Google-Wettbewerber sprießen in den Nischen

Der Suchmaschinen-Kongress 2009 rückte mit Exalead und Opportuno.de zwei Alternativen zum Platzhirschen in den Mittelpunkt, die sich auf den Geschäftskundenbereich sowie auf Stellenangebote fokussiert haben.

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Es gibt ein Leben neben Google, wie zwei Anbieter von Suchmaschinen-Technik am heutigen Donnerstag auf dem Jahreskongress des Vereins zur Förderung der Suchmaschinen-Technologie und des freien Wissenszugangs (SuMa-eV) in Berlin zeigten. Die französische Firma Exalead hat sich auf den Geschäftskundenbereich fokussiert und zieht damit nach Angaben ihres Geschäftsführers, Francois Bourdoncle, monatlich über 100 Millionen Besucher an. Das öffentlich zugängliche, mittlerweile nur noch als Versuchsschmankerl ausgewiesene Angebot des Unternehmens kommt dem ehemaligen Altavista-Mitarbeiter zufolge im gleichen Zeitraum nur auf eine Million Nutzer.

Die Suchmaschine verfügt laut den Ausführungen Bourdoncles über eine Reihe von Funktionen, die über das puristische Design des Platzhirschen hinausgehen. Am auffälligsten sind Thumbnail-Bilder neben jedem Webseiteneintrag auf der Trefferliste. Dazu kommt eine semantische Hinführung zu verwandten Suchbegriffen und ein Bewertungssystem. Webseiten werden ferner in verschiedene Kategorien wie Blogs, Foren oder kommerzielle Angebote unterteilt, Multimedia-Bestandteile angeführt und verwendete Sprachen dargestellt. Eine Suchbox für "Profis" erlaubt Abfragen nach exakten Formulierungen, Wörtern, benachbarten Begriffen oder eine phonetische Suche nach ähnlich klingenden Marken. Die Bildersuche arbeitet mit einer Software zur Gesichtserkennung. Weitere, derzeit im Rahmen des staatlich geförderten "Quaero"-Forschungsprogramms entwickelte Funktionen sind eine Nachrichtensuche in Video-Beiträgen sowie eine eigenständige Personensuche.

Auch Andreas Bogen, Chef des auf Stellenangebote ausgerichteten Münchner Suchdienstleisters Opportuno.de, hat sich eine Nische erschlossen und schreibt rund zwei Jahre nach der Gründung zumindest "eine schwarze Null". Das Startup baut auf ein dreiteiliges Geschäftsmodell. Es stellt die Suchtechnik anderen Firmen im Business-to-Business-Bereich (B2B) zur Verfügung, dazu kommt die Generierung von Traffic für Job-Börsen im Web. Nicht zuletzt setzt der Anbieter, der automatisch alle Stellenangebote von Webseiten von über 1500 Unternehmen sowie von bereits bestehenden einschlägigen Portalen übernimmt, auf Premium-Dienste für Arbeitgeber. Der Basisdienst soll dabei gemäß dem "Freemium"-Ansatz kostenlos sein, erläutert der Gründer. Die Hand aufhalten will er dagegen bei der Zusicherung einer guten Positionierung von Anzeigen oder einer garantierten Listung.

Ohne Google funktioniere der Aufbau eines entsprechenden Portals allerdings nicht, berichtete Bogen. Man sei auf die von dem Suchmaschinenprimus auf das eigene Angebot geschickten Besucher angewiesen, so dass "gewisse Abhängigkeiten" bestünden. Ganz in diesem Sinn warf Auke Haagsma, Direktor der unter anderem von Microsoft ins Leben gerufenen "Initiative for a Competitive Online Marketplace" (ICOMP), die Frage auf: "Was machen wir mit der Riesenmacht von Google?" Einen freien Wettbewerb kann der Lobbyist im Suchmaschinenmarkt derzeit nicht ausmachen. Zugleich warf er dem Platzhirschen Missbrauch einer Monopolstellung vor. Als Beispiel nannte er den Fall der britischen Schnäppchen-Suchmaschine Foundem, die Google eines Tages nicht mehr im Index geführt habe. ICOMP habe deswegen eine Beschwerde bei der EU-Kommission eingelegt und warte auf eine Entscheidung etwa über ein Bußgeld.

Über Preisgelder von je 2500 Euro konnten sich am Nachmittag die Gewinner des SuMa Awards 2009 freuen. In der Kategorie Suchmaschinentechnik hatte die Jury mit eyePlorer eine visuelle Wissensmaschine der Firma vionto aufs Siegertreppchen gehoben. Daneben platzierte sie im Bereich Informationszugang in nicht-industrialisierten Ländern das "Freedombox Search Project" von Mario Behling und in der Sparte Medienkunst das Projekt neocer, das eine düstere Zukunft globaler Machtausübung jenseits von Orwell beschreibt. (Stefan Krempl) / (jo)