"Gigabit-Gesellschaft" kommt nur langsam in Fahrt

Bis Ende 2012 wollte die Telekom schon bis zu 10 Prozent der deutschen Haushalte am Glasfasernetz haben. Das Ziel wird kaum zu schaffen sein. Im Ausland ist das Unternehmen beim Glasfaserausbau schon weiter.

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Von
  • Richard Sietmann

Vor genau zwei Jahren überraschte Telekom-Chef René Obermann die Öffentlichkeit mit der vollmundigen Ankündigung des Einstiegs in die "Gigabit-Gesellschaft": Bis Ende 2012 wolle der größte deutsche Netzbetreiber "bis zu" 10 Prozent der bundesdeutschen Haushalte mit Glasfaser erreichen. Das wären rund 4 Millionen Haushalte. Doch selbst bei großzügiger Auslegung ist die Deutsche Telekom von diesem Ausbauziel meilenweit entfernt.

Mit Modernisierungsprojekten in zwölf Städten brachte es die Telekom im vergangenen Jahr auf insgesamt 169.000 anschlussfähige Wohneinheiten. "Der FTTH-Ausbau ist ein sehr lokales Geschäft", erklärte der für die politische Interessenvertretung der Telekom in Bundesländern und Kommunen zuständige Jürgen Schneider am Dienstag in Berlin auf der Konferenz "Breitbandversorgung in Deutschland" der Informationstechnischen Gesellschaft (ITG) im VDE. In diesem Jahr sei der Ausbau in zehn weiteren Städten geplant, und "die Planungen für 2013 laufen".

Ausgebaut werde, sobald die sogenannte 80/10-Regel erfüllt sei. Das heißt, verlegt wird erst dann, wenn mindestens 80 Prozent der Hauseigentümer in dem ausgewählten Modernisierungsgebiet die Zustimmung zum Hausanschluss erteilt haben und mit mindestens 10 Prozent der Haushalte tatsächlich ein Vertrag zustandegekommen ist. "Sell first, build later", heißt das bei der Telekom – erst verkaufen, dann bauen.

"In einigen Städten läuft das sehr, sehr gut", berichtete Schneider. "In Stade sind wir sehr schnell – innerhalb weniger Wochen – auf die 80 Prozent Eigentümerquote und auch sehr schnell auf den Schwellwert 10 Prozent bei der Vorvermarktung gekommen." Es gebe aber auch Städte wie zum Beispiel Münster, "wo die Akquise sehr schleppend verläuft".

Außerhalb Deutschlands ist die Telekom mit dem FTTH-Rollout bereits weiter. In der Slowakei, wo die Tochter Slowak Telekom schon 2008 mit dem Glasfaserausbau begonnen hat, sind bereits 300.000 Haushalte erreichbar. Insgesamt können die Telekom-Töchter von Ungarn bis Griechenland in Südosteuropa 1,5 Millionen Haushalte mit der Glasfaser anschließen. Die tatsächliche Anschlussquote allerdings, das war auf der VDE-Tagung heute auch zu erfahren, liegt dort nur bei etwa 6 Prozent und bleibt damit weit hinter den Erwartungen zurück. (vbr)