Google-Ads für populäre Apps sollen Apple angeblich mehr Provision bringen

Apple schaltet angeblich Google-Ads für Dritt-Apps ohne deren Wissen, um so Abo-Provisionen zu kassieren. Manche Entwickler zeigen sich verärgert.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 15 Kommentare lesen

(Bild: PixieMe/Shutterstock.com)

Update
Lesezeit: 3 Min.

Mit Google-Anzeigen für beliebte Apps anderer Anbieter stärkt Apple angeblich sein App-Store-Geschäft – ohne Wissen oder Zustimmung des jeweiligen Entwicklers: Der Konzern schalte über eine Agentur schon seit längerer Zeit Suchmaschinenwerbung bei Google etwa für umsatzkräftige Dating-Apps wie Tinder oder den US-Streaming-Dienst HBO Max, wie ein Marktforscher bei Forbes unter Berufung auf mehrere offensichtlich verärgerte App-Publisher berichtet. Die Google-Ads führen den Suchenden direkt in den App Store. Schließt er anschließend in der App ein Abonnement ab, verdient Apple daran automatisch bis zu 30 Prozent Provision mit.

Die Anbieter zeigen sich verärgert über die kostenlose Werbung: Ein Neuabonnement in der iPhone-App bringe dem jeweiligen App-Entwickler gewöhnlich deutlich weniger Geld ein als wenn das Abo direkt abgeschlossen wird – gerade wenn es über Jahre laufen sollte. Zudem übernimmt Apple so die Kundenbeziehung, der Anbieter bleibt außen vor. Bei Jahresabonnements, die schnell in dreistellige Bereiche kommen, rechnet sich die Schaltung solcher Google-Anzeigen wohl auch für Apple – zumal das Unternehmen tiefen Einblick haben dürfte, welche Abos gut laufen und viele Neukunden sie anziehen.

Für die App-Anbieter sei zudem problematisch, dass sie nun gegen Apple auf die gleichen Suchbegriffe wie etwa ihren Markennamen bieten müssen, wenn sie darunter ihren eigenen Dienst bewerben wollen. Das treibe die Preise für die Werbeschaltung und damit auch die Neuabonnentengewinnung in die Höhe, heißt es bei den Publishern. Gegen Googles Werberichtlinien verstoße die Masche wohl nicht.

In der Werbebranche sorgte der Bericht am Wochenende für erhebliche Diskussionen. Während manche das Vorgehen als anrüchig einstufen, sehen andere es als ein legitimes Vorgehen. Die Masche sei sicher aggressiv, doch "ist sie auch unmoralisch?", fragt etwa der Werber Antonio García Martínez, ein Ex-Facebook-Manager, der jüngst für kurze Zeit bei Apple tätig war. Da Apple die Anzeigen über Google schalte, habe der Konzern keinen Marktvorteil und vielleicht "sollten die App-Anbieter selbst mehr bezahlte Werbung schalten" – schließlich könne jeder auf diesen Werbeplatz bieten.

[Update 15.11.2021 18 Uhr] Apple wirbt nach eigener Angabe seit fünf Jahren für Apps von Dritt-Anbietern auf andere Plattformen im Rahmen seiner Marketingaktivitäten rund um den App Store – dies sei entsprechend auch von den Entwicklervereinbarungen abgedeckt und geschehe nicht heimlich. Es handele sich dabei zudem um eine gängige Werbepraxis, die etwa auch im Einzelhandel zum Einsatz kommt, so das Unternehmen.

(lbe)