Gewerkschaft: Microsoft gewährt Arbeitnehmern das Recht, sich zu organisieren

Gewerkschaftskampagnen in den USA bewegen Microsoft zum Umdenken. Eigentlich bräuchten die Mitarbeiter aber keine Gewerkschaft, so der Präsident Brad Smith.

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(Bild: Denis Linine/Shutterstock.com)

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Die jüngsten Gewerkschaftskampagnen in den USA bewegen auch Microsoft zum Umdenken. Das Unternehmen übernimmt Grundsätze für die gewerkschaftliche Organisierung von Mitarbeiter und kündigte eine Zusammenarbeit an. Allerdings erwähnt Microsofts Präsident Brad Smith in einem Blogeintrag, dass "unsere Mitarbeiter sich nie organisieren müssen, um mit Microsofts Führungskräften in den Dialog zu treten" – hervorgehoben in fetter Schriftstärke.

Die amerikanische Wirtschaft entwickelt sich weiter und im Zuge einer Umgestaltung des freien Marktes ändern sich auch die Erwartungen an die Art der Arbeit und der Verantwortung der Unternehmen, erklärt Brad Smith in einem Blogeintrag. "Die Technologie trägt zu diesen Veränderungen bei" und der Technologiesektor selbst befasse sich erneut mit dem Recht der Arbeitnehmer, sich gewerkschaftlich zu organisieren.

In den letzten Monaten habe man ausführlich mit "prominenten" Vertreten aus Wirtschaft und Wissenschaft gesprochen und auch wenn man bereits Erfahrungen mit Betriebsräten und Gewerkschaften gesammelt habe, gebe es doch viel zu lernen. In ganz Europa und anderen Teilen der Welt arbeite Microsoft bereits eng mit Betriebsräten und Gewerkschaften zusammen. Microsoft habe erkannt, dass Arbeitsplätze sich verändern und kündigt neue Grundsätze zum Umgang mit Mitarbeiterorganisationen an.

Das Unternehmen erklärt, dass es das Recht der Mitarbeiter zur Gründung oder Beitritt einer Gewerkschaft anerkennt und verpflichtet sich zur "kreativen und kooperativen" Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Mitarbeitern. Microsoft möchte eine enge Beziehung und gemeinsame Partnerschaften mit seinen Mitarbeitern aufrechterhalten und ist überzeugt, "dass es wichtig ist, sich die Anliegen unserer Mitarbeiter anzuhören".

Während gewerkschaftliche Organisationen und mehrtägige Streiks in Deutschland heutzutage völlig normal sind, findet in den USA bei Amazon etwa ein verbitterter Streit um die Gründung einer Gewerkschaft statt. So wird bei dem Versandriesen an den unterschiedlichen Standorten jeweils für die mögliche Gründung einer Gewerkschaft abgestimmt und das führt nicht immer zu einem klaren Ergebnis – wird in einigen Fällen sogar mehrfach durchgeführt.

Amazon wirft unter anderem den Gewerkschaften Beeinflussung und Manipulation vor und geht rechtlich dagegen vor, weil Mitarbeitern angeblich mit Marihuana bestochen und von Gewerkschaftlern bedroht wurden. Amazon-Manager, die im Kampf gegen die Gründung einer Gewerkschaft verantwortlich waren, wurden nach dem Votum für eine Mitarbeitervertretung gefeuert. Zuletzt wurde bekannt, dass Amazon seine Angestellten mit den für die Arbeit notwendigen Scanner überwacht, um so etwa die Pausenzeiten und Unproduktivität zu protokollieren.

Das Microsoft nun einen anderen Weg einschlägt, könnte zum einen an den großteils negativ bewerteten Vorfällen bei Amazons liegen, indes wird zudem die Auswahl an Spezialisten knapp. Während Amazon vorwiegend die Mitarbeiter in den Lagern unter Druck setzt, benötigt Microsoft überwiegend Spezialisten, die auch in anderen Unternehmen weltweit händeringend benötigt werden.

Mit Google, Apple, Meta und Amazon ist neben unzähligen Startups die Konkurrenz um IT-Fachkräfte enorm groß. Das lässt aktuell auch die Gehälter in einigen Unternehmen durch die Decke schießen. Geld ist allerdings nicht immer eine Lösung für jedes Problem. So sprachen sich bereits 2019 Arbeitnehmer für mehr Freizeit aus und waren bereit, dafür auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten. Der positive Umgang mit Gewerkschaften könnte Teil einer Strategie Microsofts sein, um bei potenziellen Mitarbeitern besser aufgestellt zu sein.

(bme)