Gaskrise und VNG: Drittgrößter Gasversorger beantragt Staatshilfe

Nach Uniper will sich mit der Verbundnetz Gas AG ein weiterer Gasversorger unter den staatlichen Schutzschirm stellen. Die Gasumlage allein reiche nicht aus.

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VNG Gasspeicher Bad Lauchstädt

(Bild: VNG)

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Der Gasversorger Verbundnetz Gas AG (VNG), nach eigenen Angaben der drittgrößte Deutschlands, sucht Schutz unter dem staatlichen Schutzschirm. Da die Vorlieferanten ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen seien, habe es Gas zu erheblich höheren Preisen an den Energiemärkten beschaffen müssen, teilte das Unternehmen mit. Auf der anderen Seite müsse VNG aber seine Kunden zu vertraglich vereinbarten, deutlich niedrigeren Preisen beliefern. Nach VNG-Angaben sind das 400 Stadtwerke und Kunden aus der Industrie.

Genau für solche Fälle hat die Bundesregierung die Gasumlage ersonnen, aus deren Mitteln VNG bereits Ansprüche angemeldet hatte. Um aber weiteren Schaden abzuwenden und weiter handlungsfähig bleiben zu können, hat VNG zusätzlich Hilfen nach Paragraph 29 des Energiesicherungsgesetzes (EnSiG) beantragt. Diesen Paragraphen hatte die Bundesregierung zusammen mit der Gasumlage Anfang Juli beschlossen. Er sieht Staatsbeteiligungen und Finanzspritzen vor, als erstes Unternehmen profitierte davon Uniper.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat bereits angekündigt, VNG helfen zu wollen. "Wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg, und das wird zeitnah geklärt werden", wird er von dpa zitiert.

Seine Stellung als "systemrelevantes Unternehmen" mit Anspruch auf einen staatlichen Schutzschirm versucht VNG mit weiteren Zahlen zu verdeutlichen. Es sei nicht nur drittgrößter Gasversorger, sondern auch über die ONTRAS Gastransport GmbH zweitgrößter deutscher Fernleitungsnetzbetreiber mit einem Gasnetz von 7700 km. Mit 2,2 Milliarden m³ Speichervolumen sei VNG der drittgrößte Speicherbetreiber und überdies mit 38 Biogasanlagen drittgrößter Betreiber solcher Anlagen.

Aus Russland kommt momentan in Deutschland Erdgas in vergleichsweise geringen Mengen nur noch in Waldhaus an der Grenze zu Tschechien an. Den Gasstrom über Nord Stream 1, der vorher ohnehin auf 20 Prozent gedrosselt war, stoppte Lieferant Gazprom Anfang September komplett und begründete dies mit technischen Problemen. Davon ist VNG nach eigenen Angaben durch zwei Verträge betroffen.

Zum einen "besteht ein Direktvertrag mit ca. 35 TWh Gasbezug im Jahr mit Gazprom Export, der aktuell und absehbar nicht mehr bedient wird", er laufe Ende 2022 aus, heißt es in einer VNG-Mitteilung. Den dadurch trotz der Gasumlage auflaufenden Verlust von einer Milliarde Euro könnte VNG aus eigener Kraft tragen.

Mit einem anderen Vertrag sieht das anders aus. Dieser umfasse einen Gasbezug von jährlich etwa 65 TWh von einem inländischen Vorlieferanten, der das Gas importiert. Dieser Vertrag werde seit Mitte Mai nicht mehr durchgängig bedient. "Die Kosten der Ersatzbeschaffung hat VNG im August bei historisch hohen Gaspreisen anders als zuvor erwartet zu erheblichen Teilen tragen müssen", schreibt das Unternehmen. Um welchen Vorlieferanten es sich handelt, teilte VNG nicht mit. Mit diesen habe sich das Unternehmen nicht wirtschaftlich tragfähig einigen können.

VNG gehört zu knapp drei Vierteln dem Energieversorger EnBW, ein Viertel gehört Kommunen überwiegend in Ostdeutschland. Bis zur russischen Invasion in die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres sei es eine "kerngesunde Unternehmensgruppe" gewesen. Durch die Auswirkungen des russischen Krieges auf die Energiemärkte sei VNG unverschuldet in eine zunehmend kritischere Finanzsituation gebracht worden. Parallel zu dem jetzt gestellten Antrag sollen Gespräche mit der Bundesregierung und den Eignern fortgesetzt werden, um Möglichkeiten für eine Stabilisierung des Unternehmens zu finden, teilte VNG mit.

(anw)