Gesellschaft für Telemedizin: Fernbehandlungen im Digitalgesetz zu kurz gedacht
Laut deutscher Gesellschaft für Telemedizin werden Fernbehandlungen im Entwurf zum Digitalgesetz des Bundesgesundheitsministeriums zu wenig berücksichtigt.
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(Bild: Skorzewiak/Shutterstock.com)
Telemedizin ist die Diagnose oder Behandlung von Ärzten oder Psychotherapeuten aus der Ferne. Dabei können Ärzte mit Patienten, aber auch mit anderen Ärzten oder anderen am Gesundheitswesen Beteiligten sprechen – mit den Patienten werden in der Regel Gesundheitsdaten wie Vitaldaten ausgetauscht. Fernbehandlungen gibt es schon seit Jahrzehnten, bewährt haben sie sich beispielsweise bei Herzerkrankungen oder Diabetes, wo eine kontinuierliche ärztliche Betreuung den Patienten Sicherheit geben soll.
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Verwunderlich ist es daher, dass Telemedizin trotz vieler interessanter Projekte gerade im Digitalgesetz zu kurz gedacht wird, findet die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin (DGTelmed). Die im Digitalgesetz vorhandenen Ansätze seien laut DGTelmed-Vorstand Professor Marx, der an der RWTH in Achen Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care sowie Vizepräsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) ist, nicht konkret genug. Telemedizin muss nach Ansicht der DGTelmed "Teil der digitalisierten Gesundheitsversorgung sein", geht auch aus dem Positionspapier zum Digitalgesetz des Bundesgesundheitsministeriums hervor. Schließlich handele es sich bei ihr um keine neue Medizin, sondern um einen neuen Prozess. Daher sei eine tiefergehende Evaluation auch nicht notwendig.
Telemedizin bei Herzinsuffizienz als Vorbild
Zwar können Versicherte mit einer bestimmten Form von Herzinsuffizienz seit Herbst 2021 telemedizinisch betreut werden, allerdings habe der Weg dahin lange gedauert. Die Voraussetzung dafür war eine Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) – dem höchsten Gremium der medizinischen Selbstverwaltung – im Dezember 2022. Daher fordert die DGTelmed ein neues "sachgerechtes Bewertungsverfahren" für Telemonitoring, damit diese schneller in die Regelversorgung überführt wird.
Denn "wenn Telemonitoring weiterhin als neue medizinische Methode eingeordnet wird, werden wir wahrscheinlich auf Jahre in Deutschland chronisch Kranke nicht adäquat mit Telemonitoring unterstützen können. Die Hürden für die Anerkennung und damit für die Kostenerstattung durch die gesetzlichen Krankenkassen sind sehr hoch", schreibt die DGTelemed.
"Bis zu 10 Millionen Menschen leiden in Deutschland an chronischen, nicht heilbaren Erkrankungen [...]. Die Interpretation dieser Werte gehört in ärztliche Hände. Durch digitalen Datentransfer können die Ärzte und Ärztinnen in Echtzeit die Werte kontrollieren. Bedrohliche Schwankungen werden frühzeitig erkannt [...]. Der Aufwand ist minimal", sagt Günter van Aalst, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DGTelemed. Es werde in Deutschland sehr viel Zeit im Vergleich zu europäischen Nachbarländern aufgewandt, um Telemedizin in Deutschland zur Regel werden zu lassen. Daher soll das Bundesgesundheitsministerium (BMG) für Ärzte die technischen Voraussetzungen für den Einsatz von Telemedizin schaffen. Welche genau, wurden nicht genannt.
Ausbau Telemedizinischer Zentren
Ebenfalls will die DGTelmed den Ausbau von Telemedizinischen Zentren (TMZ), da "viele kleine TMZs in einzelnen Facharzpraxen [...] technisch keinen Sinn [machen]", sagte Marx auf einer Pressekonferenz zum Digitalgesetz. Sonst müssten sich alle Arztpraxen eigene Technikanbieter für die digitale Infrastruktur schaffen. Dabei ginge es jedoch nicht darum, die Arbeit des Arztes zu ersetzen, sondern eher darum, die Daten der Patienten "konsequent auszuwerten und zu nutzen". Für die medizinische Behandlung des Patienten sei weiterhin der Arzt zuständig, der informiert wird, sobald es zu Auffälligkeiten bei den Behandlungsdaten kommt.
(mack)