Genauer hinsehen: Digitalkamera-Trends zur IFA
Die photokina macht Pause, die IFA freut sich – über all die Hersteller, die nicht bis zum Herbst 2010 mit der Präsentation aktueller Kollektionen warten wollen. Überraschender Trend ist die rückläufige Megapixel-Entwicklung bei den edleren Modellen.
- Carsten Meyer
Genauer hinsehen: Imaging-Trends zur IFA (19 Bilder)
Die photokina macht Pause, die IFA freut sich – über all die Hersteller, die nicht bis zum Herbst 2010 mit der Präsentation aktueller Kollektionen warten wollen. Überraschender Trend ist die erstmals rückläufige Megapixel-Entwicklung bei den edleren Modellen. Aber auch Kameras mit neuartigen Bildsensoren, 24-fach-Zoom oder HD-Videofähigkeit warten auf Interessenten. Hier zusammenfassend ein erster Blick auf das, was die Messebesucher in Berlin erwartet – und aktuelle Informationen zur Canon EOS 7D und zur Samsung WB5000.
Bessere statt mehr Pixel
Panasonic hat es mit der Lumix LX3 vorgemacht, nun setzt auch Marktführer Canon mit nur noch 10 Megapixeln Auflösung bei den kompakten Spitzenmodellen PowerShot G11 und S90 ein durchaus mutiges Zeichen gegen den Megapixelwahnsinn, der sich noch bei den Vorjahresmodellen bis auf schwindelerregende (und fototechnisch fragwürdige) 14 Megapixel aufgeschaukelt hatte. Nun aber legt der Hersteller Wert auf fotografisch Sinnvolles – dazu gehören eben auch die gemäßigte Auflösung und ein großer, lichtstarker Sensor (1/1,7 Zoll). Beim G10-Nachfolger hat man das praktische Schwenk-Display wieder eingeführt; jetzt bietet es sogar 461.000 Subpixel.
Die PowerShot G11 und S90 sollen bessere Bilder vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen liefern. Der vergleichsweise große Sensor soll dank verbesserter Bildverarbeitung ISO-Werte bis zu 3200 ermöglichen. Im Modus "Low Light" kombinieren sie vier Pixel zu einem ("Binning") und sollen damit bei auf 2,5 Megapixel verringerter Auflösung deutlich weniger Bildrauschen liefern.
Die 590 Euro teure PowerShot G11 hat ein Objektiv mit 5-fach optischem Zoom (28 bis 140 mm äquivalent zum Kleinbildformat, f/2,8 – 4,5) bekommen, ein optischer Bildstabilisator verspricht laut Canon bis zu vier Blendenstufen längere Belichtung. Die deutlich kompaktere S90 (470 Euro) erhielt ein lichtstarkes Weitwinkelobjektiv (f/2,0 – 4,9), ebenfalls einen 10-Megapixel-Sensor und ein 3-Zoll-Display. Der Steuerring am Objektiv lässt sich mit verschiedenen Funktionen belegen. Erstaunlicherweise liefern die S90 und die G11 nur VGA-Video, aber vielleicht soll dieses Manko ja auch nur den fotografischen Anspruch unterstreichen.
Außerdem werden auf der IFA die neuen bildstabilisierten Superzoom-Modelle SX20 IS (400 Euro) und SX120 IS (240 Euro) zu sehen sein, Canons neue Pixma-Drucker sowie der sprechende Fotodrucker Selphy ES40. Zu einer neuen Spiegelreflexkamera äußerte sich Canon auf der am 19. August abgehaltenen Pressekonferenz noch nicht; auf Nachfrage empfahl man aber bedeutungsschwanger den Messebesuch.
Aus gut informierten Kreisen
Einige Details der neuen EOS 7D sind allerdings zwischenzeitlich durchgesickert: Die 18-Megapixel-Kamera soll acht Serienbilder pro Sekunde schießen, Bildsignale über zwei DIGIC-4-Prozessoren mit 14-Bit-Wandlern verarbeiten und ISO-Einstellungen bis 12.800 bieten. Offenbar plant Canon auch die Einführung von zwei neuen Objektiven, dem EF-S 15-85 mm f/3,5-5,6 IS USM und dem EF-S 18-135 mm f/3,5-5,6 IS. Aus deren Brennweitenbereichen lässt sich schließen, dass die 7D nur einen Sensor in APS-C-Größe besitzt.
Die EOS 7D soll HD-Videos aufzeichnen können, eine iFCL genannte neue Belichtungsmessung mit 63 Messzonen und 19 Autofokus-Kreuzsensoren aufweisen. Ihr 3"-Display löst 920.000 Subpixel (VGA) auf, angeblich hat Canon auch eine elektronische Wasserwaage ("künstlicher Horizont") eingebaut. Warum man die Pixelzahl allerdings weit über das Auflösungsvermögen bezahlbarer Objektive hochgetrieben hat, wird uns der Hersteller erst zum Messestart verraten.
Update: Am 1. September, also noch zwei Tage vor Messebeginn, hat Canon die EOS 7D offiziell vorgestellt.
Verspielt ...
Zwei neue Casio-Kameras (Exilim Zoom EX-Z450, EX-Z90) bieten einen intelligenten Autofokus, der nicht nur Menschen und Gesichter, sondern auch andere Fotomotive wie Tiere und Stillleben automatisch erkennt, fokussiert und richtig belichtet. Außerdem vorhanden: Funktionen für klare Landschaftsaufnahmen mit "Dunstreduktion" und eine elektronische "Entpickelung" für schöne Portraits. Die 12-MP-Kameras können HD-Videos (720p/24 fps) aufzeichnen. Bei auf 1280 × 960 Pixel reduzierter Auflösung nimmt die Z450 erstaunliche 10 Bilder pro Sekunde in Bildserien bis 20 Aufnahmen auf. In allen Casio-Kameras ist die verspielte "Dynamic Photo"-Funktion eingebaut: Damit kann der Anwender auch ohne Computerhilfe bewegte Motive "ausschneiden" und diese auf ein Clipart-Foto legen, etwa für elektronische Grußkarten.
... bis skurril
Kurios muten zwei Neuvorstellungen von Samsung an: So besitzen die ST500 (349 Euro) und ST550 (399 Euro, beide mit 4,6-fach-Zoom und 12 MP) ein zweites, 1,5 Zoll (3,8 cm) großes Display auf der Kamera-Vorderseite. Samsung meint, hier Animationen einspielen zu können, die beispielsweise die Aufmerksamkeit von Kindern auf den Fotografen lenken; auch ein Selbstauslöser-Countdown kann eingeblendet werden. Bedient werden sie über einen Touchscreen (ST500 3 Zoll, ST550 3,5 Zoll). Vorhanden sind natürlich die klassentypischen Helfer wie Blinzel-, Lächel- Gesichtserkennung. Videos zeichnen beide Kameras mit 720p und Stereo-Ton auf.
Die brandneue Samsung WB5000 hat es auch noch bis nach Berlin geschafft: Eine Bridge-Kamera mit 12 Megapixeln und 24-fach-Zoom, die im Raw-Format aufzeichnen kann. Sie ist HD-videofähig und bietet einen rekordverdächtigen Brennweitenbereich von 26 bis 624 mm bei relativ guter Lichtstärke (f/2,8 – f/5,0). Noch nichts Neues gibt es zum NX-Projekt des Herstellers zu berichten – ausgestellt wird nur ein Mock-Up der spiegellosen APS-C-Systemkamera unter Glas.
Die ebenfalls HD-fähige ST1000 (450 Euro) fällt mit ihrer Kommunikationsfreudigkeit aus dem Rahmen: Neben einem integrierten GPS-Empfänger sind auch WLAN und Bluetooth eingebaut. Bedient wird die 12 Megapixel-Kamera über einen 3,5 Zoll (8,9 cm) großen Touchscreen, der mit 800 × 480 Pixeln (Wide-VGA) erfreulich hoch auflöst.
Auch in die Schublade der eher bizarren Messeneuheiten gehört Sonys Kamera-Dockingstation IPT-DS1 Party-shot: Mit Hilfe des 150 Euro teuren Rundum-Schwenkers beobachten die neuen Kameras DSC-TX1 und WX1 selbsttätig das Treiben und fotografieren, sobald eine Person lächelt oder eine in der Gesichtserkennung gespeicherte Person vor die Linse hüpft. Bemerkenswerter sind allerdings die neuartigen Bildsensoren der genannten Kameras, die von der Substratseite her belichtet werden und daher lichtempfindlicher sind.
Ernsthafter geht es bei Sonys digitaler Spiegelreflexkamera α850 zur Sache, die Foto-Enthusiasten einen attraktiven Einstieg in die Vollformat-Fotografie ermöglichen soll. Sie bietet zu einem Preis von 1999 Euro (UVP, nur Body) den gleichen 24,6-Megapixel-Sensor, die gleiche Bedienung sowie nahezu alle Features des Topmodells α900 – nur die Serienbildgeschwindigkeit hat der Hersteller etwas gedrosselt.
Kleines Kino
In die überraschend kompakte und leichte (155 g ohne Akku) 12-Megapixel-Kamera Coolpix S1000pj hat Nikon einen kleinen LED-Projektor integriert, der bei abgedunkelter Umgebung immerhin Bildschirmdiagonalen bis 1 m zulassen soll – das Herumreichen der Kamera mit den gerade schnappgeschossenen Party-Bildern kann man sich damit sparen. Der Projektorteil bietet VGA-Auflösung (640 × 480) und 10 Lumen Helligkeit, der Akku soll eine Betriebsdauer von einer Stunde gewährleisten. Neben der S1000pj stellt Nikon auch seine erste Kamera mit 3,5"-OLED-Touchscreen aus, das besonders flache 12-Megapixel-Modell Coolpix S70.
Bei Fujifilm steht der neue EXR-Sensor im Messe-Mittelpunkt, der Vorteile bei starken Kontrasten und wenig Licht bieten soll. Die ersten drei Kameras mit dem EXR-CCD sind bereits am Start. Ein weiteres Highlight ist sicher auch die zweiäugige 3D-Kamera Finepix Real 3D W1 samt zugehörigem 3D-Bilderrahmen. Sogar 3D-Prints will Fuji demnächst anbieten, die aber durch die spezielle strahlenteilende Beschichtung mit 5 Euro pro Abzug noch recht teuer sind.
Digitalkamera-Hersteller auf der IFA | |
AgfaPhoto | Halle 17/114 |
Canon | Freigelände vor Halle 8 |
Casio | Halle 17/107 |
Fujifilm | Halle 17/119 |
Kodak | Halle 9/101 |
Nikon | Halle 17/106 |
Olympus | Halle 17/106 |
Panasonic | Halle 5.2/101 |
Polaroid | Halle 17/109] |
Rollei | Halle 17/118 |
Samsung | Halle 20/101, Halle 5.3/2, Halle 9/201 |
Sony | Halle 4.2/101 |
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