Neue Scam-Website im Umlauf: finanavas.com

InvestmentbetrĂĽger versuchen mit einer neuen Website Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen. Sie nutzen Telegram, um "Investoren" um den Finger zu wickeln.

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Diese Begeisterung dĂĽrfte bei Opfern sicher ausbleiben, denn die Ersteller von Finanavas haben betrĂĽgerische Absichten.

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andrijan Möcker

MutmaĂźliche Scammer haben eine neue Website zum Investmentbetrug geschaffen und verbreiten diese im Netz: Die "Finanavas.com" genannte Seite wurde laut Whois-Eintrag am 10. Mai in Los Angeles registriert.

Finanavas behauptet, in einer Art Gewerbepark im finnischen Espoo nahe Helsinki zu sitzen. Eine Firma mit diesem Namen gibt es jedoch laut Gewerberegister in ganz Finnland nicht.

Die durchaus Eindruck machende Startseite gaukelt potenziellen Opfern eine lukrative Anlagemöglichkeit in Kryptowährungen vor. Investieren könne man in vier verschiedenen Paketen mit 300 bis 50.000 US-Dollar Mindesteinlage und 2 bis 5 Prozent Rendite pro Tag. Wer hier seine Zahlungsdaten angibt, sieht das Geld wahrscheinlich nicht wieder.

Die mutmaßlichen Internetbetrüger nutzen den Kurznachrichtendienst Telegram, um potenzielle Opfer zu finden. Dafür wählen sie über die Telegram-Suche zufällig Nutzer aus und kontaktieren sie. Noch am Tag der Registrierung der Website letzte Woche Mittwoch gingen die ersten Nachrichten raus; eine davon erreichte uns.

Auch mit leicht im Internet nachprĂĽfbaren Falschbehauptungen lieĂź sich der Scammer nicht abschĂĽtteln.

Unter dem Namen "Karina Heine" gab der mutmaßliche Scammer vor, uns kontaktiert zu haben, weil ihm unser Name bekannt vorkäme. Bereits in den ersten Minuten des Gesprächs fiel "Karina aus Bochum" durch krummen Satzbau auf, der auf maschinelle Übersetzungen hindeutete.

Um hinter die Masche zu kommen, spielten wir trotz eindeutiger Hinweise auf einen Betrug mit und stießen auf eine perfide Methode: "Karina" versuchte zunächst eine persönliche Beziehung zu uns aufzubauen. Wohnort, Hobbys, Beziehungen, Lieblingsessen – alles interessierte sie.

Erst zwei Tage nach der ersten Nachricht lenkte der mutmaßlich Scammer das Gespräch auf das Thema und präsentierte Finanavas als Investmentoption, mit der er in den letzten zwei Jahren über 50.000 US-Dollar Gewinn gemacht habe.

Wenig später konnten wir den mutmaßlichen Betrüger sicher der Lüge überführen: Mit einem Trackinglink, der Details zum zugreifenden Gerät protokolliert, erfuhren wir unter anderem den Typ des genutzten Endgeräts, dessen IP-Adresse, die Systemsprache und auch die Zeitzone. Anscheinend lief zwar eine VPN-Verbindung nach Spanien, die Systemsprache war jedoch Englisch und die Zeitzone "Africa/Lagos".

Unser Verweis auf ein anderes Investmentangebot hat den Scammer so sehr geärgert, dass er ohne nachzudenken auf unseren Trackinglink geklickt hat.

Telefon- und Internetbetrug nimmt in Deutschland seit geraumer Zeit zu. Ob Anrufe oder SMS von Interpol, Europol, DHL, dem Zoll, Microsoft, dem Enkel in Geldnot oder dem vorgeblich neuen Handy der "Tochter" – die Betrüger sind kreativ, wenn es um die Rollen geht.

Auch falsche Investmentangebote wie Finanavas sind bei Abzockern hoch im Kurs. Wer im Netz investieren will, sollte deshalb umso mehr Vorsicht walten lassen – wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meist auch.

(amo)