Gaspreis in Europa auf tiefstem Stand seit anderthalb Jahren

Am europäischen Handelspunkt Title Transfer Facility für Erdgas fiel der Preis je Megawattstunde am Freitag unter 50 Euro.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 136 Kommentare lesen

Eine gelbe Plakette kennzeichnet ein Haus mit Gasanschluss.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 2 Min.

Der Preis für europäisches Erdgas geht weiter zurück. Der Preis fiel für den richtungsweisenden Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat erstmals seit gut eineinhalb Jahren unter die Marke von 50 Euro je Megawattstunde. Im Tief wurden am Vormittag weniger als 49 Euro markiert, das ist der tiefste Stand seit August 2021.

Nach der Invasion Russlands in die Ukraine waren die Erdgaspreise im vergangenen Jahr drastisch gestiegen. In der Spitze wurden im August 2022 Preise von mehr als 300 Euro gezahlt, nachdem Erdgas längere Zeit um die 20 Euro gekostet hatte.

Der aktuelle Preisrückgang, der seit dem vergangenen Sommer beobachtbar ist, geht vor allem auf gut gefüllte Erdgasspeicher, hohe Importe auch von Flüssiggas und eine wetterbedingt niedrigere Nachfrage zurück. Hinzu kommen Einsparungen vor allem in der Industrie.

Die Gasspeicher in Deutschland waren nach dem jüngsten von der Bundesnetzagentur übermittelten Stand zu 71,86 Prozent gefüllt. In der sechsten Kalenderwoche lag der Gasverbrauch 17 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021, gegenüber der Vorwoche war er um 8,6 Prozent gestiegen.

Diese Woche ist am neuen LNG-Terminal Brunsbüttel der erste Tanker mit 137.000 Kubikmeter Flüssigerdgas aus Abu Dhabi eingetroffen. Von den täglich etwa nach Deutschland importieren 3000 GWh Gas stammten bis dahin etwa 200 GWh aus LNG-Einfuhren. Der Branchenverband der Gaswirtschaft "Zukunft Gas" prognostizierte am Mittwoch dieser Woche, dass sich im laufenden Jahr die Gas-Märkte beruhigen werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war anfangs dieser Woche zu Gast in Belgien, um die Energiepartnerschaft zu vertiefen. Dabei ging es darum, die Kapazitäten für die Einspeisung von LNG zu erhöhen, um noch mehr Flüssiggas im europäischen Binnenmarkt nutzen zu können. Hier spielt das Terminal in Seebrügge eine große Rolle. Beide Länder wollen zudem ein grenzüberschreitendes Leitungsnetz für Wasserstoff schaffen.

(anw)