Gmail-Nutzerin klagt gegen Google

Eine private Gmail-Nutzerin hat in den USA ein Sammelklage-Verfahren gegen Googles Social-Network-Dienst Buzz angestrengt, da ohne Einwilligung der Nutzer Kontakte aufgedeckt wurden.

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Der unzureichende Datenschutz in Googles neuem Dienst Buzz zieht nun eine weitere juristische Reaktion nach sich. Die amerikanische Gmail-Nutzerin Eva Hibnick hat beim US-Bundesgericht im kalifornischen San José eine Beschwerde mit Antrag auf Zulassung einer Sammelklage gegen Google eingereicht. Hibnick wirft dem Internetdienstleister vor, gegen diverse Gesetze verstoßen zu haben, darunter gegen den Computer Fraud and Abuse Act, berichtet die Tageszeitung San Francisco Chronicle in ihrem Weblog.

Hibnick sieht ihre und die Privatsphäre von vielen der gut 30 Millionen Gmail-Nutzern verletzt, da Google private Kontakte für sein Empfehlungssystem im Mikroblogging-Dienst Buzz verwendet hatte. Der Nutzer wurde automatisch zum Mitleser derjenigen Gmail-Nutzer, die er am meisten kontaktiert hatte. Ohne Einwilligung des Nutzers wurden dessen Beziehungen offenbart, da die Mitleser anderen Mitlesern angezeigt wurden. Zudem konnten die Mitleser automatisch Empfehlungen aus dem Google Reader verfolgen und freigegebene Picasa-Fotoalben betrachten.

Google hat inzwischen seinen Dienst schrittweise nachgebessert und sich bei den Nutzern entschuldigt. CEO Eric Schmidt sah aber keine Nutzer ernsthaft geschädigt, wie er am Rande des Mobile World Congress sagte. Bürgerrechtler und Datenschützer werfen aber ein, dass durch die unfreiwillige Offenlegung der Kontakte möglicherweise zum Beispiel Journalisten-Informanten und heimliche Beziehungen aufgedeckt wurden und Stalking begünstigt wurde. Die Datenschützer des Electronic Privacy Information Center (EPIC) haben deshalb bei der US-Aufsichtsbehörde Federal Trade Commission eine Beschwerde eingereicht.

Inzwischen hat Google wie versprochen im Einstellungsbereich für Gmail einen Link zur Einstellung von Buzz eingebaut. Dort können Gmail-Nutzer bestimmen, ob Mitleser-Listen im öffentlichen Profil angezeigt werden. Auch lässt sich dort Buzz vollständig deaktivieren. Dadurch werden das Profil und die Buzz-Posts des Nutzers gelöscht. Außerdem werden sämtliche Verknüpfungen zu anderen Websites aufgehoben und die Mitleserschaften deaktiviert, wie Google erläutert. Das Deaktivieren ist auch weiterhin über einen Link am Ende der Gmail-Webseite möglich. (anw)