Ghost Gunner: Open-Source-CNC-Fräse für Waffenherstellung

Defense Distributed, die Organisation hinter der Waffe aus dem 3D-Drucker, hat eine CNC-Fräse entwickelt. Wie bereits bei den Pistolendateien für 3D-Drucker geht es der Gruppe darum, zu demonstrieren, wie leicht sich Waffenkontrollgesetze umgehen lassen.

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Von
  • Elke Schick

Update (09.10.14): Nach intensiver Diskussion innerhalb und außerhalb der Redaktion haben wir diese Meldung überarbeitet und ergänzt, um die Entwicklung genauer einzuordnen und Details zu präzisieren.

Bereits am 22. September hatten Defense Distributed eine "October Surprise" angekündigt. Dass sich hinter dem kurzen Film, der vermutlich Aufnahmen der Luftwaffe der USA im Zweiten Weltkrieg zeigt, die Ankündigung einer CNC-Fräse für 1200 US-Dollar verbirgt, dürfte sich wohl nur Spezialisten erschlossen haben.

Der "Ghost Gunner", die von Defense Distributed entwickelte CNC-Fräse.

Mit einem Artikel in der US-amerikanischen Ausgabe der Wired und einer neuen Webseite stellt die krypto-anarchistische Gruppe das neue Projekt heute vor. Dabei handelt es sich um eine kleine, kostengünstige CNC-Fräse, deren Schaltpläne und Design-Dateien zukünftig offen zugänglich online gestellt werden. Dazu werden auch die Dateien für ein unteres Gehäuse einer Schusswaffe (lower receiver) für die Herstellung mit dieser Fräse veröffentlicht.

Waffen aus dem Hobbykeller

Die boomende internationale Maker-Bewegung besteht nicht nur aus Bastlern, Künstlern und Weltverbesserern – auch krypto-anarchistische Gruppen zählen sich dazu. Diese wollen staatliche Machtmonopole abschaffen, unter anderem auf dem Weg über technische Mittel wie billige 3D-Drucker und CNC-Fräsen. So verbreitet etwa die US-Gruppe "Defense Distributed" in Namen dieser Ideologie Werkzeuge, Open-Source-Druckvorlagen und Bauanleitungen für Eigenbau-Schusswaffen ohne staatliche Kontrolle. In Deutschland ist die Herstellung jedes einzelnen wesentlichen Teils einer Waffe verboten, sofern man nicht über eine "Waffenherstellungserlaubnis" verfügt. Die besitzen beispielweise professionelle Büchsenmacher. Bei Make und heise online berichten wir bereits seit längerem über die Waffenherstellung, weil wir davon überzeugt sind, dass sich Politik und Gesellschaft mit solchen neuen Gefahren auseinandersetzen muss. Wir rufen in keiner Weise zum Eigenbau von Schusswaffen auf und liefern auch keine Bauanleitungen dazu.

Natürlich ist diese Fräse nicht nur für die Herstellung von Waffen geeignet – sie wurde aber eigens zu dem Zweck entwickelt, aus frei verkäuflichen, bereits zu 80 Prozent vorgefertigten Rohlingen funktionsfähige untere Gehäuseteile herzustellen. Diese "lower receiver" sind in den USA die einzigen Waffenteile, die nicht frei verkauft werden, weil sie die Registrierungsnummer der Waffen enthalten. Wer sie selbst herstellen kann, umgeht somit die Waffenkontrolle. In Deutschland ist es illegal, mit einer solchen Fräse Waffenteile herzustellen.

Wie auch mit dem Liberator, der Waffe aus dem 3D-Drucker, achtet die Gruppe streng darauf, dass das Projekt in den USA legal ist. Ein nicht-registriertes unteres Gehäuseteil darf man nicht verkaufen, man darf es aber herstellen. Die Herstellung soll jetzt mittels der "Ghost Gunner"-Fräse stark vereinfacht werden.

Ein unteres Gehäuse für Schusswaffen, wie es der Ghost Gunner herstellen könnte.

Zur Begründung dafür, dass die Gruppe nicht nur eine für CNC-Fräsen kompatible Datei eines unteren Gehäuseteils, sondern gleich eine komplette Fräse entwickelt hat, heißt es: "Wir empfanden die bestehenden CNC-Fräsen als zu teuer, zu DIY oder zu ungenau, um dem Laien die Waffenherstellung zu ermöglichen. Dadurch, das wir das Gehäuse auf genau die Größe minimiert haben, die die Herstellung von unteren Waffengehäuseteilen erlaubt, konnten wir Stabilität erhöhen, die Materialkosten senken und einige gestalterische Grenzen umgehen, was es uns erlaubt, eine günstige Maschine zu verkaufen, die akkurat genug ist, um Waffen herzustellen." (esk)