Gesundheitsministerin will auch in Deutschland Pillen per Internet

Der Vertrieb von Arzneimitteln über das Internet sollte nach Ansicht von Gesundheitsministerin Andrea Fischer (Grüne) in Deutschland ausgebaut werden.

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Von
  • Wolfgang Stieler

Der Vertrieb von Arzneimitteln über das Internet sollte nach Ansicht von Gesundheitsministerin Andrea Fischer in Deutschland ausgebaut werden. Nach einem Bericht von dpa bezeichnete die Gesundheitsminsiterin den E-Commerce-Markt für Medikamente in den USA als vorbildlich. Sie wolle mitwirken, dass dieser Zugang in Deutschland nicht als Gefahr gesehen, sondern aktiv gestaltet werde. Fischer führte in Washington unter anderem Gespräche mit ihrer Amtskollegin Donna Shalala und informierte sich über die Forschungen zur Biomedizin und Gentechnik.

Zu den Plänen der Gesundheitsministerin konnte das Gesundheitsministerium bisher keine Stellungsnahme abgeben. Die Äußerung markiert aber eine Trendwende: Bislang ist der Vertrieb von apothekenpflichtigen Medikamenten über das Internet in Deutschland verboten. Vor dem Bezug von Medikamenten aus dem Ausland per Internet hatte das Ministerium stets gewarnt: "Es ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch äußerst gefährlich, durch den Bezug von Arzneimitteln im Internet sparen zu wollen. In Deutschland gewährleisten das Arzneimittelgesetz (AMG) und ein strenges Zulassungsverfahren für Medikamente, dass Arzneimittel bleiben, was sie sein sollen: Heilmittel. Ärzte und Apotheker tragen dabei eine besondere Verantwortung. Ihr Rat und ihre Kompetenz sind unverzichtbar", heißt es in einer Presserklärung zum Thema "Versandhandel mit Arzeneimitteln."

Auch die Apotherker warnen vor dem Online-Kauf von Medikamenten; erst Mitte letzter Woche hatten die Landesapothekerkammer Baden-Württemberg, die Verbraucherzentrale und der Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK) eine gemeinsame Online-Aktion zur Aufklärung über Pillen aus dem Internet gestartet. Die drei Organisationen wollen nach eigenen Angaben mit der bundesweit einmaligen Kampagne "Medikamente Online" mittels einer eigenen Homepage über gesundheitliche, rechtliche und finanzielle Risiken beim Kauf von Online-Medikamenten aufmerksam machen.

"In Deutschland gibt es ein strenges Arzneimittelgesetz, das die Menschen schützt und dafür sorgt, dass Arzneimittel das bleiben, was sie sind, nämlich Heilmittel", betonte auch Karin Wahl, Präsidentin der Apothekerkammer, noch einmal. Dabei handle es sich nicht um eine Gängelei, sondern um wirkungsvolle Maßnahmen zum Verbraucherschutz. Die Ansicht, durch den Bezug von Arzneimitteln übers Internet sparen zu können, sei kurzsichtig und gefährlich. Tatsächlich seien solche Medikamente bis zu fünf Mal teurer als in der Apotheke. (wst)