Gamescom 2022: Kleine Indies ganz groĂź
Auf der Gamescom 2022 schlägt die Stunde der Indie-Games: Was die unabhängigen Entwicklerinnen und Entwickler dort vorstellen, ist kreativ und vielfältig.
Wo große, neue AAA-Games fehlen, können kleine Game-Studios umso mehr glänzen. Auf der Gamescom zeigen in diesem Jahr in Halle 10 mehr denn je unabhängige Entwicklerinnen und Entwickler ihre aktuellen Indie-Games. Und anders als bei den großen Publishern in den übrigen Hallen können Spielefans hier vieles ausprobieren, ohne lang anstehen zu müssen.
Gleich neben dem Indie-Bereich können Besucherinnen und Besucher sich an Atari, Commodore & Co. austoben. Hier gibt es nicht nur die klassischen Retro-Games, sondern auch neue Titel für alte Spielkonsolen.
Im Herzen des Indie-Bereichs liegt die Indie Arena Booth mit einem kuratierten Spieleangebot. Statt riesiger Messestände findet man hier gemütliche Spieleecken und jede Menge Gelegenheit, mit den Entwicklerinnen und Entwicklern direkt ins Gespräch zu kommen. Die freuen sich über das Interesse und beantworten gern Fragen zum Spiel. Auf 1500 Quadratmetern tummeln sich 124 Game-Studios aus 32 Ländern.
Gleichzeitig ist die Indie Arena Booth auch online vertreten: In einer spielerischen Online-Welt steuert man seinen Avatar durch eine virtuelle Messe. Livestreams von der Gamescom stellen auĂźerdem Entwicklerstudios und ihre Spiele vor.
Aufbaustrategie auf dem RĂĽcken eines Tieres
Ein Hingucker ist der Stand von Stray Fawn Studio, der nicht nur Anspielstationen für das Aufbauspiel "The Wandering Village" bietet. Den Tisch ziert ein großes Modell des Onbu, der Kreatur, die im Spiel die neue Siedlung durch die Welt trägt, sowie kleine Pappaufsteller von Bäumen und Häusern aus dem Spiel.
In "The Wandering Village" suchen Siedlerinnen und Siedler Zuflucht auf dem Rücken einer riesigen Kreatur – auf der Flucht vor einer verseuchten Umwelt. Dort versuchen sie, ein neues Dorf aufzubauen, Felder zu bestellen und die Postapokalypse zu überleben. Dazu gehen sie eine symbiotische Beziehung mit der Kreatur ein, die sie Onbu nennen. Sie trägt das Dorf quer durchs Land.
Das Spiel kombiniert dabei 3D-Grafik mit von Hand gezeichneten und animierten Grafiken, was richtig gut aussieht. Die knuffigen Siedlerinnen und Siedler heben sich im Grafikstil nochmal ein wenig davon ab, sind dadurch aber gut in der Landschaft zu erkennen. Im Spiel kann man schnell zwischen der Ansicht der Siedlung in gewohnter Aufbau-Perspektive zu einer 3D-Ansicht des Onbu wechseln. Oder sich auf einer Map ansehen, wo es gerade lang geht. Die Kreatur trägt die Siedlung durch verschiedene Biome von denen weitere im Laufe der Early-Access-Phase hinzukommen sollen. Das Spiel des zehnköpfigen Schweizer Stray Fawn Studios soll schon bald in den Early Access auf Steam starten.
Verbrechen auf der Spur
Mit dem vielfach ausgezeichneten "Through the Darkest of Times" hat sich das Entwicklerstudio Paintbucket Games bereits einen Namen gemacht. In seinem neuesten Spiel "The Darkest Files" koordiniert man keine Widerstandsgruppe, sondern geht als Staatsanwältin Esther Katz alten Nazi-Verbrechen nach. Katz macht sich gemeinsam mit anderen gegen Ende der 50er Jahre daran, alten Fällen nachzugehen. In Interviews befragt sie Beteiligte, sieht Akten ein und rekonstruiert aus den gesammelten Informationen die Geschehnisse.
Dafür hat Paintbucket Games ein Storyboard integriert, in dem Widersprüche in den Aussagen der Befragten schnell deutlich werden. Welche Version letztlich glaubwürdiger ist, lässt sich allerdings nicht immer anhand der Fakten entscheiden. Erst wenn Katz eine schlüssige Theorie zum Tathergang vorlegen kann, wird der Fall neu aufgerollt, damit die Schuldigen zur Rechenschaft gezogen werden können. Die schicke Grafik setzt Farben nur sparsam ein.
Auf der Messe spielten wir einen ersten Prototypen von "The Darkest Files", das Game soll 2023 erscheinen.
Vielversprechendes im nächsten Jahr
Auf der Gamescom konnten wir eine ganze Reihe weiterer vielversprechender Indies anspielen. In "Farewell North" von Kyle Banks bringt man als treuer Hund wieder Farbe in die traurige, farblose Welt seiner Besitzerin. Dabei wandelt das Spiel ein wenig auf den Spuren von Lost Ember. Im liebevoll gezeichneten Spiel "Aka" von Cosmo Gatto sucht der tierische Protagonist seinen Frieden auf einer kleinen Insel. In der offenen Spielwelt kommt man anderen Tierfiguren zur Hilfe, kümmert sich um die Umwelt und bekämpft die Dämonen der Vergangenheit. In der Rolle von Valentin Schmidt ist man im Bayern-Krimi "A bavarian Tale - Totgeschwiegen" dem Verbrechen auf der Spur. Das oberbayerisch vertonte Open-World-RPG von Active Fungus Studios kommt mit hochdeutschen Texten, aktuell ist es auf Steam im Early Access.
Diese und weitere Spiele der Indie Arena Booth stellt die Online-Plattform Steam samt vieler kostenloser Demoversionen während der Gamescom auf einer eigenen Seite vor.
(lmd)