"Geld fürs Surfen" bringt Anbieter in Schwierigkeiten

Manche Geschäftsmodelle der Internet-Ökonomie kranken offensichtlich nicht an mangelndem Zuspruch, sondern an zu großem Erfolg.

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Von
  • Jürgen Kuri

Manche Geschäftsmodelle der Internet-Ökonomie kranken offensichtlich nicht an mangelndem Zuspruch, sondern an zu großem Erfolg. AllAdvantage, ein Anbieter, der Internet-Nutzer fürs Surfen und gleichzeitige Betrachten von Werbung bezahlt, muss 60 Leute entlassen – insgesamt 10 Prozent der Mitarbeiter, die weltweit für das Unternehmen tätig sind.

Ziel der Maßnahme sei es, die Kosten zu reduzieren, hieß es laut amerikanischen Presseberichten bei dem Unternehmen. Und diese Kosten sind offensichtlich in den letzten Monaten explosionsartig gewachsen – nicht aber, weil etwa die Löhne zu stark gestiegen wären, sondern weil zu viele Netizens sich fürs Surfen bezahlen lassen wollen. So musste AllAdvantage zwischen Dezember 1999 und März 2000 insgesamt 32,7 Millionen US-Dollar an die Mitglieder ausschütten. Gleichzeit nahm der Anbieter aber nur 9,1 Millionen US-Dollar durch den Verkauf von Anzeigen und User-Profilen ein, durch die Werber gezielt Surfer ansprechen können.

Neben den Entlassungen unternimmt AllAdvantage aber noch andere Aktionen, um die Kosten zu reduzieren. So hat der Dienst im Juni die Zeiten reduziert, für die Mitglieder beim Surfen bezahlt werden. Außerdem wurden die Abrechnungszeiträume heraufgesetzt. Vor kurzem hatte AllAdvantage seine Pläne erst einmal aufgegeben, an die Börse zu gehen – schlechte Marktbedingungen, so, wie bei anderen zurückgezogenen IPOs auch, die Begründung. Momentan soll der Dienst rund 2 Millionen Mitglieder haben. Die konnten sich Ende Juni freuen, zumindest für wenige Minuten Milliardäre zu sein – ein Fehler in der Abrechnungssoftware erbrachte exorbitant hohe Summen als Belohnung fürs Anklicken von Werbung. Mancher Surfer mag es allerdings bedauern, dass nicht etwa eine Auszahlung dieser zu hohen Beträge die Schwierigkeiten von AllAdvantage verursacht hat... (jk)