Entfernte Linux-Maintainer: US-Sanktionen gegen Russland sind der Grund
Klarheit zu den entfernten Linux-Maintainern: Sie arbeiten für sanktionierte Unternehmen. Die Vorwürfe des Generalverdachts gegen Russen sind vom Tisch.
Sanktionen sind der Grund: Die von der Liste der Linux-Maintainer entfernten Personen arbeiten direkt oder indirekt für Unternehmen, die von den USA mit Sanktionen belegt wurden – SDN-Liste (Specially Designated Nationals and Blocked Persons) genannt. Das bestätigte James Bottomley in der Mailing-Liste als Antwort auf den Abschied eines Betroffenen. Neben der Begründung entschuldigt er sich ebenfalls für die Art der Kommunikation, dankt ihnen für ihre Mitarbeit und bietet ihnen an, ihre Namen in die Credits-Datei aufzunehmen.
Arbeitgeber direkt oder indirekt
Konkret arbeiten die Ex-Maintainer also für sanktionierte russische Unternehmen oder für Firmen, die diesen gehören oder von diesen kontrolliert werden. Explizit handelt es sich nicht um einen Generalverdacht gegenüber russischen Entwicklern, wie es manche Kritiker darstellten. Bottomley erklärt in seinem Beitrag ferner, was mit der "ausreichenden Dokumentation" gemeint ist, dank der die Betroffenen zurückkommen könnten: Sie müssen nachweisen, dass ihr Arbeitgeber nicht auf der SDN-Liste der sanktionierten Unternehmen steht.
Auch auf die Frage, was US-Sanktionen mit Linux zu tun hätten, geht Bottomley ein: Die gesamte Linux-Infrastruktur stehe in den USA und viele der Maintainer seien in den USA, entsprechend könne man nicht die US-Gesetzgebung ignorieren. Mit dem Schritt erhoffe man sich, dass man das Finanzministerium der Vereinigten Staaten – zuständig für die Sanktionen – bereits zufriedenstellen kann und keine existierenden Patches entfernen muss.
In einem weiteren Beitrag erklärt Bottomley zudem, warum diese Antworten erst nach dem Entfernen der Maintainer kommen: Die Anwälte würden noch an den Richtlinien arbeiten, wie das Projekt künftig mit Sanktionen umgehen wird. Seine Ansicht, die explizit nicht die eines Anwalts ist, ist, dass für die Liste der Maintainer ausschließlich die SDN-Liste ausschlaggebend ist. Das ist auch wichtig, weil andere Personen oder Unternehmen wie Huawei zu Linux beitragen und ebenfalls mit Sanktionen belegt sind – allerdings nicht auf der SDN-Liste stehen und bisher auch nicht von der Liste der Maintainer entfernt wurden. Einsehen lassen sich Details zu den betroffenen Unternehmen hier.
Kein Linux-Bann
Keine Aussage gibt es weiterhin zu der Frage, ob die Betroffenen weiter Patches einreichen dürfen. Allerdings ist ohnehin fraglich, ob diese Frage überhaupt eine ist: Denn die Position eines Maintainers ist keine Voraussetzung, um für Linux zu entwickeln – vielmehr entscheiden Maintainer auf Basis von Regeln, was Teil von Linux wird, insbesondere in ihrem Bereich. Änderungen sowie neue Features lassen sich jedoch unabhängig davon einreichen, die Maintainer sind also vielmehr eine Anlaufstelle für Entwickler. Entsprechend ist auch der Großteil der Linux-Entwickler nicht in der Position eines Maintainers.
(fo)