Gasspeicher zu 98,8 Prozent gefüllt – Wetterlage mildert Krise

Die Gasspeicher in Deutschland sind besser gefüllt als ursprünglich geplant. Unterdessen gehen die Planungen für einen Gaspreisdeckel ihren Gang.

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Am Erdgasspeicher Rehden. Er ist mit seiner Arbeitsgaskapazität von rund 4 Milliarden m3 auf einer unterirdischen Fläche von rund 8 km2 einer der größten Porenspeicher in Westeuropa.

(Bild: Astora, Archiv)

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Das milde Wetter in den vergangenen Tagen hat dazu geführt, dass der Gasverbrauch deutlich unter dem durchschnittlichen Verbrauch der vier vergangenen Jahre lag. Die Temperaturen lagen 2,5 °C über dem Jahresmittel 2018 bis 2021, teilte die Bundesnetzagentur mit, daher wurde weniger geheizt. Das kommt den Füllständen der deutschen Gasspeicher entgegen. Diese haben sich nach Angaben des Branchenverbands Gas Infrastructure Europe (GIE) vom Sonntag nun zu 98,92 Prozent gefüllt. Als Ziel für Anfang November waren 95 Prozent angestrebt worden. EU-weit beträgt der Füllstand 94,68 Prozent. Der GIE teilte die Füllstände immer mit Verzögerungen mit.

Wie zu jeder Mitteilung zu den Gasspeicherfüllständen betont die Bundesnetzagentur auch diesmal, "ausdrücklich die Bedeutung eines sparsamen Gasverbrauchs". Eine nationale Gasmangellage im Winter könne vermieden werden, wenn erstens das Sparziel von mindestens 20 Prozent weiterhin erreicht wird. "Die Großhandelspreise schwanken stark und sind zuletzt stark gesunken", heißt es weiter von der Agentur. Unternehmen und private Verbraucher müssten sich dennoch auf deutlich gestiegene Gaspreise einstellen.

Um negative Folgen von Preissteigerungen abzumildern, sollte eine von der Bundesregierung eingesetzte Expertenkommission Gas und Wärme Vorschläge erarbeiten. Diese hat am Montag ihren Abschlussbericht vorgelegt, in der über die bisherigen Vorschläge im Zwischenbericht vom Oktober weitere Entlastungen vorgesehen sind, etwa in Form von Prämien bei bestimmten Einsparzielen. Ab einem Jahreseinkommen von 72.000 Euro sollte die Unterstützung versteuert werden.

In dem Zwischenbericht im Oktober empfahl die Kommission zur Entlastung von Gas- und Fernwärmekunden eine Einmalzahlung im Dezember. Ab März soll es laut der Empfehlung eine Gaspreisbremse geben. Für die Industrie ist dabei eine Deckelung auf sieben Cent pro Kilowattstunde für 70 Prozent des Basisverbrauchs vorgesehen, für Privathaushalte eine Deckelung auf zwölf Cent pro Kilowattstunde für 80 Prozent des Verbrauchs. Ein ähnlicher Preisdeckel ist auch bei Fernwärme geplant. Während die Bundesregierung die Einmalzahlung für Dezember bereits auf den Weg gebracht hat, steht die konkrete Umsetzung der Preisbremse noch aus.

Die Bundesregierung will sich am morgigen Mittwoch damit beschäftigen, ob und wie die Vorschläge der Kommission umgesetzt werden. Der Bundesverband der mittelständischen Wirtschaft kritisiert, eine einmalige Entlastungszahlung im Dezember werde viele Unternehmen nicht über die folgenden drei Monate retten können. Während mittelgroße Firmen erst ab März etwas von der Preisbremse spüren würden, könnten 25.000 industrielle Großverbraucher schon ab Januar mit Zahlungen rechnen.

Ähnlich lautet auch die Kritik des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. "Im vorgelegten Abschlussbericht der Expertenkommission Gas und Wärme werden grundsätzlich richtige Schritte vorgeschlagen", heißt es in einer Verbandsmitteilung. So richtig und wichtig die Gaspreisbremse sei, sicher sei, dass sie allein auch zusammen mit der Abschlagszahlung im Dezember nicht reichen werde, um die Belastungen vor allem der energieintensiven Handwerksbetriebe abzufedern. Zusätzliche flankierende Hilfen würden gebraucht.

(anw)