ist das für den Umstieg gedacht, also für Leute, die jetzt noch DSL nutzen und bald auf Glasfaser aufrüsten wollen. Fünf Ethernet-Ports hat die 5690 Pro, davon kann aber nur einer 2,5 Gigabit pro Sekunde. Die anderen sind auf ein Gigabit beschränkt. Das ist heutzutage eigentlich schon ein bisschen wenig, wenn man bedenkt, dass 2,5 Gigabit nur 312 Megabyte pro Sekunde bedeutet. Also wenn man ein SSD-NAS hat und da richtig viele Daten rumschieben will … naja, okay, ich schweife ab. Auf jeden Fall unterstützt die 5690 Pro neben dem Schnurlosfunk DECT, ULE, auch noch die zusätzliche Smarthome-Technik Zigbee im 2,4-GHz-Band. Und das ist ja ganz nice. Achso, wenn euch interessiert, was da genau drin ist in der 5690 Pro, da blenden wir euch jetzt hier mal ein, was wir da rausgefunden haben. Das ist auch viel mehr, als in den Datenblättern steht und auf der AVM-Website. Wir haben das Ding nämlich aufgeschraubt und da mal genau reingeguckt.
So, aber es soll ja vor allem darum gehen, ob mir das Teil jetzt zu Hause so einen richtigen WLAN-Turbo bringt. Und da bin ich dann fast ein bisschen mit meinen c't-Kollegen aneinandergeraten, weil die erfahrungsgemäß immer die Hände zusammenschlagen, wenn man irgendwelche Messungen macht, bei denen man die äußeren Umstände nicht kontrollieren kann. Ist ja auch verständlich: Wenn meine Nachbarn irgendwie 24/7 Mikrowellenpopcorn-Massenproduktion machen oder 10 Leute aus der Nachbarschaft irgendwie alle gleichzeitig das Netz vollballern, ja, dann messe ich komische Dinge, ist klar. Deshalb wird bei c't grundsätzlich im funksmogfreien Keller gemessen, unter sehr kontrollierten Bedingungen. Aber hier geht es ja gerade um Funksmog. Also 6 Gigahertz ist ja aus exakt diesem Grund freigegeben worden, um halt mit zusätzlichen Frequenzen ein Gegenmittel zu den gerade in Innenstädten mit WLAN-Smog vollgemüllten Netzen zu haben. Deshalb hier jetzt der 3003-Kompromiss: Ich zeige euch zuerst die sauberen Messergebnisse von meinem Kollegen Ernst Ahlers und dann die Ergebnisse von mir aus der, naja, wilden Echtwelt in Hannover City.
Erstmal die sauberen Messungen: Also im c't-Messkeller, da zeigten sich ganz klar Vorteile bei 6 Gigahertz. Da wurden nämlich unter Optimalbedingungen, also direkt neben dem Router, 1888 Megabit pro Sekunde gemessen. Als Client wurde das Windows-Notebook Dell XPS 13 mit Wi-Fi 7 verwendet. Das habe ich mir dann später auch geholt für die Tests in meinen Wohnungen. Im 5-Gigahertz-Modus waren es bei Ernst noch 1406 Mbit/s. Ja, und mit 2,4 Gigahertz dann nur noch 345 Mbit/s. Alles unter Optimalbedingungen. In 20 Meter Abstand durch Steinwände bei uns im c't-Messkeller ging die Übertragungsrate dann rapide runter. Dann waren das maximal auf allen Spektren nur noch 356 Mbit/s. Kurz mal zwischengeschoben, viele von euch werden das wissen, aber ich sage das trotzdem noch mal kurz: Je höher die Frequenz, desto höher die Geschwindigkeit, aber leider auch desto geringer die Reichweite. Das heißt, mit 2,4 Gigahertz funkt man am lahmsten, aber kann die längsten Distanzen oder die meisten Wände überwinden. Bei 6 Gigahertz ist das umgekehrt: Also schnell, dafür weniger Reichweite.
So, und jetzt kommen wir mal zu den Messungen bei mir zu Hause. Das habe ich folgendermaßen gemacht: Es war in meiner Wohnung nur die Fritzbox und der jeweilige Client aktiv. Gemessen habe ich das mit iPerf3 auf einem Windows-Rechner als Server, der mit 2,5 Gigabit per Kabel angebunden war. Also genauso wie bei Ernst im c't-Labor. Alle Messungen habe ich an drei unterschiedlichen Orten gemacht: Einmal optimal direkt neben dem Router, einmal in meinem Arbeitszimmer durch zwei Innenwände und einmal auf dem Balkon durch eine Innenwand und eine Außenwand. Als Client habe ich drei unterschiedliche Geräte verwendet: Einmal das Windows Notebook Dell XPS 13, also wie Ernst. Und zusätzlich das Smartphone Google Pixel 8 Pro mit Wi-Fi 7 und außerdem das iPhone 15 Pro, das nur Wi-Fi 6 kann, aber mindestens 6 Gigahertz. Ja, und wisst ihr was? Bei mir zu Hause habe ich Ernsts Messungen sogar einmal toppen können. Da sind mir tatsächlich einmal glatte 2000 Mbit gelungen mit dem XPS 13 direkt am Router. Das ist tatsächlich ungefähr das Doppelte, was ich an gleicher Stelle mit gleichem Client mit meinem alten Wi-Fi-6-Router erreicht habe. Das ist eine Fritzbox 6690, da waren es nur 950 Mbit. Also ganz klar: Wi-Fi 7 gepaart mit 6 Gigahertz bringt unter optimalen Bedingungen auf allen drei Clients mindestens 400 Mbit mehr im Vergleich zum Wi-Fi-6-Router mit 5 Gigahertz. Ich merke gerade, dass das hier jetzt etwas krass wird mit den Zahlen, mit denen ich hier so rumwerfe. Also wenn euch das gerade zu viel Input ist, einfach mal Pause drücken. Die Tabelle erklärt sich eigentlich von selbst.
Und sonst gehe ich auf der Tonspur jetzt noch ein bisschen weiter über die Tabelle rüber. Kurios ist zum Beispiel die Performance des Pixel 8 Pro: Das schafft im absolut besten Fall nur 1210 Mbit. Das iPhone 15 Pro, was ja gar kein Wi-Fi 7 beherrscht, erreicht auf 6 Gigahertz 1510 Mbit, also 300 Mbit mehr. Ja, okay, woran das liegt, das ist natürlich aus dem Stehgreif schwierig zu sagen. Aber es könnte damit zu tun haben, dass das Pixel 8 Pro keine 320 MHz Signalbreite beherrscht, was bei Wi-Fi 7 nämlich optional ist. Was richtig interessant wird, ist bei nicht optimalen Bedingungen, also durch Wände in meinem Arbeitszimmer oder auf dem Balkon. Da ist nämlich der beste Wert, den ich gemessen habe, 360 Mbit. Und den erreicht kurioserweise der einzige Wi-Fi-6-Client, also das nicht Wi-Fi-7-kompatible iPhone mit der Fritzbox 5690 Pro. Mit der älteren Wi-Fi 6 Fritzbox 6690 sind es aber auch 352 Mbit. Ja, und den einzigen anderen Messwert über 300 Mbit auf dem Balkon oder Arbeitszimmer schafft das XPS 13 Notebook, und zwar auch mit der Wi-Fi-6-Fritzbox 6690.
Also, was sagt uns das? Erstmal ganz klar: Wi-Fi 7 und 6 Gigahertz bringen auf jeden Fall deutlich mehr Geschwindigkeit als Wi-Fi 6 bzw. 5 Gigahertz, aber halt nur unter Optimalbedingungen, also im gleichen Raum mit dem Router. Sobald das durch Wände geht, ja, da ist das alles nicht mehr so deutlich. Wir sehen hier bei meinen Messungen, dass die alte Wi-Fi 6 Fritzbox 6690 in einigen Fällen tatsächlich eine schnellere Übertragung schafft als die neue 5690 Pro. Also das ist natürlich jetzt eine Momentaufnahme, also Mitte August 2024. Die Firmware der neuen Box ist ja brandneu und die 6690 ist in Sachen Software natürlich schon ziemlich ausgereift, und auch die Wi-Fi 7 Hard- und Software der Clients ist noch frisch. Da kann sich also noch einiges tun. So gibt es zum Beispiel noch keine Clients mit der sogenannten MLMR Funktion, mit der Clients gleichzeitig in mehreren Bändern senden können. Was jetzt schon geht, ist EMLSR, allerdings hier auch nur zu zwei Dritteln. Mit der Funktion können Clients nämlich gleichzeitig in mehreren Funkbändern verbunden sein und können dann Daten dynamisch über den besten Link verschicken. Das senkt dann die Latenz und erhöht vor allem die Stabilität. Schade ist natürlich nur, dass die 5690 Pro das Ganze nur mit 5 und 6 Gigahertz unterstützt, nicht auf 2,4 Gigahertz.
Mein Fazit
Also meine vielleicht etwas naive Vorstellung, dass mit 6 Gigahertz hier in der Wohnung alles mit Gigabit-Geschwindigkeiten fluppt, das ist in der Realität nicht so. Aber ganz klar: Unter optimalen Bedingungen, also im selben Raum, schafft die 5690 Pro mit Wi-Fi 7 und 6 Gigahertz mit allen drei getesteten Clients über 1 Gigabit und bis zu 2 Gigabit pro Sekunde. Und das ist für WLAN-Verhältnisse natürlich richtig gut. Ja, aber sobald Wände dazwischen sind, ja, dann wird es dann deutlich lahmer, aber halt immer noch meistens deutlich dreistellig. Und für einen 4K-Videostream empfiehlt zum Beispiel Netflix lediglich 15 Mbit/s. Das reicht also alles locker. Dennoch, für mich persönlich ist jetzt klar, dass ich mit meinem Wi-Fi-6-Router absolut gut bedient bin und noch nicht auf Wi-Fi 7 und 6 Gigahertz umsteigen muss. Aber das liegt halt auch daran, dass bei mir hier das 5-Gigahertz-Band noch ziemlich frei ist. Wenn das bei euch nicht so ist, dann kann 6 Gigahertz euch natürlich helfen.
Was mir in Zukunft allerdings vermutlich mehr bringen wĂĽrde, ist ein Router mit einer 10-Gigabit-Ethernet-Anbindung, sodass ich meinen SSD-Home-Server bzw. dessen NAS-Funktionen, dazu haben wir ja schon mehrere Videos gemacht, voll ausnutzen kann. Router mit 10 Gigabit und Wi-Fi 7 und 6 Gigahertz gibt es inzwischen ab 470 Euro. Hier zum Beispiel den TP-Link Archer BE800. Oder wenn es noch etwas martialischer aussehen soll, kann man auch diese Roboter-Spinne hier von Asus nehmen. Die kostet rund 700 Euro. Aber bitte daran denken, da sind keine Modems drin. Die braucht man also extra. Ja, habt ihr schon 10-Gigabit-LAN? Oder seid ihr streng WLAN-only unterwegs? Wie viel Geschwindigkeit braucht ihr? Ist das fĂĽr euch alles eh ĂĽbertrieben? Schreibt es gerne in die Kommentare. Ich lese alles, verspreche ich. Ja, und gerne abonnieren natĂĽrlich. TschĂĽss.
c't 3003 ist der YouTube-Channel von c't. Die Videos auf c’t 3003 sind eigenständige Inhalte und unabhängig von den Artikeln im c’t Magazin. Die Redakteure Jan-Keno Janssen und Lukas Rumpler sowie die Video-Producer Şahin Erengil und Pascal Schewe veröffentlichen jede Woche ein Video.
(jkj)