Geheimtinte: Wasserzeichen in Bildern

Seite 2: Die Programme

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Mit seiner Robustheitsanzeige liefert Digimarc allerdings ein Trainingsinstrument für potenzielle Angreifer gleich mit.

Eine Demoversion von Digimarc steckt traditionell als Plug-in in jeder Photoshop-Version, wobei fortgeschrittene Features wie Stapelverarbeitung und individuelle Schlüssel den teureren Stand-alone-Tools vorbehalten sind. Die Anwendung ist einfach, der Nutzer muss nur die Stärke festlegen. Die Voreinstellung erschien uns als akzeptabler Kompromiss zwischen Artefakten und Robustheit – und die ist durchaus bemerkenswert. Unsere Einzelangriffe konnten das Wasserzeichen zwar mitunter stark schwächen, nicht jedoch unleserlich machen. Zum Erfolg führte lediglich die Kombination aus geringfügigem Verzerren, Skalieren, Entrauschen und Komprimieren.

Das eher technisch anmutende Eikonamark signiert und detektiert Bilder stapelweise. In der Einstellung „Multibit Watermark“ sind achtstellige Zeichen möglich. Eikonamark gehörte im Test zu den anfälligeren Vertretern seiner Zunft. Ob Drehen um 0,3 Grad, leichtes asymmetrisches Skalieren, Objektiventzerrung, Verkleinern auf 80 Prozent oder mittlere JPEG-Kompression: Angreifer können sich aussuchen, womit sie die verborgenen Informationen entschärfen. Die Batch-Erkennung sämtlicher Testbilder überforderte Eikonamark ebenso wie Sign-MyImage – die Alternative nach Absturz hieß Handarbeit.

Das flotte Icemark lässt sich komfortabel bedienen, aber auch leicht austricksen.

Den höchsten Bedienkomfort im Test bietet Icemark: Sämtliche Einstellungen lassen sich in der praktischen Leiste am linken Fensterrand jederzeit ändern. Batch-Signieren und -Auslesen funktionierte im Test tadellos – das Ergebnis präsentiert Icemark zügig in einer übersichtlichen Tabelle. Schade nur, dass das Icemark zu den Angreifbaren im Test gehört. Nur JPEG-Kompression und Entrauscher konnte es Paroli bieten. Das Ergebnis muss man allerdings unter Vorbehalt sehen, denn von Icemark stand uns nur eine Trial-Version zur Verfügung, die diesen Status leider auch als sichtbares Wasserzeichen über das Bild legt. Jedoch werden kaufwillige Interessenten dasselbe Problem haben.

Anders als Digimarc erschwert der Webdienst Photopatrol das Angriffstraining am signierten Bild. Dafür muss man längere Wartezeiten beim Markieren und Prüfen in Kauf nehmen.

Photopatrol ist ein Java-Webdienst, der Bilder ausschließlich per Browser signiert und prüft. Für den Kunden hat das den Vorteil, dass potenzielle Angreifer sich erst bei Photopatrol anmelden müssten, um sicherzugehen, ob sie das Wasserzeichen tatsächlich entfernt haben. Nachteil ist die gegenüber Desktop-Anwendungen deutlich schlechtere Performance. Bilder lassen sich stapelweise signieren und zur Überprüfung laden, jedoch nur einzeln überprüfen. Da nur die ersten acht Zeichen des Bildnamens angezeigt werden, lädt man ähnlich benannte Dateien besser einzeln hoch – was abgesehen von der Ladezeit auch deshalb mühsam ist, weil Photopatrol nicht automatisch das zuletzt gewählte Verzeichnis ansteuert. Sämtliche Einstellungen außer den Copyright-Informationen trifft Photopatrol automatisch. Die Technik basiert auf der Fraunhofer-Entwicklung Syscop, wobei die Einstellungen laut Anbieter auf Bilder mit bis zu 800 × 600 Pixeln optimiert sind und DCT-Koeffizienten (Diskrete Kosinustransformation) zum Einsatz kommen. Auf einen Test mit den hoch aufgelösten Varianten haben wir daher verzichtet. Gleichmäßigen Transformationen, asymmetrischem Skalieren und stärkerer JPEG- Kompression zeigte sich Photopatrol im Test gewachsen, war aber durch – minimales – Drehen und Verzerren verwundbar.

Mit der Shareware SignMyImage lassen sich Bilder bequem stapelweise auszeichnen und analysieren. Der Nutzer muss lediglich seine maximal zehnstellige ID eingeben, die Stärke legt die Software automatisch fest – das Signieren unseres 800 × 600-Porträts verweigerte sie. SignMyImage-behandelte Tiffs kommentierte Photoshop mit der Bemerkung „Dieses Dokument ist möglicherweise beschädigt“, öffnete sie dann aber doch problemlos. Beim Versuch, sämtliche signierten Bilder im Batch-Betrieb analysieren zu lassen, quittierte die Software den Dienst. Den meisten Einzelangriffen hielt das Wasserzeichen stand, zeigte sich jedoch äußerst anfällig gegenüber der sanften Entzerrung mittels Objektivkorrekturfilter und minimalen Drehungen von 0,3 Grad. In Bildern mit größeren homogenen Flächen findet die Markierung kaum geeignete Verstecke: Hier werden großflächige, eiförmige Artefakte sichtbar.