Noch ein Versuch: Taugt Google Chat jetzt als Teams-Alternative?
Schon lange will sich Google als Komplettalternative zu MS 365 etablieren – doch gegen Teams scheint kein Kraut gewachsen. Jetzt kommt die nächste Offensive.
Mit neuen KI-Funktionen, einem aktualisierten Design und Videokonferenzen will Google seinen Chat zum zentralen Business-Messenger ausbauen. Bei der Anwendung handelt es sich um den Nachfolger von Hangouts, der sich spätestens seit der angekündigten Umbenennung 2017 explizit an Unternehmen richtet. Allerdings konnte der Dienst nie auf einer Ebene mit Slack und vor allem Microsoft Teams konkurrieren.
Wie Teams mit anderen 365-Anwendungen ist auch Chat eng mit Workspace verknĂĽpft. Die hauseigene Duet KI durchforstet nun proaktiv andere Applikationen wie Gmail oder Drive nach fĂĽr den Nutzer wichtigen Ă„nderungen. Hierbei kann es sich zum Beispiel um ein aktualisiertes Dokument oder eine aus einer E-Mail extrahierten Erinnerung fĂĽr den Kalender handeln. Auf Wunsch fasst der Assistent die Informationen wie auch verpasste Konversationen im Chat in natĂĽrlicher Sprache zusammen. Erst Anfang Juni hatte Google den Einzug der Duet KI in Workspace generell in Aussicht gestellt.
Unter dem Namen Huddles bietet bald auch Google im Chat spontane Videoanrufe – ein Feature, das Slack zum Beispiel schon seit 2021 und Teams ohnehin bietet. Der Unterschied zum regulär geplanten Meeting: Nutzer müssen den bisherigen Chat nicht verlassen, der Anruf findet als Teil der aktiven Konversation statt. Die Preview-Phase soll Ende des Jahres starten.
Teams-Konkurrent Chat plus Teams-Konkurrent Spaces
Spaces startete ebenfalls als Teams-Konkurrent und ist gleichzeitig mit anderen Messaging-Diensten Googles eng verbunden. Es handelt sich um einen zentralen Ort für Organisationen, inklusive öffentlicher Gruppen-Chats, Aufgaben und Dateiablage. Ab Ende des Jahres will Google die Konten der Nutzer der unterschiedlichen Dienste synchronisieren; Gruppen und Spaces stehen anschließend nahtlos im Chat zur Verfügung. Zudem vergrößert Google die Spaces, damit je bis zu 500.000 Nutzer an einem teilnehmen können. Bislang waren sie auf 50.000 begrenzt. Verantwortliche können jetzt außerdem nachvollziehen, wie viele Mitarbeiter eine spezifische Nachricht gelesen haben. So sollen sie das Engagement, also wie sehr sich die Anwender mit ihr beschäftigen, messen.
In den Bereich Sicherheit sortiert Google die neue Moderation der Inhalte ein. Über die Admin-Konsole sollen Verantwortliche an zentraler Stelle alle Beschwerden der Nutzer prüfen und passende Konsequenzen ziehen können. Auf Anwenderseite steht hierfür im Kontextmenü einer Nachricht ein Melde-Button zur Verfügung, anschließend sollen sie Details angeben – zum Beispiel, ob es sich um eine Beleidigung, Spam oder vertrauliche Informationen handelt.
Schließlich aktualisiert Google auch das Design, das nun auf Material 3 setzt. Im selben Zug erhält Chat ebenfalls die Funktionen des Smart Canvas, dank der zugehörigen Smart Chips sollen während des Verfassens einer Nachricht direkt die passenden Workspace-Inhalte zur Verfügung stehen. Auch die Suche profitiert hiervon, unter anderem soll der Nutzer so stets die zu ihm passende Autokorrekturen, alternative Suchvorschläge und eine individualisierte Auflistung der Ergebnisse erhalten.
Zu guter Letzt führt Google neue Verknüpfungen mit Drittanbietern ein, darunter Workday, Loom, Zoho und LumApps. In der Ansicht erhalten alle diese Apps einen eigenen Bereich. Ferner lassen sich dank der Integration mit AppSheet nun direkt in Chat eigene No-Code-Apps erstellen, die anschließend an derselben Stelle zur Verfügung stehen. Auf lange Sicht will Google außerdem erreichen, dass Chat standardmäßig "mit anderen großen Plattformen" Nachrichten austauschen kann. Das geschieht über den Dienst des Drittentwicklers Mio, das Feature befindet sich aber noch in einer Testphase.
Alle Updates und neuen Features finden sich in der AnkĂĽndigung im Workspace-Blog.
(fo)