Gasspeicherfüllstände zum Wochenbeginn: Gibt es 2023 genug Gas zum Auffüllen?

Deutschlands Gasspeicher geben weiterhin mehr Gas ab, als neu eingespeichert wird. Mit Blick auf die kommenden Monate stellen sich Fragen zur Wiederauffüllung.

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(Bild: Maxx-Studio / Shutterstock.com)

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Deutschlands Gasspeicher sind zum Wochenbeginn zu 71,58 Prozent gefüllt. Dies geht aus der Datenbank AGSI des Europäischen Verbands Gas Infrastructure Europe hervor. Damit nimmt der Wert erstmals seit längerem nicht weiter ab. Die Leichtigkeit, mit der Deutschland den Winter gemeistert hat, weckt inzwischen jedoch Sorgen, dass eine drohende Gasknappheit im nächsten Winter im Vorfeld nicht ausreichend ernst genommen wird. Immerhin gibt es aber positive Vorzeichen, dass es beim Auffüllen der Reserven mit LNG und norwegischem Gas nicht zu Engpässen kommen wird.

Mit dem aktuellen Füllstand bleibt es bei einem statistisch für diese Jahreszeit typischen Verlauf der Speicherfüllstände – nur mit dem Unterschied, dass sich durch die überdurchschnittlich hohe Einspeicherung im vergangenen Jahr und Sparmaßnahmen derzeit mehr als doppelt so viel Erdgas in den Speichern befindet als im Vergleich zum Vorjahr. Zudem sparen die Verbraucher weiterhin: In der sechsten Kalenderwoche lag der Gasverbrauch 17 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021, heißt es im Lagebericht der Bundesnetzagentur.

Auch wenn die kalte Jahreszeit 2022/23 bislang gut verlaufen ist: Mit Blick auf den nächsten Winter existieren weiterhin Unsicherheiten bei der Bundesnetzagentur und dem Bundeswirtschaftsministerium. Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller sagte dem Deutschlandfunk, dass er keine Entwarnung geben könne. Dies ist vor allem damit verknüpft, dass Deutschland im Jahr 2023 erstmals komplett ohne die Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 seine Gasspeicher auffüllen muss.

Positive Signale gibt es immerhin von den alternativen Lieferwegen. Der Thinktank IEEFA (Institute for Energy Economics and Financial Analysis) geht davon aus, dass die Nachfrage nach Flüssigerdgas (LNG) langfristig spürbar nachlassen wird. Dies habe zum einen damit zu tun, dass bisherige Hauptabnehmer in Asien wie China LNG nach dem vergangenen Jahr als teuer und unzuverlässig ansehen. Die stark gestiegene Nachfrage aus Europa hatte dazu geführt, dass die Preise massiv angestiegen sind und zugesagte Lieferungen nach Europa umgeleitet wurden. China, einer der LNG-Hauptabnehmer, bekam zuletzt überdies mehr Gas über Pipelines aus Russland. Zum anderen wird aber auch für Europa eine sinkende Nachfrage prognostiziert, da die Europäische Union massiv auf eine Senkung des Gasverbrauchs hinwirke.

IEEFA erwartet, dass es zu einem Missverhältnis von Angebot und Nachfrage kommen könnte. Dies könnte auch dazu führen, dass die im Bau befindlichen und geplanten LNG-Terminals später gar nicht ausgelastet werden können.

Zugleich hat Norwegens Ministerpräsident Jonas Gahr Støre auf der Münchener Sicherheitskonferenz angekündigt, dass sein Land die seit Ausbruch des Ukrainekrieges erhöhte Gasproduktion beibehalten wolle. Dies sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Norwegen deckte zuletzt 30 Prozent des europäischen Gasbedarfs ab. Jüngst war eine Vertiefung der Zusammenarbeit angekündigt worden. Auch Deutschland bezieht ein Drittel seines Bedarfs aus dem Land in Skandinavien.

(mki)