German Refund Crew: Anklageerhebung gegen acht Verdächtige

Im Falle des betrügerischen Geschäftsmodells mit vorgetäuschten Rücksendungen stehen nun acht Verdächtige vor Gericht. Seit 2020 laufen die Ermittlungen.

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Einsatzbereite Handschellen

(Bild: Maksim Kabakou/Shutterstock.com)

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Die Betrugsmasche klang clever: Im Internet Waren bestellen, eine Rücksendung lediglich vortäuschen, um eine Rückerstattung des Kaufpreises zu erhalten. Im Jahr 2020 stieß die c't auf eine Telegram-Gruppe, in der diese Masche als Dienstleistung gegen Provision angeboten wurde. Strafverfolger nahmen Ermittlungen auf – und jetzt erfolgt die Anklageerhebung gegen sieben mutmaßliche Bandenmitglieder und einen weiteren Beschuldigten, der in Einzelfällen bei der Zahlungsabwicklung unterstützt und selbst Refund-Betrug beauftragt haben soll.

Die Zentralstelle Cybercrime Bayern teilt jetzt zusammen mit dem Bundeskriminalamt (BKA) mit, dass es nach den jahrelangen Ermittlungen nun zur Anklageerhebung kommt. Die sieben Hauptangeschuldigten stünden im Verdacht, in der Telegram-Gruppe "GermanRefundCrew" gewerbs- und bandenmäßig vorgegangen zu sein.

Im Zeitraum vom Juli bis Oktober 2020 sei dabei zwei großen Online-Versandhändlern ein Schaden von rund 530.000 Euro entstanden, erklären die Strafverfolger. Die Angeschuldigten sollen demnach eine Provision in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes des Warenwerts, bei einigen besonders hochpreisigen Produkten hingegen einen Festpreis verlangt haben. Die einzelnen Beteiligten haben so zwischen 2245 Euro und 114.781,99 Euro mit der Betrugsmasche eingestrichen.

Vor dem Landgericht München II müssen sich die sieben Hauptangeschuldigten im Alter von 23 bis 41 Jahren für zwischen 321 und 564 Fälle des banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrugs verantworten, die ihnen angelastet werden. Die Staatsanwaltschaft Bamberg erläutert, dass dafür eine Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren vorgesehen sei. Da einer der Beteiligten zum Tatzeitpunkt noch jünger als 21 Jahre war, muss eine Jugendkammer über die Zulassung der Anklageschrift entscheiden.

Die Angeklagten kommen aus vielen Teilen der Republik. Die Strafverfolger nennen die Landkreise Miesbach (Bayern), Neuwied (Rheinland-Pfalz), Recklinghausen (Nordrhein-Westfalen), Barnim (Brandenburg), Rhein-Neckar-Kreis (Baden-Württemberg), Bochum sowie Gelsenkirchen. Ein achter Angeschuldiger aus Wesel (NRW) soll der German Refund Crew in sechs Fällen bei Zahlungsabwicklungen geholfen und selbst betrügerische Rücksendungen im Wert von 8000 Euro vorgetäuscht haben. Ihm legt die Staatsanwaltschaft Beihilfe zum banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrug sowie in neun weiteren Fällen Computerbetrug zur Last.

Die Unschuldsvermutung gelte weiterhin für die Angeklagten – warum die Zentralstelle Cybercrime diese Selbstverständlichkeit hervorhebt, bleibt unklar. Alle Angeschuldigten seien bislang "strafrechtlich noch nicht in Erscheinung getreten". Kunden und weitere Beteiligte, die bislang unbehelligt blieben, dürfen sich aber nicht in Sicherheit wiegen: "Die Ermittlungen gegen die Kunden der 'GermanRefundCrew', die deren Dienste für vorgetäuschte Retouren in Anspruch genommen haben, dauern an", schließen die Strafverfolger ihre Mitteilung.

Die c't hatte 2020 die betrügerische Masche und einige Varianten davon auf dem Telegram-Kanal aufgedeckt. Im Mai 2021 kam es dann zur Durchsuchung von Objekten von sieben verdächtigten Männern durch das BKA. Die Ermittlungen richteten sich nicht nur gegen die Mitglieder der Bande, sondern auch gegen hunderte Kunden.

(dmk)