Gematik: Bis Ende März mindestens 30.000 E-Rezepte "erfolgreich" abrechnen
Die für die Weiterentwicklung der elektronischen Gesundheitskarte verantwortliche Gematik will die Testphase des E-Rezepts intensivieren.
Die für die digitale Gesundheitsinfrastruktur in Deutschland verantwortliche Gematik GmbH will für die im ersten Quartal vorgesehene Testphase mindestens 30.000 E-Rezepte erfolgreich abrechnen. Ursprünglich sollte das elektronische Rezept zu Einsparungen von 100 Millionen Euro jährlich führen und vor allem unnötige Wege und Zeit sparen – so die Theorie. Die Fristen zur Einführung des E-Rezepts werden jedoch seit Jahren immer wieder verschoben – zuletzt war dessen Start für Anfang Januar 2022 geplant.
Für die Umsetzung des E-Rezepts hatten Krankenkassen im Vorfeld bereits eine enge Zusammenarbeit mit Apotheken zugesichert. Diese soll technische Fehler bei der Abrechnung verhindern, welche dazu führen könnten, dass die Kosten oder Zuschläge für die durch Apotheken bereits herausgegebenen Arzneimittel von der Krankenkasse nicht erstattet werden.
Alle Beteiligten sollen nun regelmäßig Daten zur aktuellen Lage, der Ausstattung und der Einsatzbereitschaft liefern. Die Gematik will die Testphase eng begleiten und auch einen Schwerpunkt auf die Evaluierung der Testberichte legen. An die Testphase soll eine flächendeckende Einführung des elektronischen Rezepts anschließen.
Verantwortlichkeiten unklar
In einem Interview äußerte sich ein ehemaliger Produktmanager der Gematik, Mark Langguth, dem Fachmagazin für Gesundheitstelematik "E-Health-Com", dass nur zwei von 100 Krankenkassen in der E-Rezept-Modellregion an den Tests teilgenommen haben. Dabei habe es sich nicht einmal um welche der größeren Krankenkassen gehandelt. Zudem seien weder Gesamtverantwortliche noch eine alles koordinierende Stelle vorhanden gewesen.
"Der gesamte E-Rezept-Prozess besteht letztlich aus vier Subprozessen: die Erstellung des E-Rezepts auf Arztseite, die Übermittlung an den Rezeptserver und von dort an die Apotheke, die Weiterleitung ins Apothekenrechenzentrum und dann die Weiterleitung zur Krankenkasse.", meinte Langguth.
Daher gäbe es sehr viel "prozessübergreifenden, detaillierten Abstimmungsbedarf" und wenn diese nicht stattfindet, scheitere der Gesamtprozess. Das Scheitern könne dann auf die jeweils andere Partei geschoben werden – weil kein Gesamtverantwortlicher feststeht. Daher fordert Langguth neben mehr Systematik bei den Feedback-Schleifen auch verantwortliche Ansprechpartner für die Praxen, die bei Ausfall der Telematikinfrastruktur kontaktiert werden können.
Ziele in Vergangenheit nicht erreicht
Im Vorfeld hat es bereits scharfe Kritik an den bisherigen Testphasen für das E-Rezept gehagelt. Einerseits aufgrund der geringen Anzahl durchgeführter Tests, andererseits weil die wenigen tatsächlich durchgeführten Tests dann selten reibungslos verliefen. Laut dem Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Thomas Kriedel, hatten es in der Region Berlin-Brandenburg anstelle der 1000 echten, abgerechneten E-Rezepten "gerade einmal 42 über die Ziellinie geschafft".
[Update 27.01.2022, 13:00 Uhr: Im Nachgang hat die Gematik den Begriff "Formfehler" durch den Begriff "technische Fehler" ersetzt.]
(mack)