Gescheiterter Raketenstart: Ukraine weist Analyse zu Vega-C-Absturz zurück

Ein erodierter Werkstoff soll verantwortlich sein, dass die europäische Trägerrakete Vega-C im Dezember abgestürzt ist. Die Ukraine kritisiert diesen Schluss.

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Eine intakte Vega-C

(Bild: ESA - M. Pedoussaut)

Lesezeit: 3 Min.

Die Weltraumagentur der Ukraine (DKAU) widerspricht den Schlussfolgerungen der European Space Agency (ESA) zur Ursache des Absturzes der neuen europäischen Trägerrakete Vega-C kurz vor Weihnachten. Es sei wichtig darauf hinzuweisen, dass alle gelieferten Produkte den Anforderungen entsprochen hätten, weitere Analysen seien nötig, teilte die DKAU mit. Damit widerspricht die ukrainische Weltraumagentur den Schlussfolgerungen eines von der ESA eingesetzten Untersuchungsausschusses, wonach ein aus der Ukraine gelieferter Werkstoff in der Rakete nicht homogen genug gewesen und erodiert sei. Die vorgestellten Ergebnisse seien voreilig, die Eingaben von Spezialisten aus der Ukraine hätten sich in dem Abschlussbericht nicht wiedergefunden.

ESA-Chef Josef Aschbacher hat bereits auf die Kritik reagiert und versichert, dass die Schlussfolgerungen der Kommission in keiner Weise der Ukraine die Schuld geben oder die Integrität der ukrainischen Raumfahrtindustrie in Zweifel ziehen sollen. Vor allem stehe man aber an der Seite des Landes und der Not der dortigen Bevölkerung, twitterte er mit Bezug auf den russischen Angriffskrieg. Inhaltlich ging er aber nicht auf die Kritik der DKAU ein. Die Untersuchungskommission hatte nicht bemängelt, dass der fragliche Werkstoff den Anforderungen nicht entsprochen habe, sondern dass die Kriterien nicht ausreichend gewesen seien. Womöglich waren also die Vorgaben für den Werkstoff ungenügend.

Bei der Vega handelt es sich um die kleinere der beiden aktuell eingesetzten Trägerraketen aus Europa. Statt 1,5 Tonnen wie die Standardvariante, soll die Vega-C (für "Consolidated") etwa 2,2 Tonnen in eine polare Umlaufbahn mit einer Höhe von 700 Kilometern befördern können. An Bord des abgestürzten Exemplars waren zwei der hochauflösenden Erdbeobachtungssatelliten Pléiades Neo 5 und 6 von Airbus, die normale Vega konnte lediglich einen davon ins All bringen. Etwa zweieinhalb Minuten nach dem Start war bei der Vega-C eine Anomalie aufgetreten, woraufhin die Mission beendet wurde. Es folgte die genaue Untersuchung des gescheiterten Starts durch den unabhängigen Untersuchungsausschuss.

Die DKAU erklärt nun, dass sie lediglich aus den Medien von den Ergebnissen der Untersuchung erfahren habe. Man sehe darin keinen Spielraum weiter Diskussionen, stattdessen werde ein Schatten auf die Reputation der Raumfahrtindustrie der Ukraine geworfen. Man sehe aber durchaus noch Raum für weitere Analysen, um herauszufinden, ob noch andere Faktoren zum Raketenabsturz geführt haben. Außerdem spricht die Weltraumagentur von einem "raschen Statement" und deutet an, dass aus der Ukraine Vorschläge gemacht wurden, denen nicht gefolgt wurde. Man fühle sich weiterhin der Transparenz und Offenheit verpflichtet und werde alle Anstrengungen unternehmen, um den Partnern bei ambitionierten Weltraumvorhaben bestmöglich zu helfen.

(mho)