Gezeitenkraft: Kanadische Turbine mit Mühe geborgen

Seite 2: Schäden diagnostiziert

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Erfreulicher Weise ist der Tauchgang geglückt. Die Taucher konnten die Leine entfernen, woraufhin die Turbine gefasst und hochgehievt wurde. Eine erste oberflächliche Inspektion zeigte laut Cape Sharp Tidal, dass mehrere Opferanoden fehlen. Diese Anoden sollen die Korrosion der Turbine bremsen. Sie müssen nun neu designt werden.

Außerdem funktionieren zwei von vier Unterwassermikrophonen nicht mehr, wie eine Sprecherin heise online mitteilte. Diese Geräte waren von Beginn an redundant ausgelegt. Zudem hat eine auf Druck besorgter Bürger installierte Unterwasserkamera den Geist aufgegeben. Beides sind Geräte, die für den Betrieb der Turbine nicht gebraucht werden. Sie wurden für ein Umweltmonitoring-Projekt installiert. Dazu gehören auch ein Seitensichtsonar und ein Ultraschall-Doppler-Profil-Strömungsmesser (ADCP), die nicht beschädigt wurden.

Die Turbine wurde in den Hafen der Stadt Saint John in der Nachbarprovinz Neubraunschweig gebracht. Dort erfolgte eine eingehende Inspektion. Dann werden die Schäden repariert und das Umspannmodul durch ein verbessertes Modell ersetzt.

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Anschließend soll die Turbine wieder im Minas-Becken installiert werden, wofür Cape Sharp Tidal aber noch keinen Zeitplan verrät. Gleichzeitig hat das Unternehmen eine zweite Turbine in Arbeit, die noch dieses Jahr in Betrieb gehen soll. Die Firma ist ein Joint Venture des französischen Waffen- und Nuklearenergie-Konzerns DCNS mit dem neuschottischen Strommonopolisten Emera.

Ebbe vor Burntcoat Head in der Bay of Fundy. Die Turbine im Minas-Becken war aber auch bei Ebbe unter Wasser.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Der bisherige Verlauf des Experiments unterstreicht, dass noch viele Fragen offen sind, und wie schwierig es ist, in starken Meeresströmungen zu arbeiten. Vergangene Woche hat Kanadas Regierung eine zusätzliche Million kanadischer Dollar (etwa 675.000 Euro) für einschlägige Forschungsprojekte zur Verfügung gestellt, wozu noch eine Viertelmillion Dollar aus Neuschottland kommt. Gesucht werden neue Ansätze für das Umweltmonitoring, Verbesserungen der Arbeitsverfahren auf See und generell kostensenkende Maßnahmen für Gezeitenkraft.

Unstrittig ist, dass erhebliche Fortschritte erzielt wurden. 2009 hatte Emera bereits einmal eine Turbine in der Bay of Fundy installiert. Doch wurden die beweglichen Teile der Turbine binnen weniger Tage weggerissen, so dass nur das Gehäuse geborgen werden konnte. Damals gab es auch keine Anbindung an das Stromnetz. Die nun geborgene Turbine hat im Wesentlichen gehalten, immerhin schon 1500 Stunden lang Strom ins öffentliche Netz gespeist und soll ihre Arbeit auch wieder aufnehmen. (ds)