Geräte für Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei: TETRA und All-in-One-Gadgets

Neue Kommunikationsgeräte für professionelle Helfer oder auch die Bundeswehr arbeiten mit allem, was der Breitband-Mix vor Ort hergibt.

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Die Bundeswehr-Version des MPX7000

(Bild: Detlef Borchers)

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  • Detlef Borchers

Die Kommunikation von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten wird auf Jahrzehnte mit dem TETRA-Standard arbeiten. Zusätzlich beherrschen moderne Funkgeräte 4G/LTE/WiFi und was sonst der lokale Breitband-Mix hergibt. Das zeigte die Critical Communications World 2022, die in Wien stattfand.

Unter anderem wurde auf der Messe von Motorola Solutions das "All-in-One-Gerät" MXP7000 vorgestellt, das die Bundeswehr im Rahmen ihres Digitalisierungs-Großprojektes einsetzen wird. Das in Tarnfleck-Grün gekleidete Android Phone "spricht" Tetra und 4G-LTE sowie das Push-to-Talk in der Breitband-Kommunikation der Mission Critical Services (MCX). Für diesen sich abzeichnenden nächsten europäischen Standard wurde ein hübscher Name präsentiert: Broadway. An dem von Frequentis und Eutelsat gestarteten Projekt sind mittlerweile 16 europäische Hersteller beteiligt, auf deutscher Seite ist es die Deutsche Telekom.

Die Critical Communications World ist eine Messe für den Kommunikationsbedarf von Polizeien, Feuerwehren, Katastrophenschützern und Rettungsdiensten und entwickelte sich als Messe parallel zum TETRA-Standard. Militärische Kommunikation war bisher eher randständig anwesend, weil dort meistens Tetrapol genutzt wurde. Das änderte sich, als die Bundeswehr das anspruchsvolle Digitalisierungs-Projekt unter dem Namen Mobile Taktische Kommunkation (MoTaKo) startete. Der Name wurde später mehrfach geändert – auch bei den Entwicklungszielen gibt es mitunter neue Vorgaben für alte Technik.

Für diese "Digitalisierung landbasierter Operationen" (D-LBO), so ein anderer Name des Projektes, stellte Motorola Solutions das MXP7000 in schickem Tarngrün vor. Axel Kukuk, Manager für den deutschsprachigen Raum und die baltischen Staaten, gab sich überzeugt davon, dass die Soldaten das neue Funkgerät akzeptieren werden: "Damit profitiert die Bundeswehr von den Vorteilen einer erstklassigen Sprachkommunikation in Kombination mit der Fähigkeit, zuverlässig Daten auszutauschen und auf diese zuzugreifen."

Passend zu dem mobilen Smartphone wurde in Wien auch ein Einbaugerät namens MXM7000 präsentiert. Es kann in Einsatzfahrzeugen so geschaltet werden, dass es als mobiler Breitband-critical-connectotspot für die Funkgeräte der Truppe oder eben der Polizist:innen vor Ort fungiert, welche die Bilder ihrer Body-Worn-Videos (BWV) übertragen wollen.

Die entsprechenden Aufnahmegeräte, die an vielen Ständen der etablierten Anbieter zu sehen waren, werden ständig kleiner und handlicher, bis sie zur Standard-Ausrüstung eines Streifendienstes gehören. Davon profitieren auch andere: in Großbritannien werden BWV-Geräte eingeführt, um die überhand nehmenden Angriffe auf die Notfall-Sanitäter:innen zu dokumentieren.

Nicht alles ist ohne weiteres übertragbar: Das gilt etwa für ein Angebot wie Critical Connect, ebenfalls von Motorola Solutions. Diese cloud-basierte Kommunikationslösung für Polizeikräfte und angeschlossene Sicherheitsorganisationenen soll nun auch in Europa vermarktet werden. Nach Schätzungen des Analysten Ildefonso de la Cruz von Omdia werden in den USA bereits im Jahr 2025 über 50 Prozent aller Leitstellen für BOS-Behörden auf eine solche Cloud-Lösung für Sicherheitsbehörden setzen, die als solche in Deutschland rechtlich noch gar nicht in trockenen Tüchern ist.

Bei all den Visionen über kommende Lösungen beruhigte eine Präsentation aus Finnland, dem Land mit der höchsten Dichte an Sportbootunfällen im Sommer. Wie Timo Vihervaara von der finnischen Polizei in einem Vortrag mit praktischer Demonstration ausführte, genügt das dortige Tetra-System, um im Inselgewirr Polizeiboote, Rettungseinheiten und die Hubschrauber der Küstenwache zu koordinieren, auch wenn die übertragenen Bilder heftig ruckeln und wackeln.

Ähnliches formulierte Wolfgang Müller von der österreichischen BOS-Behörde. Diese hat Österreich mit 1600 Basis-Stationen und 24 Leitstellen vernetzt. Nur die Bundesländer Kärnten und Vorarlberg fehlen noch. "TETRA wird auf Jahrzehnte die technologische Grundlage unserer Behörden bleiben", sagte er in Wien. Was danach kommen könnte, zeigte Günter Graf von der österreichischen Firma Frequentis. Er skizzierte, wie das europäische Broadway-Projekt ein länderübergreifendes Breitbandnetz für die Blaulichtbehörden in ganz Europa errichten könnte.

(kbe)