Gerichtsstreit über App Store: Microsoft und Epic kontern Apple aus
Eine Microsoft-Managerin spricht im Streit zwischen Apple und Epic über Provisionen, Streaming und die Xbox. Auf welcher Seite Microsoft steht, ist eindeutig.
Die Gerichtsverhandlung zwischen Epic Games und Apple zeigt, warum der Streit um Provisionen und Plattformen weit über die beiden Prozessparteien hinausgeht: Immer wieder geht es bei den Anhörungen auch um andere Tech-Riesen wie Sony, Google und Netflix. Am Mittwoch hat sich Microsoft-Managerin Lori Wright den Fragen der Anwälte und der Richterin gestellt und erklärt. Dabei spielte Microsoft vor allem Epic in die Karten.
Bei den Fragen ging es unter anderem um die häufig kritisierte 30-Prozent-Provision, die Apple in seinem App-Store einfordert. Microsoft hat kurz vor Prozessauftakt die Provision in seinem Spiele-Store für Windows-PCs auf 12 Prozent heruntergeschraubt, im Shop für die Xbox-Konsolen fordert das Unternehmen weiterhin 30 Prozent. Wright versuchte, diese Trennung vor Gericht mit einem fundamentalen Unterschied zwischen PCs und Konsolen zu rechtfertigen: Microsoft unterscheidet demnach zwischen spezialisierten und Allzweck-Geräten.
Sonderrolle von Smartphones
Eine Spielkonsole ist demnach ein spezialisiertes Gerät, das für einen konkreten Zweck ausgelegt sei: das Zocken. "Die Leute kaufen eine Xbox, um zu spielen", sagte Wright. Es handele sich um eine kuratierte, präzise zugeschnittene Kombination aus Soft- und Hardware, die außerdem von einem deutlich kleineren Markt als PCs lebe. Windows-Rechner dagegen seien Alltagsgeräte, die breitere Aufgabenfelder erfüllen für viele Menschen essenziell seien – auch wenn Xbox-Konsolen und PCs sich vor allem durch das Betriebssystem unterscheiden.
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Ähnlich hatte es zuvor auch Epic formuliert: Smartphones seien unverzichtbar und für zahlreiche Funktionen ausgelegt, sodass ein Vergleich mit Geräten wie Spielkonsolen keinen Sinn ergebe. Damit kontern die beiden Unternehmen die Argumentation Apples, laut der eine Entscheidung gegen den App Store auch das Ende der gängigen Geschäftsmodelle der Videospielkonsolen bedeuten würde.
Konsolen werden mit Verlust verkauft
Auch in weiteren Punkten argumentieren Epic Games und Microsoft ähnlich: So seien auf Spielkonsolen höhere Provisionen gerechtfertigt, um den Verlust beim Verkauf der eigentlichen Hardware wiedergutzumachen. Dabei bestätigte Wright erneut, dass auch Microsoft seine Xbox-Konsolen unter Produktionskosten verkauft – Konkurrent Sony geht mit seinen Playstation-Konsolen genauso vor. Apple mache dagegen bereits mit dem Verkauf seiner Handys Gewinn.
Microsofts Cloud-Gaming-Dienst xCloud kam bei der Anhörung ebenfalls zur Sprache. Wright erklärte von monatelangen Verhandlungen mit Apple, um die zuständige Game-Pass-Anwendung in den App Store zu bekommen. Letztlich habe Apple das Vorhaben dennoch blockiert. Apples Begründung: Es sei laut den App-Store-Regeln nicht gestattet, eine App anzubieten, die mehrere Spiele zum Streamen anbietet. Microsoft müsse stattdessen jedes einzelne Spiel seines Cloud-Gaming-Dienstes separat in den Store einstellen.
Microsoft entschied sich stattdessen dafür, eine Browser-basierte App zu entwickeln – obwohl dem Unternehmen klar war, dass man damit weniger Nutzerinnen und Nutzer erreichen würde. "Die Leute spielen Games auf dem iPhone nicht im Browser", sagte Wright laut The Verge vor Gericht. "Aber es war unsere einzige Möglichkeit, überhaupt mobile User in iOS zu erreichen."
Bereits am Dienstag war bekannt geworden, dass Epic sich Microsoft vor dem orchestrierten Rausschmiss von "Fortnite" aus dem Epic Games Store ins Boot holen wollte: Epic-Chef Tim Sweeney versprach dem Xbox-Manager Phil Spencer in einer Mail, etwas Großes stehe bevor – und Microsoft werde die Gelegenheit haben, den Wert von PCs und Xbox-Konsolen im Gegensatz zu den mobilen Plattformen hervorzuheben. "Ich kann noch keine genauen Details mit Außenstehenden teilen, aber ich versichere dir, dass unser Vorgehen Microsoft, Xbox und Windows unterstützen wird", versprach Sweeney in seiner Mail.
(dahe)