Google Chrome 85: Funktion zum RAM-Sparen unter Windows 10 wieder deaktiviert

Die Chrome-Entwickler haben eine frisch eingebaute Funktion zum Speichersparen wieder deaktiviert: Die Leistungseinbußen unter Windows 10 2004 sind zu hoch.

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Google Chrome: Funktion zum RAM-Sparen unter Windows 10 wieder deaktiviert

Wurde gerade erst eingebaut, bleibt aber vorerst ausgeschaltet: das Chrome-Feature zum Speichersparen.

(Bild: eggeegg / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Günter Born

Mitte Juni meldete Microsoft, an Windows 10 Version 2004 einige Änderungen zugunsten einer geringeren Beanspruchung des Arbeitsspeichers etwa durch Browser wie Google Chrome oder den Chromium-basierten Edge vorgenommen zu haben. Das Unternehmen gewährt Win32-Anwendungen in diesem Zusammenhang Zugriff auf eine neue "Segment Heap"-API, um den Speicherverbrauch zu reduzieren.

Unter anderem die Chrome-Entwickler begannen daraufhin, die speichersparenden Neuerungen in die kommende, für August geplante Version 85 zu integrieren. Ausgerechnet eine höhere CPU-Auslastung und daraus resultierende Performance-Einbußen haben sie nun allerdings dazu bewogen, das Feature in Chrome 85 standardmäßig zu deaktivieren. Auf die entsprechende Code-Änderung wiesen zuerst die Betreiber der Website Techdows in einem Blogeintrag hin.

In einem Windows-Blogpost vom 17. Juni hatte Kim Denny, Principal PM Manager für Microsoft Edge, berichtet, dass der Arbeitsspeicherbedarf des Edge-Browsers dank Segment- statt Legacy Heap-Nutzung bei ersten internen Tests um bis zu 27 Prozent zurückgegangen sei. Da der neue Edge auf dem Chromium-Projekt aufsetzt, sollte der reduzierte Speicherverbrauch auch für andere Chromium-basierte Browser – und damit eben auch für Googles Chrome – gelten.

Im Chromium-Bugtracker meldete sich Anfang Juli jedoch ein Intel-Mitarbeiter zu Wort, der seinerseits Tests mit Chrome durchgeführt hat. Er gibt bei einem Intel CFL i9-9900K-Prozessor Leistungsverluste bei diversen Benchmarks zwischen 5 und 6,2 Prozent durch die neue API an. Ein Mitglied des Chrome-Entwicklerteams, Bruce Dawson, nennt in einem zweiten Bugtracker-Eintrag gar Performance-Einbußen zwischen 10 und 13 Prozent.

"Es ist gängige Praxis, eine Ressource gegen eine andere zu tauschen. Häufiger ist es erhöhter Speicherverbrauch, einhergehend mit reduzierter CPU-Nutzung. In diesem Fall ist es ein erhöhter CPU-Verbrauch im Tausch für einen drastisch reduzierten Speicherverbrauch", merkt ein Microsoft-Mitarbeiter im Zuge der Diskussion an. Aus seiner Sicht handle es sich hier um einen guten Tausch, da ein hoher RAM-Konsum Browser-Nutzer für gewöhnlich mehr beeinträchtige.

(Bild: bugs.chromium.org)

Das Chrome-Team überzeugt diese Argumentation indes nicht. "Obwohl ich ermutigende Dinge über Speichereinsparungen bei Labortests gehört habe, sehe ich keine Möglichkeit, dies aktiviert zu lassen, bis wir saubere Telemetriedaten und Labortests für 20H1 haben, was beides nicht rechtzeitig [vor dem Release] geschehen wird", schreibt Dawson bezüglich der Segment Heap-Nutzung.

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Das neue Feature soll vorerst standardmäßig deaktiviert bleiben. Die Browserentwickler wollen aber weiterhin damit experimentieren und seine Aktivierung zu einem späteren Zeitpunkt neu erwägen. Microsofts Windows-Team will seinerseits analysieren, ob und wie sich die Leistung des Segment Heaps an sich möglicherweise verbessern lässt. (ovw)