Geruch der Eierschale verrät Geschlecht des Kükens

Flüchtige organische Verbindungen offenbaren durch die Eierschale das Geschlecht eines Hühnerembryos zwei Wochen vor dem Schlüpfen.

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(Bild: Silver Spoon / cc by-sa 3.0)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jan Oliver Löfken

Die Massenproduktion von Hühnereiern und meist weiblichen Masthühnern hat ihre Schattenseiten. So werden weltweit jedes Jahr rund sieben Milliarden männliche Küken direkt nach dem Schlüpfen getötet. In Deutschland sind es geschätzt jährlich 40 Millionen "Eintagsküken". Hierzulande wurden sie zwar meist nicht mehr geschreddert, sondern bis Ende 2021 in einer Kohlendioxid-Atmosphäre getötet. Das nun geltende Verbot des Kükentötens führt – zumindest hierzulande – zu einer Aufzucht der männlichen Küken bis zum Schlachten oder zum Abtöten des jungen Embryos deutlich vor dem Schlüpfen.

Um im Hühnerei männliche von weiblichen Exmbros zu unterscheiden, kann dem Ei durch die Schale eine Probe entnommen werden oder andererseits das Ei durchleuchtet werden. Eine potenziell einfachere Methode entwickelten nun Forschende von der University of California in Davis. Sie schafften es, das Geschlecht des Embryos im Ei von außen zu erschnüffeln.

Die Arbeitsgruppe um Cristina Davis fokussierte sich zusammen mit Forschenden des Start-ups Sensit Ventures auf flüchtige organische Substanzen (VOCs), die durch die Schale nach außen dringen. Aus der Vielzahl dieser VOCs wählten die Wissenschaftler auf der Basis früherer Studien und eigener Reihenversuche acht Verbindungen aus, die Hinweise auf das Geschlecht der Küken liefern konnten. Dazu zählen Hexan, Hexanal, Heptanal oder Aldehyde wie Dodecanal.

Die Probenahme erfolgt mit Saugnäpfen, wie sie für die industrielle Handhabung von Eiern verwendet werden.

(Bild: Tom Turpen, Sensit Ventures)

Für die Geschlechtsbestimmung setzten die Forscher nach acht Bruttagen eine eng abschließende Silikonkappe auf Hühnereier. Generell beträgt die Brutzeit bei Hühnern 20 bis 21 Tage. Zwei Minuten lang sammelten sie mit dieser Kappe geringe Mengen der flüchtigen organischen Substanzen. Diese Luftproben analysierten sie über mit einem Massenspektrometer und einem Gaschromatographen. Das Ergebnis: Mit einer Zuverlässigkeit von immerhin 80 Prozent lässt sich aus dieser Gasanalyse auf das Geschlecht der Kükenembryos schließen.

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Für die Massenproduktion in Hühnerfarmen wären solche Analysen im Labor zu aufwendig. Daher arbeitet das Unternehmen Sensit an der Entwicklung kleiner und günstiger Analyse-Chips, mit denen sich die Gasproben deutlich schneller analysieren lassen sollen. Werden parallel mit hunderten Silikonkappen Luftproben gewonnen, könnte schon in naher Zukunft eine Geschlechterbestimmung in ovo (im Ei) mit wirtschaftlich vertretbaren Aufwand erfolgen. Die Eier mit männlichen Embryonen würden dann weiterhin vernichtet werden. Doch immerhin müssten dann keine lebenden Eintagsküken mehr einen grausamen Tod sterben.

Sinnvoll wäre eine verpflichtende und transparente Kennzeichnung für den Verbraucher, welche der möglichen Methode zur Anwendung kommt. So könnte jeder selbst entscheiden, ob er für seinen Eierkonsum abgetötete Embryos akzeptiert oder bis zur Schlachtreife herangezogene sogenannte "Bruderhähne" bevorzugt.

(jle)