Gefälschte Anzeigen: Fake-Artikel über Prominente bewerben Investmentportale

Mit gefälschten Promi-Interviews bewerben Kriminelle betrügerische Investmentportale auf Social Media. Allein in Österreich erreichen sie täglich 200.000 User.

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Gefälschte Anzeigen mit Promis als Lockvögel sollen User auf Social Media auf betrügerische Investmentseiten locken.

(Bild: Top_CNX/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
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Kriminelle versuchen Social-Media-Nutzer mit gefälschten Interviews und Artikeln über Prominente auf betrügerische Investment- und Krypto-Seiten zu locken. Nach Recherchen des Informationsportals Watchlist Internet erreichen die Betrüger mit den Fake-Artikeln und -Beiträgen über Facebook und Instagram allein in Österreich 200.000 Menschen pro Tag.

"Die Masche funktioniert seit Jahren", schreibt das Portal, das über betrügerische Phänomene im Internet aufklärt und vom ACR-Institut, dem Österreichischen Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) in Zusammenarbeit mit der Internet Ombudsstelle umgesetzt wird. Dabei funktioniert die Vorgehensweise nicht nur auf Social Media, sondern auch über Anzeigen auf seriösen Websites.

Das Portal bekomme regelmäßig Hinweise auf betrügerische Werbeanzeigen. Dem Anschein nach bewerben österreichische Prominente die Investmentplattformen, die ihre Opfer um ihr Erspartes bringen. "Der finanzielle Schaden durch diese Betrugsmasche ist enorm", schreibt Watchlist Internet.

In zwei Tagen fanden Forscherinnen in der Meta-Werbebibliothek 246 betrügerische Anzeigen – die meisten mit Fotos und Namen von Barbara Fleißner (125), Moderatorin von Puls4, mit einer Reichweite von 89.632. 76 Fakes zeigten Ex-Politiker und oe24-Kommentator Gerald Grosz, welche mit einer Reichweite 141.636 in zwei Tagen die meisten Personen erreichten. An zweiter Stelle standen die falschen Beiträge mit ZIB-Moderatorin Nadja Bernhard, die mit acht Anzeigen 116.161 Personen erreichten.

Watchlist Internet fand zwischen Januar und April 2024 insgesamt 9000 Anzeigen mit Impressionen in dem Zeitraum. Insgesamt 25 Promi-Namen nutzen die Betrüger für die Beiträge. Die Forscherinnen haben "ein Austesten der Wirksamkeit der Werbung mit unterschiedlichen Stars beobachtet".

Die Werbeanzeigen locken ihre Opfer über einen emotionalen Zugang auf gefälschte Internetseiten, die etwa echten Nachrichtenportalen stark ähneln. Genutzt würden hier Designelemente und Logos von Medienhäusern wie oe24.at, Kronen Zeitung oder von Sendungen wie "Zeit im Bild". Dass diese Seiten nicht echt sind, wird vor allem mit einem Blick auf die URL deutlich. Zudem wird nach einem Klick auf den Link deutlich, dass die Seite Investmentplattformen bewirbt.

Durch die Prüfmechanismen der Social-Media-Plattformen schlängeln sich die Verursachenden oft durch. Die untersuchten Inserate stammten von 27 verschiedenen Profilen, berichtet Watchlist Internet. "Dabei handelt es sich meist um gehackte Facebook-Konten von verifizierten Nutzer:innen mit vielen Followern", erklärt das Portal. "Solche Konten werden von den Kriminellen gezielt genutzt, um den internen Prüfprozess der Plattformen zu umgehen oder zumindest zu erschweren." Auf den ersten Blick wirkten die Profile und die Inhalte harmlos. Hinzu komme der Vertrauensvorschuss durch den verifizierten Account. Die Links würden oft verschleiert oder führten auf vermeintliche Zeitungsartikel, die über die Investmentplattform berichten.

"Zwar sind auch diese vermeintlichen Nachrichten Fake, aber im Gegensatz zur Bewerbung von Finanzprodukten ist für die Bewerbung von Nachrichtenartikeln keine Berechtigung der Finanzmarktaufsicht erforderlich", erläutert Watchlist Internet. Meta habe einige betrügerische Anzeigen gelöscht, viele seien jedoch – auch von gleichen Accounts – weiter online.

"Wer auf eine der betrügerischen Plattformen investiert hat, sollte die Werbung auf den jeweiligen Plattformen melden, Strafanzeige bei der Polizei erstatten und die Bank kontaktieren, um zu versuchen, das Geld zurückzuholen", empfiehlt Watchlist Internet. Besondere Wachsamkeit bei der Bewerbung solcher Plattformen durch Promis und Gewinne, die besonders lukrativ klingen, schützen bereits im Vorfeld.

(are)