Getty Images fusioniert mit Foto-Anbieter Shutterstock

Die Fotoagentur Getty Images ĂĽbernimmt die Bildagentur Shutterstock. Gemeinsam wollen sie mehr Geld verdienen.

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Die einander schüttelnden Hände zweier Männer

Ein typisches Shutterstock-Bild. Hier symbolisiert es die Einigung zweier Verhandler.

(Bild: SFIO CRACHO/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Getty Images übernimmt Shutterstock. Diese Vereinbarung ist am Dienstag bekanntgegeben worden. Getty zahlt für jede Shutterstock-Aktie 9,50 US-Dollar plus 9,17 eigene Aktien. In Summe macht das 331 Millionen Dollar und 319,4 Millionen Aktien. Zusätzlich muss Getty Shutterstocks Schulden übernehmen. Summiert man die Schlusskurse beider Unternehmen vom Montag, hätte das gemeinsame Unternehmen eine Börsenbewertung von 3,6 Milliarden Dollar.

Das verbundene Unternehmen soll finanziell besser dastehen. In den ersten drei Jahren nach dem Zusammenschluss sollen Kapitalinvestitionen sowie Verwaltungskosten um 150 bis 200 Millionen Dollar geringer ausfallen. Höherer Cashflow soll schnellere Schuldentilgung und dadurch geringere Kapitalkosten bringen, gleichzeitig aber auch mehr Investitionen in Technik ermöglichen, darunter bessere Suche, 3D-Bilder und generative Künstliche Intelligenz aus dem Hause Getty.

"Nie gab es eine bessere Zeit für unsere beiden Betriebe, um zusammenzukommen", behauptet Getty-CEO Graig Peters angesichts "rapid steigender Nachfrage nach überzeugenden visuellen Inhalten". Was er nicht laut dazusagt: Das politische Umfeld ist opportun. Während die scheidende US-Regierung unter Joe Biden auf Verbraucherschutz bedacht war und Zusammenschlüsse direkter Konkurrenten kritisch untersucht hat, gilt sein designierte Nachfolger als großen Konzernen weitaus freundlicher gesinnt.

Immerhin sind die Kataloge der beiden Firmen weitgehend unterschiedlich; während Getty bei Zeitgeschichte stark ist, setzt Shutterstock auf die namensgebenden Stockbilder. Offen ist, welchen Anteil der "rapid steigenden Nachfrage" nach Bildern Getty und Shutterstock werden befriedigen können, und welcher Anteil auf urheberrechtsfreie Bilder aus generativer Künstlicher Intelligenz entfällt.

Die beiden Bildlieferanten beschreiben den Zusammenschluss als Fusion. Eine freundliche Betrachtungsweise. Bestehende Getty-Aktionäre werden 54,3 Prozent der Aktien des fusionierten Unternehmens halten. Der aktuelle Getty-Verwaltungsratsvorsitzende Mark Getty bleibt ebenso im Amt wie sein CEO Peters. Getty erhält insgesamt sechs Sitze im Verwaltungsrat. Shutterstock-CEO Paul Hennessy bleibt einer von vier Sitzen, die seine Fraktion besetzen darf.

Beide Unternehmen sehen sich dem gleichen wirtschaftlichen Gegenwind ausgesetzt: die Flut urheberrechtsfreier Bilder, generiert von Künstlichen Intelligenzen. Das hat die Aktienkurse nicht beflügelt. Shutterstock-Anteile haben seit dem Höchstkurs vom Oktober 2021 drei Viertel ihres Wertes eingebüßt. Getty Images zählt zur langen Serie jener Firmen, die durch eine SPAC an die Börse gekommen sind und ihre Aktionäre enttäuscht haben. Vom Höchstkurs kurz nach der SPAC-Fusion im Sommer 2022 von knapp 34 Dollar ging es bis vergangenen Donnerstag um fast 94 Prozent bergab, auf 2,12 Dollar.

Doch am Freitag begann der Kurs deutlich zu steigen. Nach Bekanntgabe der Shutterstock-Ăśbernahme setzte es dann einen rasanten Ausschlag nach oben auf bis zu 4,91 Dollar. Das hat zwar nicht gehalten, zu Redaktionsschluss ist der Getty-Kurs auf 3,2 Dollar zurĂĽckgefallen, ist aber immerhin ein Gewinn von rund fĂĽnfzig Prozent gegenĂĽber Donnerstag. Auch bei Shutterstock gab es schon am Freitag eine Bewegung nach oben, die allerdings Montag nicht anhielt. Nach Bekanntgabe des Verkaufs an Getty legte der Kurs am Dienstag schlagartig um fast 29 Prozent zu, wovon zu Redaktionsschluss ein Plus von gut 17 Prozent geblieben ist. Anleger haben also mehr Hoffnung in eine gemeinsame Zukunft.

SPAC

SPAC steht für Special Purpose Acquisition Company. So eine Firma wird nur dazu gegründet, Geld von Investoren einzusammeln, dann ohne eigentliche Geschäftstätigkeit an der Börse zu notieren, um schließlich binnen zweier Jahre mit einer noch nicht börsennotierten Firma – hier: Getty Images – zu verschmelzen. Das war um das Jahr 2020 en vogue; für den übernommenen Betrieb ist das ein schneller und günstigerer Weg an die Börse.

Allerdings haben viele solcher SPAC-Konstrukte den Anlegern wenig Freude bereitet. Der Zwang, binnen zweier Jahre viele Millionen für irgendeine Akquisition ausgeben zu müssen, ist womöglich nicht der ideale Anreiz für die beste Investitionsentscheidung.

(ds)