Gläubiger geben Phenomedia eine Chance

Das verschuldete Unternehmen wird in ihrem Kerngeschäft Spiele- und Charaktere-Entwicklung mit 30 Beschäftigten weiter arbeiten.

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  • dpa

Die Versammlung der Phenomedia-Gläubiger gab am Donnerstag in Bochum grünes Licht für den Fortbestand des Softwarehauses Phenomedia. Das mit 16 Millionen Euro verschuldete Unternehmen werde in ihrem Kerngeschäft Spiele- und Charaktere-Entwicklung mit 30 Beschäftigten weiter arbeiten, teilte der Insolvenzverwalter mit. Der Börsenkurs zog am Vormittag um 66 Prozent auf 55 Cent an.

Der durch das virtuelle Moorhuhn bekannt gewordene Spieleentwickler war nach Bilanzfälschungen im Frühjahr ins Trudeln geraten und hatte Insolvenzantrag gestellt. Für das laufende Jahr erwartet der Insolvenzverwalter nach der Neuordnung wieder 235.000 Euro Gewinn, im kommenden Jahr 1 Million Euro.

Seit dem Börsengang im Jahr 1999 hat Phenomedia in seinen Bilanzen fingierte Rechnungen im Umfang von 22,3 Millionen Mark (11,4 Millionen Euro) verbucht. Der Umsatz lag tatsächlich bei 33,9 Millionen Mark, statt bei 56,2 Millionen Mark. Der Verlust betrug in den drei Bilanzjahren statt 8,5 Millionen Mark tatsächlich 58,3 Millionen Mark (29,8 Mio Euro). Dabei sollte laut Bilanz in den ersten beiden Jahren sogar ein Gesamtgewinn von 4,2 Millionen Mark erwirtschaftet worden sein.

Der Insolvenzverwalter erwartet zur Schuldenminderung jetzt Steuerrückerstattungen in Höhe der angegebenen Gewinne und Einnahmen aus dem Verkauf der noch mehr als einem Dutzend Beteiligungen und der Lizenzen. Ob auch Forderungen gegen die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft gestellt werden können, die die falschen Bilanzen genehmigt hatte, sei noch nicht geklärt.

Seit Aufdeckung der Luftbuchungen ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Vorstandschef Markus Scheer und Finanzvorstand Björn Denhard wegen Bilanzfälschung und Insiderhandels. Nach großen Aktienbewegungen vor Bekanntwerden des Bilanzschwindels untersuchen Staatsanwaltschaft und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin), ob Fälle von Insiderhandel vorliegen. Die Ex-Vorstände hätten bisher Bilanzfälschungen eingeräumt, nicht aber Insiderhandel, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die BAFin sieht indes den Verdacht des Insiderhandels erhärtet. (dpa) / (anw)