Gnome 48 liefert HDR-UnterstĂĽtzung und schont Akkus
Mit Wayland kann Gnome nun Farbmanagement sowie HDR bieten. Die Energieverwaltung kann Akku-Ladegrenzen berĂĽcksichtigen.

(Bild: David Wolski)
Wie im eingespielten Entwicklungszyklus geplant erscheint Gnome 48 ein halbes Jahr nach der Vorgängerversion. Die neue Fassung markiert eine der wichtigeren Ausgaben der freien Desktopumgebung für Linux und Unix-oide Systeme. Denn Gnome 48 wird nicht nur in den kommenden Versionen von Ubuntu und Fedora enthalten sein, sondern steht auch auf der Liste der Desktops als Standard-Umgebung vom nächsten stabilen Debian "Trixie", welches in der zweiten Jahreshälfte 2025 erscheinen soll. Debian-Anwender wird Gnome 48 also eine Weile länger begleiten.
Kontrastreiche Farben und Farbprofile
Und die Neuerungen können sich buchstäblich sehen lassen: Erstmals kann Gnome mit Wayland auf geeigneten Monitoren das breitere Kontrastspektrum von HDR (High Dynamic Range) anzeigen. Bislang war dieser Anzeigemodus für moderne Bildschirme noch experimentell und verlangte eine manuelle Aktivierung in Gnome 47. Damit das funktioniert, ist unter Linux ein AMD-Grafikchip mit dem Treiber AMDGPU Voraussetzung oder eine Nvidia-Karte mit dem proprietären Hersteller-Treiber ab Version 550.54.14. Zur Überprüfung, ob ein angeschlossener Bildschirm HDR unterstützt, ist das Kommandozeilentool "gdctl" hinzugekommen. Eine HDR-Ausgabe wirkt sich auf GTK4-Programme in Gnome 48 aus, doch hinken Anwendungen generell noch hinterher. So ist HDR für den Browser Firefox auch nach sechs Jahren noch immer eine Baustelle. Bislang bieten immerhin der Videoplayer "mpv" sowie das Wine-basierte "Proton" in Valves Steam für einige Spieltitel über den eigenen Compositor "Gamescope" HDR-Unterstützung.
(Bild: Screenshot / David Wolski)
Eine weitere Neuerung unter Wayland, welche die Farbdarstellung verbessern kann, ist ein Farbmanagement für Ausgabegeräte und Drucker, nachdem der Gnome-Compositor das notwendige Wayland-Protokoll dafür als Ergänzung erhalten hat. Die Einstellung zu Farbprofilen findet sich jetzt in den Gnome-Systemeinstellungen im Punkt "Color management", der auch weitere Profile von Herstellern nachladen kann, um Farben möglichst originalgetreu abzubilden.
Triple Buffering: Dreifach hält besser
Für samtige Animationen nutzt Gnome 48 jetzt Triple Buffering, wovon besonders Desktops mit hohen Auflösungen profitieren, denn es gehen weniger Frames verloren. Ubuntu hatte eigene Patches für Triple Buffering schon auf eigene Faust über die Grafikbibliothek gepflegt, doch diese funktionierten noch nicht mit den Nvidia-Treibern. Gnome 48 setzt diesen Buffer für Frames nun selbst über seinen Wayland-Compositor um, was unabhängig von den verwendeten Grafikchips funktioniert. Gnome schafft nun stotterfrei bis zu 60 Frames pro Sekunde auf einem 4K-Bildschirm.
(Bild: Screenshot / David Wolski)
Um ermĂĽdungsfreies Arbeiten kĂĽmmert sich auch die neue Erinnerungsfunktion "Wellbeing" in den Gnome-Einstellungen. Um die Augen bei langen Arbeiten zu schonen, kann Gnome hier im Stil von Apples Screentime in Intervallen an Pausen erinnern und den Bildschirm auf Wunsch in neutrale Graustufen tauchen. Um das Schriftbild in GTK-Anwendungen zu verbessern, setzt Gnome nun auf die hinzugefĂĽgte Font-Familie "Adwaita" als neue Standardschriftart.
(Bild: Screenshot / David Wolski)
Die Energieverwaltung bindet nun in ihrem Menüpunkt die Fähigkeit des Tools "upower" ein, einen Laptop-Akku bei angeschlossener Stromversorgung auf geringere Kapazitätsgrenzen als 100 Prozent zu laden. Dies lässt Akkus etwas langsamer altern. Unter den Gnome-Anwendungen gibt es den Audioplayer "Decibels", welcher die altehrwürdige Rhythmbox in die verdiente Rente schicken soll und ganz im Stil von Gnome eine schlichte, reduzierte Oberfläche präsentiert. Zur Installation von Anwendungen als Flatpak hat die Paketverwaltung von "Gnome Software" nun eine Anbindung für Flatpak-Beschreibungen in flatpakref-Dateien als registrierten Dateityp bekommen. Eine manuelle Installation dieser Flatpaks in der Shell ist damit nicht mehr nötig.
Das neue Gnome jetzt schon testen
Die Release Notes listen wie immer alle großen und etlichen kleinen Änderungen systematisch auf. In der gerade erschienenen Beta zu Fedora Linux 42 ist Gnome 48 jetzt schon für eine unkomplizierten Begutachtung in VMs oder auf blanker Hardware verfügbar. Aus der recht stabilen Vorabversionen stammen die Bildschirmfotos in dieser Meldung. Auch das installierbare Live-System der Gnome-Entwickler lädt zum Ausprobieren ein, wobei es aber nicht für den produktiven Einsatz als ausgewachsene Linux-Distribution gemacht ist.
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(dmk)