Gewöhnliche Onlinewerbung landet dank Google neben Pornos, Sodomie und im Iran

Über Google ausgespielte Werbung ist im Internet allgegenwärtig. Wo sie teilweise landet dürfte auch die Werbekunden überraschen, zeigt eine neue Analyse.

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Google Ads

(Bild: PixieMe/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Über Google ausgespielte Onlinewerbung von Regierungen der EU und der USA, von Politikern und Politikerinnen sowie renommierten Unternehmen landet auch auf Internetseiten mit illegalen Inhalten, Hardcore-Pornografie und in sanktionierten Staaten wie dem Iran. Das hat die Analysefirma Adalytics herausgefunden und Beispiele in einem Bericht zusammengetragen. Onlinewerbung von Firmen, die eigentlich um ihr Renommee besorgt sein dürften, wurde demnach dank Google beispielsweise auf einer Sodomie-Internetseite und neben pornografischen Bildern entdeckt, andere auf Seiten, die der Werbekunde explizit ausgeschlossen hat. Weiterhin wurden auf Seiten, die sich explizit an Kinder richten, auf diesem Weg Anzeigen für Wodka, Whiskey, Bier und Wein ausgespielt.

Untersucht hat Adalytics Werbung, die über das Netzwerk der sogenannten Google Search Partner (GSP) ausgespielt wird. Dabei handelt es sich um Internetseiten, die für das Finden lokaler Inhalte eine angepasste Version der Google-Suche einsetzen. Zwischen den Suchergebnissen werden Werbeanzeigen ausgespielt, die direkt bei Google gebucht wurden, teilweise aber in einem Umfeld, das den Werbekunden überhaupt nicht gefallen dürfte, teilweise sogar entgegen deren expliziten Wunsch. So wurde Onlinewerbung von Firmen auf der US-Nachrichtenseiten Breitbart entdeckt, obwohl die das explizit untersagt haben. Adalytics hat aber auch zahlreiche Beispiele für Anzeigen etwa der US-Regierung, die auf Hardcore-Pornoseiten gelandet sind.

Über das Werbenetzwerk von Google ist demnach auch Werbung einer europäischen Partei, der Europäischen Kommission und der US-Regierung auf iranischen Websites gelandet, obwohl gegen die Islamische Republik scharfe Sanktionen bestehen. Sogar US-Wahlkampfwerbung wurde auf solch einer Seite gefunden. Insgesamt hat Adalytics demnach fast 200 iranische Seiten gezählt, auf denen solche Werbung landen könnten. Weitere 2200 ermittelte Domains dürften mit Urheberrechtsverstößen zu tun haben, meint die Firma. Die Zahl der pornografischen Seiten in dem Netzwerk schätzt die Analysefirma auf fast 400.

Die Ausspielung von Werbeanzeigen über das GSP war für die Kundschaft lange eine Option, inzwischen muss dem explizit widersprochen werden, erklärt Adalytics. Trotz der krassen Beispiele, die die Firma gefunden hat, spricht sie von einer "äußerst vorläufigen Beobachtung auf Basis öffentlich zugänglicher und empirischer Daten". Adalytics weist noch darauf hin, dass für die Werbung in diesem Umfeld überhaupt nur Geld fließt, wenn darauf geklickt wird und Google die Auszahlung nicht als unzulässig abweist. Auf diesem Weg muss also nicht zwangsläufig Geld von den Werbekunden zu den Seitenbetreibern fließen. Google hat den Bericht zurückgewiesen und spricht von herausgepickten Beispielen in einem grundsätzlich funktionierenden Umfeld, zitiert The Register.

(mho)